er konnte nichts machen, denn ein Armer bekommt selten recht.
Eines Tages gingen die Knaben des reichen Nachbars in den Garten des Pfarrers, um Aepfel zu stehlen. Dort fanden sie den toten Affen, brachten ihn nach Hause und sagten zum Vater: „Sehen Sie nur, Vater, was wir gefunden haben!“
Der Vater sagte: „Werft den toten Affen dem Schuster durchs Fenster in die Stube, dann hat er Leder und kann Schuhe daraus machen!“
Die Knaben taten es, warfen dem Schuster den Affen durchs Fenster in die Stube und lachten: „Jetzt hast du etwas, Schuster, woraus du Schuhe machen kannst!“
Der Schuster erschrak zuerst, als ihm der Affe durchs Fenster auf den Fußboden flog, das gab aber zugleich solchen merkwürdigen Klang, der Affe platzte, und aus seinem Bauch rollten die Dukaten in die Stube. Da rief der Schuster: „O Glück!“
Er kaufte sich Leder, nahm sich einen Gesellen und fing an, Schuhe zu machen. Und da er sich trotz des Geldes nicht auf die faule Haut legte, sondern vom Morgen bis zum Abend arbeitete, hatte er bald so viel verdient, daß er aus seiner elenden Kate ausziehen und sich ein neues schönes Haus bauen konnte, und es ging ihm gut.
Aber der reiche Nachbar ärgerte sich sehr, daß es dem Schuster so gut ging, denn er war sehr neidisch. Er konnte nicht begreifen, daß der Schuster auf rechtliche Weise zu seinem Vermögen gekommen sein könne, und meinte, er habe irgendwo Geld gestohlen. So ging er zum Pfarrer und sagte: „Früher war der Schuster so arm, daß er nichts zu essen hatte und in einer elenden Kate wohnte, und jetzt ist er reich und hat sein eigenes schönes Haus. Er muß irgendwo Geld gestohlen oder jemanden totgeschlagen haben.“
Der Pfarrer ließ den Schuster zu sich rufen und fragte ihn, wie er zu seinem Reichtum gekommen
Friedrich Lorentz: Aus dem Märchenschatz der Kaschubei. Fuchs & Cie., Danzig 1930, Seite 42. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Aus_dem_M%C3%A4rchenschatz_der_Kaschubei.djvu/43&oldid=- (Version vom 31.7.2018)