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Vergrößerung nach dem Lick-Negative vom 27. Juni 1895, 8h21m1s P. s. t entdeckte ich am 10. Januar 1896 auf der Spitze des im nordwestlichen Inneren von Cyrillus sich erhebenden Berges ein kleines rundes, kraterartiges Object von 1.1 km Durchmesser. Ich benachrichtigte sofort den französischen Selenographen C. M. Gaudibert in Vaison (Vaucluse) von dieser Wahrnehmung unter gleichzeitiger Uebersendung des betreffenden Bildes, und derselbe konnte schon am 20. Januar 1896 mit seinem Spiegelteleskope von 260 mm Oeffnung die Realität dieses Gipfelkraters unzweifelhaft bestätigen. Die lineare Größe desselben im Bilde beträgt 1 mm und würde bei kleinerem Maßstabe der Vergrößerung kaum mehr ohne Mühe mit freiem Auge erkennbar sein.«

»Nach den erwähnten focalen Originalplatten wurde bis Ostern 1897 die nachstehende Vergrößerungsarbeit geleistet. Vom 19. April bis 1. December 1893 erfolgten gerade 100 photographische Mondvergrößerungen, zumeist im Formate 13:18 cm und vornehmlich nach Monddiapositiven; dieselben tragen den Charakter von Experimenten der verschiedensten Art an sich. Vom 1. December 1893 bis Ostern 1897 geschahen weiter 485 photographische Mondvergrößerungen, ausschließlich nach originalen Negativen (mit der einzigen Ausnahme von 7 Vergrößerungen nach 2 Arequipa-Diapositiven) und im Formate 21:26 oder 26:31 cm. Von diesen wurden die-ersten 196 Aufnahmen von mir unter photographisch-technischer Beihilfe fürs Hervorrufen der exponierten Platten etc., die letzteren 289 Aufnahmen von mir allein (seit November 1894) in allen Stadien der Herstellung ausgeführt. Erst diese letztgenannten, welche auch auf günstigeren Original-Negativen basieren, befriedigten nach jeder Richtung hin. Das für diese große, mühsame Arbeit nothwendige Plattenmaterial und alles dazu Erforderliche wurde durch Unterstützungen, theils von Seiten der Regierung und der Wiener Akademie der Wissenschaften, theils von privater Seite, namentlich von Herrn Baron Albert von Rothschild in Wien und Miss Catherine W. Bruce in New-York gedeckt.«

»Es liegt nun die Absicht vor, da die Vorarbeiten in der Hauptsache beendet sind, einen Prager photographischen Mond-Atlas im Maßstabe des Monddurchmessers von 10 Fuß bezw. von 4 Meter, vorläufig im Umfange von 200 Bildern des Formates 26:31 cm, welcher die hauptsächlichsten Mondformationen unter den verschiedensten Beleuchtungsverhältnissen umfassen würde, herauszugeben und später, falls dieser Atlas Anklang fände, noch eine zweite Serie von 200 Bildern als Ergänzung der ersten folgen zu lassen. Die zuerst genannten 200 Bilder sollen wesentlich den Vergrößerungen seit November 1894 entnommen werden und das beste bislang Erreichte repräsentieren. Die Reihenfolge der erscheinenden Bilder soll zunächst nicht mit der wachsenden bezw. abnehmenden Mondphase Schritt halten, sondern der besseren Güte und Schönheit der vorhandenen Vergrößerungen entsprechen, wobei jedoch der Kopf eines jeden Bildes die selenographische Länge und Breite der Bildmitte[1] und auch die selenographische Länge der Lichtgrenze für die Breite 0° tragen wird, mit welchen Daten schließlich jedermann in der Lage ist, die Bilder nach den Positionen der Objecte oder nach der Lage der Lichtgrenze zu ordnen. Die Reproduction der Prager Vergrößerungen soll in möglichst vollkommener Weise auf phototypischem Wege (Lichtdruck), um an Schärfe nichts zu verlieren, direct nach meinen Vergrößerungs-Diapositiven auf Glas durch das hiesige renommierte artistisch-typographische Institut Carl Bellmann unter meiner beständigen persönlichen Controle erfolgen. Nach beiliegendem Probeblatte der interessanten ruinenartigen Wallebene Maginus (L. O. 1895, Oct. 9, 16h20m02s–2s.5 P. s. t.)[2] wird jedes Bild auf starkem Cartonpapier im Formate 33:43 cm gedruckt, damit es bequem am Fernrohr gehandhabt oder auch für wissenschaftliche Sammlungen eingerahmt werden könne. Insoferne sollen auch die Blätter lose und zwar in einzelnen Heften von je 20 Bildern in Intervallen von 2 Monaten[3] erscheinen, so dass die allmähliche Beschaffung des ganzen Werkes


  1. λ = Selenographische Länge, + = westlich vom Centraimeridian.
    ß = Selenographische Breite, + = nördlich vom Aequator.
  2. Dieses Bild findet sich auch im Atlas als Taf. 14 vor.
  3. Verschiedene Umstände brachten es leider mit sich, dass dieses Intervall zuweilen selbst 3 Monate überschritt.