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bereit, was ich wünsche, es kostet mich nur ein Wort.

Paula hatte ihn mit Unruhe erwartet. „Wo bist du den ganzen Tag gewesen?“ fragte sie. Er war verwundert, denn daran, daß er heute morgen das Amt versäumt, hatte er längst nicht mehr gedacht. Nun stellte sich heraus, daß Paula ihn vormittags im Büro vergeblich angerufen, dann in seinem Gasthof angefragt und sich nachmittags zweimal telephonisch bei seinem Bruder erkundigt hatte, ob er dort etwa vorgesprochen. Robert fand es höchst sonderbar, daß Otto ihm gegenüber davon nicht einmal Erwähnung getan, aber er sagte sich gleich, daß es galt, weder Mißtrauen noch Verlegenheit zu zeigen. So machte er denn in humoristischer Weise den ertappten Sünder und gestand, daß er wie in seligen Kinderzeiten eine unbezwingliche Lust verspürt habe, Schule zu stürzen, und in aller Frühe über Land gefahren sei.

Paula schien sich gern überzeugen zu lassen und begnügte sich mit leichten Vorwürfen, warum er sie von seinem Vorsatz nicht verständigt und sie nicht aufs Land mitgenommen habe. Sie saßen, wie es jetzt manchmal der Fall war, in Paulas anmutigem, ganz in Weiß gehaltenem Mädchenzimmer, wo von einer verhängten Deckenlampe über Bilder und Teppiche ein mildrötliches Licht fiel. Robert zog Paula zärtlich in seine Arme; doch er war zerstreut; unklare

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Arthur Schnitzler: Flucht in die Finsternis. Berlin: S. Fischer, 1931, Seite 137. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Arthur_Schnitzler_%E2%80%93_Flucht_in_die_Finsternis_%E2%80%93_137.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)