und schweigend stiegen sie in dem stillgewordnen Hause die Stufen hinan. „Ich löse nun mein Wort,“ sagte Fortunato, indem sie auf der Terrasse über dem Dache der Villa anlangten, wo noch eine kleine Gesellschaft unter dem heiter gestirnten Himmel versammelt war. Florio erkannte sogleich mehrere Gesichter, die er an jenem ersten fröhlichen Abend bei den Zelten gesehen. Mitten unter ihnen erblickte er auch seine schöne Nachbarin wieder. Aber der fröhliche Blumenkranz fehlte heute in den Haaren, ohne Band, ohne Schmuck wallten die schönen Locken um das Köpfchen und den zierlichen Hals. Er stand fast betroffen still bei dem Anblick. Die Erinnerung[1] an jenen Abend überflog ihn mit einer seltsam wehmüthigen Gewalt. Es war ihm, als sey das schon lange her, so ganz anders war alles seitdem geworden.
Das Fräulein wurde Bianka genannt, und ihm als Pietro’s Nichte vorgestellt. Sie schien ganz verschüchtert, als er sich ihr näherte, und wagte es kaum zu ihm aufzublicken. Er äußerte ihr seine Verwunderung, sie diesen Abend hindurch nicht gesehen zu haben. „Ihr habt mich öfter gesehen,“ sagte sie leise, und er glaubte dieses Flüstern wieder zu erkennen. – Währenddeß wurde sie die Rose an seiner Brust gewahr, welche er von der Griechin erhalten, und schlug erröthend die Augen nieder. Florio bemerkte es wohl, ihm fiel dabei ein, wie er nach dem Tanze die Griechin doppelt gesehen. Mein Gott! dachte er verwirrt bei sich, wer war denn das? –
Anmerkungen (Wikisource)
- ↑ Vorlage: Erinerung
Joseph von Eichendorff: Aus dem Leben eines Taugenichts und das Marmorbild. Vereinsbuchhandlung, Berlin 1826, Seite 177. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Aus_dem_Leben_eines_Taugenichts_und_das_Marmorbild.djvu/181&oldid=- (Version vom 2.8.2019)