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Flechsen am Halse ordentlich aufgeschwollen waren; sie sah ganz erboßt aus und ziegelroth im Gesichte. Die Kammerjungfer suchte unterdeß hinter allen Hecken herum, als hätte sie eine Stecknadel verloren. –

„Ich brauche so nothwendig noch frische Blumen zu meiner Maske,“ fuhr die Gärtnerin von neuem fort, „wo er auch stecken mag!“ – Die Kammerjungfer suchte und kicherte dabei immer fort heimlich in sich selbst hinein. – „Sagtest Du was, Rosette?“ fragte die Gärtnerin spitzig. – „Ich sage was ich immer gesagt habe,“ erwiederte die Kammerjungfer und machte ein ganz ernsthaftes treuherziges Gesicht, „der ganze Einnehmer ist und bleibt ein Lümmel, er liegt gewiß irgendwo hinter einem Strauche und schläft.“

Mir zuckte es in allen meinen Gliedern, herunter zu springen und meine Reputation zu retten – da hörte man auf einmal ein großes Paucken und Musiziren und Lärmen vom Schlosse her.

Nun hielt sich die Gärtnerin nicht länger. „Da bringen die Menschen,“ fuhr sie verdrüßlich auf, „dem Herrn das Vivat. Komm, man wird uns vermissen!“ – Und hiermit steckte sie die Larve schnell vor und ging wüthend mit der Kammerjungfer nach dem Schlosse zu fort. Die Bäume und Sträucher wiesen kurios, wie mit langen Nasen und Fingern hinter ihr drein, der Mondschein tanzte noch fix, wie über eine Klaviatur, über ihre breite Taille auf und nieder, und so nahm sie, so recht wie ich auf dem Theater manchmal

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Joseph von Eichendorff: Aus dem Leben eines Taugenichts und das Marmorbild. Vereinsbuchhandlung, Berlin 1826, Seite 29. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Aus_dem_Leben_eines_Taugenichts_und_das_Marmorbild.djvu/33&oldid=- (Version vom 31.7.2018)