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Die Blicke irre schweifen

Von seines Schiffes Rand,
Ein blutigrother Streifen
Sich um das Haupt ihm wand.

Der sprach: „Da oben stehet

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Ein Schlößlein über’m Rhein,

Die an dem Fenster stehet:
Das ist die Liebste mein.

Sie hat mir Treu’ versprochen,
Bis ich gekommen sey,

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Sie hat die Treu gebrochen,

Und alles ist vorbei.“

Viel Hochzeitleute drehen
Sich oben laut und bunt,
Sie bleibet einsam stehen,

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Und lauschet in den Grund.


Und wie sie tanzen munter,
Und Schiff und Schiffer schwand,
Stieg sie vom Schloß herunter,
Bis sie im Garten stand.

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Die Spielleut’ musizirten,

Sie sann gar mancherlei,
Die Töne sie so rührten,
Als müßt’ das Herz entzwei.

Empfohlene Zitierweise:
Joseph von Eichendorff: Aus dem Leben eines Taugenichts und das Marmorbild. Vereinsbuchhandlung, Berlin 1826, Seite 273. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Aus_dem_Leben_eines_Taugenichts_und_das_Marmorbild.djvu/277&oldid=- (Version vom 31.7.2018)