sei. Der Schuster antwortete: „Eines Tages haben mir die Knaben meines Nachbarn zum Possen einen toten Affen in die Stube geworfen, und in seinem Bauch habe ich einen großen Haufen Dukaten gefunden.“
Da erkannte der Pfarrer, daß das sein Geld war, das der Affe aufgegessen und wonach er gestorben war. Er sagte das dem Schuster, und der wollte ihm das Geld zurückgeben. Doch der Pfarrer nahm es nicht, sondern sagte: „Gott hat es dir gegeben, und was Gott gegeben hat, muß der Mensch behalten.“
Dann ließ er den Nachbarn rufen und schalt ihn dafür aus, daß er dem Schuster, als er noch arm war, den Possen gespielt hatte. Dem Schuster ging es weiter gut und er wurde ein sehr reicher Mann. Der Nachbar aber sah das mit Neid, und da er sich sagen mußte, daß nur durch seinen Possen der Schuster zu Vermögen gekommen war, platzte ihm die Galle und er starb.
Einem Armen soll man keinen Possen spielen, denn er kann bald in die Höhe kommen, und der Reiche weiß nicht, wann er von seinen Reichtümern Abschied nehmen muß.
Es war einmal ein hochbetagter Mann, der war schon über achtzig Jahre alt. Er las einmal: „Wer bittet, dem wird gegeben werden, wer sucht, der wird finden, und wer anklopft, dem wird man öffnen.“ Da dachte er bei sich: „Kann das wahr sein? Würde man mir die Königstochter geben, wenn ich um sie bitte, mir armen Greise?“ Und er beschloß, zu erproben, ob sich die Worte berwahrheiten würden.
Er machte sich auf und ging geradeswegs zum königlichen Schlosse. Der König hatte eine sehr schöne Tochter, um die sich die Königssöhne von
Friedrich Lorentz: Aus dem Märchenschatz der Kaschubei. Fuchs & Cie., Danzig 1930, Seite 43. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Aus_dem_M%C3%A4rchenschatz_der_Kaschubei.djvu/44&oldid=- (Version vom 31.7.2018)