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mit den Vorderfüssen gräbt, während es mit den Hinterbeinen und dem Hinterleibe die ausgescharrte Erde wegschiebt. Ist das Loch schon ziemlich tief gegraben, so sucht es durch kreisförmige Bewegungen mit dem Körper dasselbe zu runden, wobei es mit der Arbeit von Zeit zu Zeit inne hält, um auszuruhen. Wenn die Erde sich vor der Oeffnung in grosser Menge angehäuft hat, so kriecht das Thierchen sehr häufig heraus und vertheilt die Erde auf den Seiten, damit sie das Loch nicht wieder verschütte. Ist das Loch endlich von der nöthigen Grösse gegraben worden, so kriecht das Thierchen aus demselben heraus und setzt sich jetzt mit dem Hinterleibe in dasselbe, so dass nur der Kopf und die Vorderfüsse, welche an dem Lochrande wie angeklammert ruhen, zu sehen sind. In dieser Lage und unter abwechselnden Taster- und Fühlerbewegungen setzt es die Eier in mehreren Absätzen haufenweise ab. Nachdem dies geschehen, schiebt es mit den Vorderfüssen die am Lochrande sich befindliche Erde gegen sich und bemüht sich, allmählich aus der Oeffnung herauszukriechen. Ist es herausgekrochen, so schiebt es mit den Vorderfüssen so viel Erde auf das Loch und drückt sie gleichzeitig mit den Hinterfüssen und dem Hinterleib an, bis das Loch vollständig damit bedeckt wird. Während dieser für das Thierchen sehr mühsamen Arbeit ruht es mehrmals aus. So bald es nur mit seinem Geschäft zu Ende ist, sucht es sich von diesem Ort schleunigst zu entfernen und fängt sehr bald darauf zu fressen an. Uebrigens lebt es nach dem Ablegen seiner Eier nur noch wenige Tage.[1]

Je nach der mehr oder weniger günstigen Lagerstätte entwickeln sich die Eier nach 28[2] bis 42 Tagen und die sehr lebhaften Lärvchen kriechen aus der Erde heraus und begeben sich sogleich gesellschaftlich auf die verschiedensten Blumen, besonders Compositen (Taraxacum officinale), Cruciferen (Raps, Rübsen), Papilionaceen (Esparsett) und Labiaten (Ajuga). Hier harren sie, in den Blüthen zwischen den Antheren versteckt, wie es schon früher bei der Familie erwähnt wurde, auf eine Biene[3], um sich an diese festzuklammern und in ihren Bau schleppen zu lassen. Die Larven einiger besteigen hierbei meist den Thorax der Biene und halten sich hier mit Hülfe ihrer sehr spitzen Kiefern und scharfen Fusskrallen an den Haaren und Borsten fest. Andere bohren sich mit dem halben und ganzen Körper in die übereinander liegenden Leibesschienen oder auch zwischen die Halsringe der Biene ein. Die letzteren verursachen dadurch oft den Tod der Biene, indem sie den besonders zarten Wachsapparat irritiren. Im Uebrigen ist die Lebensweise schon bei der Schilderung der Familie erwähnt worden, das Speciellere wird bei den betreffenden Species angeführt werden.

Geographische Verbreitung und Artenzahl. Die Gattung


  1. Vergl. Brandb. und Ratzeburg, Medic. Zoolog. pag. 105.
  2. Bei mir entwickeln sich die Eier einmal nach Verlauf von 28 Tagen.
  3. Wie schon angeführt, befestigen sie sich auch an andere Insecten.
Empfohlene Zitierweise:
Eduard Assmuss: Die Parasiten der Honigbiene und die durch dieselben bedingten Krankheiten dieses Insects. Ernst Schotte & Co., Berlin 1865, Seite 17. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Assmuss_parasiten_019.png&oldid=- (Version vom 31.7.2018)