Seite:Aus dem Märchenschatz der Kaschubei.djvu/29

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

und immer erst aufstand, wenn das Essen fertig war. So mußte die Mutter alles selbst machen und die Wirtschaft versehen und in Ordnung halten.

So wuchs die Tochter heran, ohne etwas zu tun, und es kam die Zeit, daß sie hätte heiraten müssen. Weil sie so hübsch und kräftig war, kamen auch Freier und wollten sie zur Frau haben, aber die Mutter wies alle ab, denn sie befürchtete, daß sie ihre Tochter wegen ihrer Faulheit schlagen würden.

Zuletzt kam ein Förster, ein hübscher junger Mann, und hielt um die Tochter an. Er gefiel ihr sehr und die Mutter sagte:

„Ich will sie dir zur Frau geben, aber die Männer sind immer so schlecht und schlagen ihre Frauen und ich will nicht, daß meine Tochter geschlagen wird. Du mußt darum versprechen, daß du sie niemals schlagen wirst.“

Das versprach der Förster und so verheirateten sich die beiden. Der Förster hatte eine kleine Wirtschaft und mußte jeden Morgen früh aufstehen, um in den Wald zu gehen und die Waldarbeiter anzustellen. Als er am ersten Tage aufstand, schlief seine Frau noch und die beiden Kühe im Stalle brüllten, denn sie hatten kein Futter. Der Förster dachte, daß seine Frau noch müde sei von der Reise, so weckte er sie nicht, sondern fütterte selbst das Vieh und ging in den Wald. Als er wieder nach Hause kam, war noch kein Frühstück da, denn die Frau war eben erst aufgestanden. Da sagte er zu ihr: „Ich habe hier eine alte Jagdtasche, die ganz verstaubt ist. Ich muß sie ausstäuben, du kannst sie halten, Frauchen, und ich werde klopfen.“

Sie war auch gleich bereit und hielt die Tasche, er nahm die Klopfpeitsche und fing an, die Tasche auszustäuben. Und wenn er der Tasche einen Schlag versetzte, dann bekam die Frau zwei, bis er sich sagte, daß es genug sei.

Am zweiten Tage ging es ebenso. Als der Förster aus dem Walde kam, mußte er dem Vieh

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Lorentz: Aus dem Märchenschatz der Kaschubei. Fuchs & Cie., Danzig 1930, Seite 28. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Aus_dem_M%C3%A4rchenschatz_der_Kaschubei.djvu/29&oldid=- (Version vom 31.7.2018)