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Der Soldat nahm die Einladung gern an und ging mit dem Juden in sein Haus. Dort rief dieser seine Frau, und befahl ihr, aufs beste zu braten und zu kochen. Als die Jüdin den Tisch gut bestellt hatte und der Soldat sich anschickte zu essen, sagte der Jude, daß er Geschäfte in der Stadt habe, und ging fort. Der Soldat aß und trank, denn er war sehr hungrig.

Der Jude aber hatte besondere Absichten. Er ging nicht in die Stadt auf Geschäfte, sondern geradewegs zum Schlosse, wo der Starost wohnte. Dort ließ er sich zum Starosten führen und beklagte sich über den Soldaten: „Großmächtiger Herr Starost! Wai, was mir geschah! Ich war auf dem Handel und ging ruhig meines Weges, da fiel mich ein polnischer Soldat an und nahm mir die Hälfte meines Geldes.“

„Wie sah er aus?“ fragte der Starost. „Abgerissen wie eine Vogelscheuche“, antwortete der Jude. „Der Rock voller Löcher, die Schuhe klaffen voneinander, und die Mütze auf dem Kopfe sieht aus, als ob die Vögel unter dem Himmel darin ihr Nest gebaut hätten. Nichts an ihm ist heil, außer der Haut, die er mit auf die Welt gebracht hat.“

„Da du ihn so gut beschreibst, werden wir ihn schon auffinden. Weißt du vielleicht, wohin er mit dem Gelde gegangen ist?“

„Er ist bei mir im Hause“, antwortete der Jude, „und ißt und trinkt.“

„Dann führe ihn her, der Galgen wartet schon auf ihn.“

Der Jude dankte dem Herrn Starosten schön und ging, um den Soldaten zu holen. Der wischte sich gerade den Mund ab, denn es hatte ihm gut geschmeckt. Der Jude sagte sehr freundlich zu ihm: „Unser Herr Starost hat gehört, daß ein polnischer Soldat hier in der Stadt ist. Er würde dich gerne sehen und sich mit dir von deinen Kriegen unterhalten. Darum bittet er, daß du zu ihm kommst.“

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Friedrich Lorentz: Aus dem Märchenschatz der Kaschubei. Fuchs & Cie., Danzig 1930, Seite 14. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Aus_dem_M%C3%A4rchenschatz_der_Kaschubei.djvu/15&oldid=- (Version vom 31.7.2018)