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rasch, ohne Robert nur anzusehen, sprach sie völlig unverständliche Worte ins Leere. Er aber wußte, daß dies eigentlich keinen Spaziergang zu bedeuten hatte, sondern seinen eigenen Lebensweg, ja, sein allmählich zur Neige gehendes Dasein; und diese Erkenntnis erfüllte ihn mit einer halb lächerlichen, halb ärgerlichen Rührung. Als er erwachte, verspürte er in seinem Herzen nur eine unbestimmte Zärtlichkeit und merkte bald, daß diese Zärtlichkeit, ja, all seine Liebe der armen Klavierlehrerin galt, die noch um so viel einsamer war als er. Er erhob sich, sah zum Fenster hinaus. Die Scheiben, nach einem leichten Nachtfrost, waren angelaufen und der Himmel wundersam klar.

Er hatte mit den Damen verabredet, daß sie ihn, der früher aufzubrechen gedachte, auf einer kürzlich angelegten, bequemen Bergstraße im Wagen einholen sollten. In einer lang nicht erlebten, beinahe beglückten Stimmung, unter hellem, kühlem Himmel, kräftig, wie nach einem fernen Ziele ausschreitend, wandelte er die langsam ansteigende Straße hinan. Früher, als er vermutet, hörte er das Rollen der Räder hinter sich. Er wartete am Wegrand, der Wagen hielt an, und die beiden Damen, ihn herzlich begrüßend, forderten ihn zum Einsteigen auf. Dankend nahm er ihnen gegenüber Platz. Frau Rolf erzählte, daß sie, wie meist im Gebirge, auch heute

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Arthur Schnitzler: Flucht in die Finsternis. Berlin: S. Fischer, 1931, Seite 068. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Arthur_Schnitzler_%E2%80%93_Flucht_in_die_Finsternis_%E2%80%93_068.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)