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ein Stock eines Bienenstandes krank werden, sondern gleich, oder sehr bald darauf mehrere oder alle Stöcke des ganzen Standes erkranken; denn bekanntlich, wenn es eine gute Tracht giebt und namentlich einen Honigthau, so wird nicht blos der eine Stock diese Tracht benutzen, sondern alle Stöcke zugleich. Noch viel weiter hergeholt ist aber jedenfalls die Entstehung der Faulbrut von den Ausdünstungen kranker (scrophulöser etc.) Menschen, die mit den Bienen umgehen. Solch eine Ansicht bedarf eines Commentars nicht, sondern fällt von selbst zusammen. Was nun den Fadenpilz anlangt, der eine Störung der Futtersaftbereitung im Chylusmagen hervorbringen soll und dadurch, wie oben erwähnt, auf indirecte Weise die Faulbrut erzeuge, so ist dies schon darum unmöglich anzunehmen, weil Bienen ganz gesunder, nicht faulbrütiger Stöcke oft mit diesem Pilze sehr behaftet sind, während diejenigen faulbrütiger Stöcke sehr häufig gar keine Pilze beherbergen, was ich in den Gouvernements Moskau und Smolensk an meinen Bienen oftmals beobachtet habe. Wenigstens waren die Bienen meiner sämmtlichen Stöcke pilzlos. Endlich was die Entstehungsweise der Faulbrut von Strassenstaub betrifft, so müsste es denn sein, dass der Staub in solcher Masse in die Brutzellen dringt, dass er die Stigmen und Poren der Bienenlarven gänzlich verstopft und somit den Erstickungstod der Larven hervorruft, was aber noch nicht die Faulbrut wäre. Ebenso kann auch grünspahnhaltiger Honig die eigentliche Faulbrut nicht erzeugen.

Wie man sieht, sind die hier erwähnten Ansichten über die Entstehungsweise der Faulbrut sehr problematischer Natur und beruhen auf blossen und sehr unhaltbaren Hypothesen. Nachdem ich aber alle Ansichten der Bienenzüchter über die Entstehungsart der Faulbrut verworfen habe, wird man an mich die Frage richten, wovon entsteht denn eigentlich die Faulbrut? Diese Frage habe ich schon bei der Schilderung der Lebensweise von Phora incrassata beantwortet. Dieses Dipteron ist die wirkliche Ursache der Faulbrut. Den Parasitismus dieser Fliege als Larve in den Bienenlarven habe ich bereits im Jahre 1859 in Podolsk bei Moskau beobachtet und in der Bienenzeitung von 1860 N. 1, pag. 11 beschrieben.

Man wird mir vielleicht einwenden und meinen, sollte denn wirklich die Faulbrut vom Parasitismus einer Fliege herrühren? Sollte es nicht eher umgekehrt der Fall sein, ist nicht vielmehr die Faulbrut die Ursache des Parasitismus der Fliege, d. h. legt nicht vielleicht die Fliege ihre Eier erst dann in die Bienenlarven, wenn Letztere bereits gestorben sind? Dies muss ich, auf meine Beobachtungen gestützt, absolut verneinen. Man kann sich sehr leicht von der Gegenwart kleiner Phoridenlarven in den noch unverdeckelten lebenden Bienenlarven überzeugen, wenn man diejenigen Larven aus der Nähe der Faulbrütigen zur Untersuchung wählt. Man schneide nur den Kopf dieser Larven ab und presse vorsichtig den Inhalt heraus, mit welchem man, wenn viele Larven untersucht werden, von den Einen oder Anderen den Parasiten herausbefördern wird. Benutzt man eine ziemlich stark vergrössernde Loupe, so

Empfohlene Zitierweise:
Eduard Assmuss: Die Parasiten der Honigbiene und die durch dieselben bedingten Krankheiten dieses Insects. Ernst Schotte & Co., Berlin 1865, Seite 38. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Assmuss_parasiten_040.png&oldid=- (Version vom 31.7.2018)