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Damit retten sie sich jedoch nicht; sobald nur Brut angesetzt wird, und die Bienenlarven sich einspinnen, bricht die Krankheit abermals aus.

Aus meiner Characteristik der epidemischen Faulbrut geht hervor, dass man zwei Formen dieser Krankheit zu unterscheiden hat, eine, die mit einer rasenden Schnelligkeit den Untergang eines Stockes hervorbringt und eine, die den Stock nur langsam zum Absterben bringt und in manchen Fällen dem Bienenstock nur schadet, aber ihn nicht vernichtet. Die erstere Form wäre also, wie sie Dzierzon[1] nennt, die bösartig ansteckende, die zweite die gutartig ansteckende Faulbrut. Die bösartig ansteckende Faulbrut, wie sie Dzierzon a. a. O. schildert, stimmt mit meiner Beobachtung und der oben angegebenen Characteristik überein, nur erwähnt Dzierzon a. a. O., ebenso auch Scholtiss[2] Nichts darüber, ob die verdeckelten abgestorbenen Bienenlarven in verkehrter Stellung sich in den Zellen befanden oder nicht. Kleine und v. Berlepsch[3] dagegen führen ausdrücklich an, dass alle Bienenlarven, welche faulbrütig waren mit dem Kopfende nach dem Boden der Zelle gerichtet lagen, also ganz so, wie ich es jetzt geschildert und schon früher beobachtet habe und in der Bienenzeitung, Jahrgang 1860 No. 1 beschrieb. Dzierzon’s gutartig ansteckende Faulbrut weicht aber von meiner in sofern ab, als Dzierzon dieselbe meist nur an unbedeckelten Bienenlarven beobachtete, welche abstarben und in Fäulniss übergingen, während die bedeckelten Bienenlarven gesund blieben und sich zu vollkommenen Insekten entwickelten. Auch trockneten die in Fäulniss übergegangenen Larven zu einer Kruste am Boden zusammen, welche die Bienen leicht aus den Zellen entfernen konnten. Meine gutartig ansteckende Faulbrut dagegen unterscheidet sich von der bösartigen in Nichts weiter, als dass sie den Stock nur allmählich dem Untergange näher brachte und in manchen Fällen von selbst verschwand, ohne dass der Stock ausstarb. Es gingen grösstentheils nur die verdeckelten Bienenlarven in Fäulniss über und schrumpften nicht zu einer von den Bienen leicht zu entfernenden trocknen Masse zusammen, sondern die vertrocknete Masse haftete so stark an dem Zellenboden und den Wandungen der Zelle, dass die Bienen, wenn sie die Masse wegschaffen wollten, genöthigt waren, die ganze Zelle auszubeissen. Es wären also demnach drei Arten von Faulbrut zu unterscheiden (die nicht ansteckende lasse ich ganz weg, weil sie, wie ich gezeigt habe, gar keine Krankheit ist) eine bösartig ansteckende – um mich des Ausdrucks Dzierzon’s zu bedienen – und zwei gutartig ansteckende Faulbrutarten.

Die von mir beobachtete gutartig ansteckende Faulbrut ist aber nur als eine mildere Form oder Modification der bösartig ansteckenden Faulbrut zu betrachten, weil sie bis auf die geringere Contagiösität, von der


  1. Vergl. Jahrg. V. der Bienenzeitung, pag. 3 und 170. Ferner „Bienenfreund aus Schlesien“, pag. 173 und „Rationelle Bienenzucht“, pag. 271.
  2. Bienenzeitung, Jahrg. 1849, pag. 22 und 23.
  3. Bienenzeitung, Jahrg. 1864, pag. 53.
Empfohlene Zitierweise:
Eduard Assmuss: Die Parasiten der Honigbiene und die durch dieselben bedingten Krankheiten dieses Insects. Ernst Schotte & Co., Berlin 1865, Seite 34. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Assmuss_parasiten_036.png&oldid=- (Version vom 31.7.2018)