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Ort. Datum. Tote. Verwundete. Bericht über die Ereignisse und ihre Ursachen. Haltung der Behörden und der Bevölkerung.
Aleppo. aber zu einem Blutvergießen ist es nicht gekommen. Aber leider sind in allen Distrikten des Vilajets ganze Dörfer verschwunden und eine Bevölkerung von mehreren tausend Armeniern ist ohne Obdach und dem Hunger und Elend ausgesetzt. ergreifen. Die in Aleppo dem Verwaltungs-Rat zur Seite gestellte Kommission, welche den Auftrag hat, die Ruhestörer zur Rechenschaft zu ziehen, funktioniert in einer kläglichen Weise.
Alexandrette. 7. Nov.      Durch das Gerücht einer vorgeblichen Attacke der Armenier des Dorfes Beïlan gegen die Stadt entsteht eine Panik.      
     Die Unruhe in der Stadt hält an. Während mehrerer Tage durcheilen die Zollbeamten die Cafés und Straßen der Stadt, bewaffnet mit Revolvern und Gewehren, die man auf der Douane als Kontrebande zurückbehalten hatte. Der Gouverneur thut nichts, um diese Beamten zu ihrer Pflicht zurückzurufen.      Man berichtet von der herausfordernden Haltung der den Hafen passierenden Soldaten, welche laut prahlen, an den Massacres im Innern teilgenommen zu haben.
Antiochia. 20. Nov.      Der Ort Kessab bei Antiochia ist von den Truppen eingeschlossen, welche drohen, die Armenier umzubringen, wenn sie ihre Waffen nicht ausliefern.      
Aintab. 15.–17. Nov. 1000      Die Muhammedaner werfen sich auf die Christen und töten tausend. Eine Attacke auf das Kloster der Franziskaner mißlingt.
     Zwischen Aitab und Uzun Yaïla werden die ärgsten Schändlichkeiten von den Muhammedanern verübt.
     Die offiziellen Berichte wissen nur von einer Zahl von 150 Toten, wovon 50 Muhammedaner.
     
     Nach der von den Konsuln angestellten Untersuchung wurde ein armenischer Künstler ohne irgend welche Provokation durch einen      Die Redifs führen sich schlecht auf. Mehrere Deserteure von
Aintab. Soldaten, der von Biredjik kam, getötet, worauf die Türken sich im Gedränge des Marktes auf die Armenier stürzten und 300 auf der Stelle töteten. Die Menge wirft sich nun auf die armenischen Quartiere, wo sie übrigens etwas Widerstand findet. Am folgenden und nächstfolgenden Tage geht die Plünderung fort. denselben sah man in Aleppo im Besitz von geraubten Gegenständen, heil. Gefäßen und Ornaten.
     Auch die Hamidiehs nahmen den thätigsten Anteil an der Plünderung und den Massacres.
25. Dez.      Ein Massacre begann, wurde aber schnell verhindert.      
Biredjik.      Seit den letzten Tagen des Dezember ist die Stadt ein Raub der Flammen.      
Urfa. 27. 28. Okt. mehrere 100      Die Kurden und Hamidiehs veranstalten ein großes Massacre unter den Christen. Die Verwundeten sind sehr zahlreich, 1500 Läden sind geplündert.
     Man schreibt den Ursprung der Unruhen dem Streit zwischen einem Türken und Armenier zu. Der Armenier wurde getötet, worauf dessen Landsleute ihrerseits den Muhammedaner töteten.
     Eine große Zahl von Christen wurde unter Androhung des Todes gezwungen, sich zum Islam zu bekehren. Diejenigen, die sich dazu bereit erklärten, zogen weiße Fahnen auf ihren Häusern auf und bedeckten sich mit weißen Turbanen, worauf sie geschont wurden.
28. Dez.      Ein neues Massacre findet statt. Die Behörden räumen ein, daß 900 Tote blieben. Nach den Konsuln überschreitet ihre Zahl 2000. Die Kurden und Beduinen begehen beispiellose Grausamkeiten, und die Truppen sind außer stande, die Ordnung wieder herzustellen. Das letzte Massacre dauerte vom 28. Dezember bis 1. Januar.      Die zur Herstellung der Ordnung einberufenen Redifs nehmen an der Plünderung und dem Massacre teil.
Marasch. 23. Okt. 40      Infolge eines Streites zwischen einem Armenier und einem Muhammedaner greifen die Türken die Armenier an und töten vierzig.      Die Konivenz der Behörden und die Teilnahme der Redifs am Massacre sind durch die Untersuchung der verschiedenen Konsuls festgestellt.
Empfohlene Zitierweise:
Johannes Lepsius: Armenien und Europa. Eine Anklageschrift. Verlag der Akademischen Buchhandlung W. Faber & Co., Leipzig 1897, Seite xx. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Armenien_und_Europa._Eine_Anklageschrift.pdf/234&oldid=- (Version vom 31.7.2018)