Haupt schlagen zu helfen, und dann, nachdem sie mit diesem fertig geworden, auch Euch, die Ihr allein stehend ebenso schwach zum Widerstände seid, zu knechten? Sehet Ihr nicht, daß eben dieses die schändliche List der Contrerevolution ist, nach Anleitung der alten Regel aller Unterdrücker „Theile und herrsche“ die Vorkämpfer der jungen, neuen Zeit zu vereinzeln, um sie einzeln mit Leichtigkeit zu bezwingen und in Fesseln zu schlagen?
Was könntet Ihr Anderes von ihr erwarten? Kann die Diplomatie ihre Mutter verleugnen, welche keine andere ist, als die alte Despotie selbst? Kann sie anderen Interessen zum Siege verhelfen wollen, als denen, welchen sie ihren Ursprung verdankt? Kann sie arbeiten für die Geburt desjenigen neuen Daseins, welches ihre Verdammung und ihr Tod ist? Kann sie der Bundesgenosse jener dämonischen Kraft sein, welche die Welt verjüngt und welche uns den Weg bahnt, Brüder, unsere innere Fülle wie frische Frühlingssäfte in die Adern des erstarrten europäischen Völkerlebens mächtig zu ergießen? Nimmermehr! Blicket der treulosen Diplomatie nur fest und scharf in das boshaft verzerrte Angesicht, und Ihr werdet von Grauen und Ekel ergriffen werden vor ihrem kupplerischen Locken, und mit Entsetzen und mit Abscheu werdet Ihr sie weit von Euch zurückstoßen. Aus Lüge kann nie Wahrheit, aus Halbheit nie Großes entstehen und Freiheit kann nur durch die Freiheit errungen werden.
Mit Recht zürntet Ihr, mit Recht schnaubtet Ihr Rache gegen jene fluchwürdige deutsche Politik, die Nichts sann als Euer Verderben, die Jahrhunderte Euch geknechtet hat, die in Frankfurt Euern gerechten Hoffnungen und Forderungen Hohn sprach, die in Wien über die Niederlage unseres lebensvollen
Michail Alexandrowitsch Bakunin: Aufruf an die Slaven.. Selbstverlag des Verfassers., Koethen. 1848, Seite 5. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Aufruf_an_die_Slaven-Bakunin-1848.djvu/005&oldid=- (Version vom 31.7.2018)