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und nachdem sie ihre gemeinen Lüste öffentlich an denselben befriedigt hatten, schlachteten sie die unglücklichen Opfer ihrer scheußlichen Notzüchtigungen ab.“

Sollte dieses Blut nicht gen Himmel schreien? Sollte das Jammergeschrei dieser Frauen und Mädchen nicht das Ohr des Allmächtigen erreichen, wenn auch das der Mächtigen dieser Erde taub bleibt? So wahr ein Gott im Himmel lebt, es wird’s thun!


3. Religionsfreiheit im türkischen Reich.

Im türkischen Reich besteht auf Grund der Verträge Religionsfreiheit. Nach dem Krimkriege versprach der Sultan Abdul Medschid feierlich, das Los seiner christlichen Unterthanen verbessern zu wollen und auf Grund des Hatti-Humajums vom 18. Februar 1856 wurde die Pforte in das Konzert der europäischen Großmächte aufgenommen. Um die allen Unterthanen versprochene Religionsfreiheit unter die Garantie der Mächte zu stellen, wurde folgender Erlaß der Hohen Pforte in den Pariser Friedensvertrag vom 30. März 1856 aufgenommen: „Alle Formen der Religion sollen in meinen Landen offen und unbeeinträchtigt gestattet und soll kein Unterthan meines Reiches in der Ausübung seines Glaubens behindert werden. Niemand soll gezwungen werden, seinem Glauben zu entsagen.

Die so gewährleistete Religionsfreiheit wurde im Artikel 62 des Berliner Vertrages durch die Bevollmächtigten des jetzt noch regierenden Sultan Abdul Hamid II. aufs neue bestätigt: „Da die Hohe Pforte ihre Bereitwilligkeit ausgesprochen[WS 1] hat, den Grundsatz der religiösen Freiheit aufrecht zu erhalten und demselben die weiteste Ausdehnung zu geben, so nehmen die Vertragsmächte Kenntnis von dieser freiwilligen Erklärung. ... Alle sollen zugelassen werden ohne Unterschied der Religion, vor Gericht Zeugnis abzulegen, die äußerliche und öffentliche Ausübung aller Religionen soll gänzlich frei sein, und der hierarchischen

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: ausgespochen
Empfohlene Zitierweise:
Johannes Lepsius: Armenien und Europa. Eine Anklageschrift. Verlag der Akademischen Buchhandlung W. Faber & Co., Berlin-Westend 1897, Seite 31. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Armenien_und_Europa._Eine_Anklageschrift.pdf/33&oldid=- (Version vom 31.7.2018)