Arbeit rastet, und Wälder und Felder so geschmückt aussehen zu Gottes Ehre, als zögen Engel durch das Himmelblau über sie hinweg – so still, so feierlich und gnadenreich ist diese Zeit!“ – Donati stand in Gedanken am Fenster, und Florio glaubte zu bemerken, daß er heimlich schauderte, wie er so in die Sonntagsstille der Felder hinaus sah.
Unterdeß hatte sich Glockenklang von den Thürmen der Stadt erhoben und ging wie ein Beten durch die klare Luft. Da schien Donati erschrocken, er griff nach seinem Hut und drang beinah ängstlich in Florio, ihn zu begleiten, der es aber beharrlich verweigerte. „Fort, hinaus!“ - rief endlich der Ritter halblaut und wie aus tiefster, geklemmter Brust herauf, drückte dem erstaunten Jüngling die Hand, und stürzte aus dem Hause fort.
Florio’n wurde recht heimathlich zu Muthe, als darauf der frische klare Sänger Fortunato, wie ein Bote des Friedens, zu ihm ins Zimmer trat. Er brachte eine Einladung auf morgen Abend nach einem Landhause vor der Stadt. „Macht Euch nur gefaßt,“ setzte er hinzu, „Ihr werdet dort eine alte Bekannte treffen!“ Florio erschrack ordentlich und fragte hastig: „Wen?“ Aber Fortunato lehnte lustig alle Erklärungen ab und entfernte sich bald. „Sollte es die schöne Sängerin seyn?“ – dachte Florio still bei sich, und sein Herz schlug heftig.
Er begab sich dann in die Kirche, aber er konnte nicht beten, er war zu fröhlich zerstreut. Müssig schlenderte
Joseph von Eichendorff: Aus dem Leben eines Taugenichts und das Marmorbild. Vereinsbuchhandlung, Berlin 1826, Seite 167. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Aus_dem_Leben_eines_Taugenichts_und_das_Marmorbild.djvu/171&oldid=- (Version vom 31.7.2018)