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Es war in der dritten Nacht, als ein starker Wind über die Berge ging und Robert, der keinen Schlaf fand, sich im Dunkel neuerdings die Einzelheiten seines Abschieds von Alberta ins Gedächtnis zurückzurufen suchte. Seine Unfähigkeit, sich über den Zusammenhang der Ereignisse klar zu werden, quälte ihn immer mehr. Er erinnerte sich gewisser Auftritte aus der früheren Zeit seines Verhältnisses mit Alberta, in denen eifersüchtiger Zorn ihm beinahe die Sinne umnebelt und er sich nur mit Aufbietung aller Kräfte vor einem tätlichen Angriff zurückgehalten hatte. Da nun diesmal das, was seinem furchtbar aufsteigenden Groll tatsächlich gefolgt sein mochte, völlig aus seiner Erinnerung geschwunden war, so gab es durchaus keinen Beweis, daß er das, wozu Absicht und Wunsch ihn mehr als einmal gedrängt, nicht endlich wirklich getan und die Geliebte ermordet hatte. Daß im Hotel dem Verschwinden Albertens keine Bedeutung beigelegt worden war, ließ sich ohne Schwierigkeit erklären. Er selbst hatte vielleicht erzählt, daß sie vor ihm abgereist war, den Ort angegeben, wohin man ihr das Gepäck nachschicken sollte, und mit der Raffiniertheit eines geborenen Verbrechers noch anderes dazu getan, um die Spuren seiner Tat bis zur Unmöglichkeit der Entdeckung zu verwischen. All dies war denkbar, ja, mehr als das, wahrscheinlich. Denn wie anders war

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Arthur Schnitzler: Flucht in die Finsternis. Berlin: S. Fischer, 1931, Seite 058. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Arthur_Schnitzler_%E2%80%93_Flucht_in_die_Finsternis_%E2%80%93_058.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)