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Der Prager photographische Mond-Atlas.

1. Entstehung, Plan und Durchführung bezw. Veröffentlichung des Atlas.

Ueber die Entstehung, den Plan und die Durchführung des Prager photographischen Mond-Atlas ist das Hauptsächliche in meinem Atlas-Prospecte vom 18. April 1897 bemerkt worden, weshalb vorerst dessen Inhalt hier wiedergegeben werden möge.

»Mein langjähriges Zeichnen von Mondlandschaften, theils nach der Natur am Teleskope, theils nach vorzüglichen photographischen Mondaufnahmen der Lick-Sternwarte (Mt. Hamilton, Californien) in vergrößertem Maßstabe, welche Arbeiten in den ‚Astronomischen Beobachtungen an der k. k. Sternwarte zu Prag‘ von 1884, 1885–87, 1888–91 und im III. Bande der ‚Publications of the Lick Observatory‘ (Selenographical Studies p. 1–130) niedergelegt sind, schaffte die Prämissen, mich mit zureichender Aussicht auf Erfolg einer künstlerisch treuen Abbildung des ganzen Mondes zu unterziehen. Dass dieselbe nur auf rein photographischem Wege zu bewerkstelligen sei, ebensowohl, um die Subjectivität des Beobachters mit allen Mängeln der Auffassung, Interpretation und schrittweisen manuellen Fixierung des Gesehenen zu eliminieren, als auch, um jenes umfangreiche Vorhaben in relativ kurzer Zeit durchführen zu können, war selbstverständlich. Dieser Absicht kamen zugleich meine reichen photographischen Erfahrungen seit 1873, wo ich mit der Leitung der Schweriner Versuchsstation zur photographischen Beobachtung des 1874-er Venusdurchganges betraut war, sowie im darauf folgenden Jahre, als ich diese Erscheinung am 9. December mit vollständigem Gelingen auf der Kerguelen-Insel im südlichen indischen Ocean astronomisch und photographisch beobachtete, zugute.«

»Am 19. April 1893 begann ich, da die damals von Einzelnen unternommenen mannigfaltigen Versuche der photographischen Vergrößerung nach focalen Mondaufnahmen mich nicht befriedigten, Experimente zur Ausfindigmachung einer geeigneten Methode, welche absolute Treue zum Originale hinsichtlich des feinsten, auf diesen vorkommenden Details mit vollkommener plastischer Schönheit der dargestellten Objecte verbinden würde, anzustellen, und ich glaube sagen zu können, dass ich das mir gesteckte Ziel auch wirklich erreicht habe. Die bezügliche Methode werde ich im Laufe der nächsten Zeit veröffentlichen[1] und beschränke mich hier bloß darauf, einige Aeußerungen competenter Kritiker über meine, auf Chlorsilber-Gelatine-Papier copierten und an einzelne Akademien und Sternwarten verschickten, photographischen Mondvergrößerungen anzuführen.«

»Professor E. S. Holden, Director der Lick-Sternwarte, welcher die bislang von verschiedenen Selenographen veröffentlichten photographischen Mondvergrößerungen einer sorgfältigen vergleichenden Prüfung unterzog, kommt in den ‚Publications of the Astronomical Society of the Pacific‘ Vol. VIII, N. 53, 1896, p. 321 zu dem Schlusse: ‚It (this comparison) appears to show conclusively that the silver-prints of Professor Weinek (X-foot scale) come nearer to technical perfection than any other, in that they most successfully reproduce the grain of the original


  1. Es ist dies in einer, der Wiener Akademie der Wissenschaften am 22. Juni 1899 vorgelegten, Abhandlung mit dem Titel: »Ueber die beim Prager photographischen Mond-Atlas angewandte Vergrößerungsmethode« geschehen. Siehe: Sitzungsberichte derselben, math. naturw. Cl., Bd. CVIII, Abth. IIa, Juli 1899, sowie S. 63 bis 69 der vorliegenden Publication.