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 An die Freunde.

Der Jugend Glanz, der Sehnsucht irre Weisen,
Die tausend Ströme durch das duft’ge Land,
Es zieht uns All’ zu seinen Zauberkreisen. –
Wem Gottesdienst in tiefster Brust entbrannt,

5
Der sieht mit Wehmuth ein unendlich Reisen

Zu ferner Heimath, die er fromm erkannt;
Und was sich spielend wob als ird’sche Blume,
Wölbt still den Kelch zum ernsten Heiligthume.

So schauet denn das buntbewegte Leben

10
Ringsum von meines Gartens heitrer Zinn’,

Daß hoch die Bilder, die noch dämmernd schweben –
Wo Morgenglanz geblendet meinen Sinn –
An Eurem Blick erwachsen und sich heben.
Verwüstend rauscht die Zeit darüber hin;

15
In Euren treuen Herzen neu geboren

Sind sie im wilden Strome unverloren.

Empfohlene Zitierweise:
Joseph von Eichendorff: Aus dem Leben eines Taugenichts und das Marmorbild. Vereinsbuchhandlung, Berlin 1826, Seite 201. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Aus_dem_Leben_eines_Taugenichts_und_das_Marmorbild.djvu/205&oldid=- (Version vom 31.7.2018)