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Ort. Datum. Tote. Verwundete. Bericht über die Ereignisse und ihre Ursachen. Haltung der Behörden und der Bevölkerung.
      nicht hindernd entgegen getreten wären, er im Augenblick den Aufstand erstickt und so das Massacre verhindert haben würde.
Yuzgat. Okt.
Nov.
Dez.
     Seit Oktober die Gegend beunruhigt. Vier Dörfer des Distriktes Aldagh Maden und dieser Ort selbst werden geplündert und ihre Einwohner von den Kurden und Tscherkessen ermordet. Die Situation in Yuzgat, wo die Tscherkessen bewaffnet umherstreichen und Schrecken verbreiten, bleibt kritisch.      
Tschorum . 20. Nov. 4 12      Infolge eines Streits finden einige Unruhen statt.      
Hajdjeikeni. Nov.      Eine Bande von 250 Tscherkessen plündert und brandschatzt das Dorf und tötet 90 Christen und Muhammedaner.      Die Behörde duldet ihre Anwesenheit.
Mutessariflik Ismidt.
Ak-Hissar. 3. Okt. 50 33      Dieser Ort ist bewohnt von 50 armenischen Familien und rings von Tscherkessen und Mohadjiro umgeben. Am gewöhnlichen Marktage überredete der Mudir von Ak-Hissar die Armenier, ihre Waffen auszuliefern, um jede Ursache eines Streites mit den Muhammedanern zu vermeiden. Darauf unter dem Vorwande eines Streites, der zwischen einem Tscherkessen und einem armenischen Kaufmann über den Preis einer Ware vorkam, werfen sich die Tscherkessen auf die Armenier, töten ungefähr 50, verwunden 33 sehr schwer und verwüsten das Dorf. 50 andere Armenier sind verschwunden. Die Leichname, schauerlich verstümmelt, wurden in zwei Brunnen geworfen und einige in den Fluß Saccharia.
     Die Assomptionisten-Brüder zogen nach ihrer Ankunft 35 Leichname aus den Brunnen. Der materielle Schaden wird auf 15 000 türk. Pfd. (ca. 300 000 Mk.) geschätzt. In mehreren Dörfern in der Umgegend von Geveh wurden Armenier getötet. In Turkmen wurden 15 junge Armenier, die ihrer Gewohnheit nach mit Türken ausgegangen waren, um im Walde Holz zu schlagen, von den letzteren überfallen und mit Axthieben getötet.
     Der Kaimakam von Kehve, über die üblen Absichten der Tscherkessen von Ak-Hissar benachrichtigt, macht ohnmächtige Versuche, das Massacre zu hindern.
     Der Mutessarif von Ismidt, informiert von dem, was sich zugetragen, begiebt sich an Ort und Stelle und erklärt in einem Bericht, den er nach seiner Rückkehr abfaßt, daß das Vorkommnis ohne Bedeutung sei. Erst später auf das Ansuchen des armenischen Bischofs und der Assomptionisten autorisierte er diese, sich nach Ak-Hissar zu begeben, um für die Verwundeten zu sorgen und die Toten zu beerdigen.
     In der Folge wurden Arretierungen vorgenommen, aber mehrere Tscherkessen und zwar die am meisten kompromittierten entkamen dem Gefängnis, und eine Bestrafung fand nicht statt.
Empfohlene Zitierweise:
Johannes Lepsius: Armenien und Europa. Eine Anklageschrift. Verlag der Akademischen Buchhandlung W. Faber & Co., Leipzig 1897, Seite xx. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Armenien_und_Europa._Eine_Anklageschrift.pdf/242&oldid=- (Version vom 31.7.2018)