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Fällen den Bienen gelingen möchte, sie zwischen ihre Mandibeln zu bekommen. Das Wegfangen dieser Fliegen von Seiten des Bienenzüchters aus der Nähe seiner Stöcke ist wohl zu empfehlen, allein das Thierchen dürfte seiner Kleinheit und unscheinbaren Färbung wegen meist übersehen werden, und ausserdem ist es so flink, dass es nur schwer gelingen würde, seiner habhaft zu werden. Ist aber die Faulbrut einmal in einem Stocke ausgebrochen, so ist nur ein Mittel da, dem Untergange des Stockes vorzubeugen: die faulende Brut, oder sicherer, die ganze verdeckelte oder der Verdeckelung nahe Brut zu entfernen und an Stelle der entnommenen Bruttafeln dem Stocke leere Wachstafeln einzuhängen. Mit dem Ausschneiden der Bienenbrut wird zugleich auch die Brut der Phoride entfernt und so eine Vermehrung der Fliege verhindert, wie auch dem Umsichgreifen der Krankheit ein Ziel gesetzt. Dies muss aber sogleich im Anfange der Krankheit geschehen. Denn hat das Uebel eine grössere Dimension erreicht und die Influenz auch auf die gesunden Bienenlarven sich erstreckt, dann ist das Mittel zu spät angewandt und der ganze Stock, sammt seinem Volk und Bau muss fortgeschafft und vernichtet werden, damit nicht auch andere gesunde Stöcke einer Infection unterliegen. Das Tödten des Bienenvolkes rathe ich auf folgende Weise zu unternehmen, wie ich das in neuester Zeit an meinen Stöcken that. Man nehme einen Theil pulverisirtes Manganhyperoxyd (Braunstein), 4 Theile Kochsalz, mische beide Ingredienzien recht tüchtig zusammen, stelle sie in einem irdenem Gefäss auf den Boden des faulbrütigen Stockes und giesse darauf 2 Theile – oder auch mehr, es kommt darauf nicht so genau an, es ist sogar noch besser, wenn man mehr nimmt – rohe käufliche Schwefelsäure und verschliesse sogleich den Stock. Durch die Einwirkung der Schwefelsäure auf das Gemenge von Manganhyperoxyd und Kochsalz entwickelt sich Chlorgas, welches die Bienen tödtet. Die todten Bienen kehrt man aus dem Stock heraus und vergräbt sie in die Erde. Die Brut schneidet man aus den Tafeln heraus, und damit das Wachs nicht verloren geht, schmilzt man die Bruttafeln ein. Die Honigtafeln und die leeren Wachstafeln hängt man aber wieder in die Bauten ein und entwickelt nochmals nach der angegebenen Methode recht viel Chlorgas und zwar so, dass man zwei Unzen Manganhyperoxyd, acht Unzen Kochsalz und vier bis sechs Unzen Schwefelsäure nimmt. Die Baute wird zwei Tage lang verschlossen gehalten. Dann kann man die Wachs- und Honigtafeln nach meiner Erfahrung, ohne Furcht, anderen Stöcken geben, oder für Ableger[WS 1] verwenden. Das Chlorgas, wenn es in hinreichender Menge entwickelt wurde, zerstört alles Miasma.

Wenigstens hat der Verfasser ohne Schaden Wachs- und Honigtafeln, so wie die Baute benutzen können. Wenn alle Stöcke von der Faulbrut befallen sein sollten, dann ist es allerdings sehr schlimm, dann wird man sie wohl alle verlieren und sich von neuem Bienen anschaffen müssen. Uebrigens wird es ein rationeller Bienenzüchter so weit nicht kommen


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Empfohlene Zitierweise:
Eduard Assmuss: Die Parasiten der Honigbiene und die durch dieselben bedingten Krankheiten dieses Insects. Ernst Schotte & Co., Berlin 1865, Seite 43. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Assmuss_parasiten_045.png&oldid=- (Version vom 31.7.2018)