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anspannen und in den Wald fahren, um Holz zu holen.“

„Soll das viel Holz sein?“ fragte Gottlieb.

„Auf einmal zu backen.“

Gottlieb spannte seine Pferde an und fuhr in den Wald. Hier besann er sich nicht lange, sondern riß den ersten Baum, den er traf, aus der Erde, lud ihn mit Wurzeln und Zweigen auf den Wagen und fuhr nach Hause.

Da bekam der Bauer Angst und wollte ihn gern los werden. Er sagte zu ihm: „Ich kann dich nicht länger behalten, du kannst gehen.“

„Dann gib mir meinen Lohn!“ sagte Gottlieb.

„Hole deinen Sack“, antwortete der Bauer, „dann sollst du deinen Lohn bekommen.“

Da brachte Gottlieb seinen Sack, der war so groß wie ein Haus. Der Bauer schüttete allen Roggen hinein, den er hatte, aber das war nicht genug. Er mußte auch den Weizen, den Hafer, die Gerste hineinschütten, doch der Sack war noch immer nicht voll. Auf dem Hofe standen drei vierspännige Wagen voll Korn, das noch nicht ausgedroschen war, die nahm Gottlieb, steckte sie mitsamt den Pferden in den Sack und sagte:

„Ich will gar nicht hinsehen, was das ist, damit der Sack nur voll wird!“

Dann nahm er den Sack auf den Rücken und ging. Aber der Bauer ärgerte sich, daß Gottlieb ihm Korn, Pferde und Wagen forttrug, und ließ seinen großen Hund auf ihn los. Gottlieb aber faßte den Hund und steckte ihn in den Sack. Da rief der Bauer:

„Lasset doch den Bullen heraus, damit er ihn stößt!“

Die Knechte ließen den Bullen aus dem Stall, aber Gottlieb faßte ihn und steckte auch den Bullen in den Sack. Dann ging er nach Hause und hatte für sein Leben genug.

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Friedrich Lorentz: Aus dem Märchenschatz der Kaschubei. Fuchs & Cie., Danzig 1930, Seite 24. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Aus_dem_M%C3%A4rchenschatz_der_Kaschubei.djvu/25&oldid=- (Version vom 31.7.2018)