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Ort. Datum. Tote. Verwundete. Bericht über die Ereignisse und ihre Ursachen. Haltung der Behörden und der Bevölkerung.
Trapezunt 107 Von den in der Umgegend von Trapezunt geplünderten Dörfern kann man anführen: Mala 50 Tote; Bujuk-Samorouk-Sou 18 Tote; Kutchuk-Samorouk-Sou 8 Tote; Barian 18 Tote; und Zefanos 13 Tote.
Gumush-Hané 25. Okt. 100 Arm., einige Griech.      Die Muhammedaner massacrieren die Armenier des Ortes und der umliegenden Dörfer. Bevor das Massacre beginnt, sondern die auf dem öffentlichen Platz versammelten Muhammedaner die Armenier von den andern Christen ab, zwingen sie, sich ihnen anzuschließen, um sie nicht mit den vorher bezeichneten Opfern zu verwechseln.
25. Okt.      Die Dörfer der Umgegend Hassova, Armoudan, Zommara, Pingian, Agovannes, Iban, Toretz, Sarindick, Edzbeder, Agrokouz, Ilamlik, werden geplündert.
Samsun 7. Dez.      Das Dorf Kabadjeviz wird überfallen von der Bande des Räubers Kaïkdjioglou. Einige Armenier werden getötet, die übrigen flüchteten sich ins Freie.
13. Dez.      Eine Panik entsteht zu Samsun hauptsächlich unter den Griechen. Der Mutessarif stellt die Ruhe schnell wieder her.
Aghdja-Guney 14. 15. Dez.      In Aghdja-Guney, einem Ort in dem Bezirk Tcharchamba, Sandjak Samsun, begehen die zum Schutz der Dörfer der Gegend gegen die Briganten gesandten Redifs (Reserve) jede Art von Excessen gegen die Einwohner, plündern ihre Häuser, berauben die armenische Kirche, entweihen die heiligen Geräte in Gegenwart des Priesters, den sie mit Stricken gebunden haben, und erklären, daß sie fortfahren werden, die Armenier so zu behandeln, bis sie sich zum Islam bekehrt haben.
Vilajet Erzerum.
Erzerum. 6. Okt.       Zwei Armenier wurden in der Stadt getötet. Dieser Mord und die Nachricht von den Unruhen, die am 5. u. 8. in Trapezunt stattfanden, verursachen eine lebhafte Beunruhigung unter den Armeniern. Am 28. plündern die Muhammedaner das Dorf Tifnik bei Erzerum.
     In den letzten Tagen des Monats werden etwa 40 armenische Dörfer des Bezirks Terdjan ausgeplündert und angezündet. Die Einwohner werden in großer Zahl massacriert. Man kann namentlich aufführen:
     Obwohl Anfang Oktober die Patroullien verstärkt wurden, beschäftigt sich die Behörde, trotz der Bemühungen der Konsuln, sie zu Maßregeln zu veranlassen, welche geeignet sind, die Bevölkerung zu beruhigen und die Muhammedaner zu entwaffnen, ausschließlich damit, Armenier zu arretieren. Die türkische Bevölkerung rüstete sich indessen ganz offen auf das Massacre.
     Die offenkundige Teilnahme der Offiziere und Soldaten an der Plünderung ist von den Konsuln festgestellt worden.
     Die Ausschreitungen wurden nicht verhindert, bevor die Läden vollständig geplündert und ihre Besitzer ermordet waren. Das Massacre und die Plünderung wurde fortgesetzt in der Nacht vom 30. zum 31. Oktober und in der folgenden Nacht in den
15       Pakaridji: 200 Häuser geplündert. Die Einwohner, welche dem Massacre entronnen sind, werden mit Gewalt zum Islam bekehrt.
8       Poulk: 80 Häuser geplündert. Die verschont gebliebenen Einwohner werden gezwungen, Muhammedaner zu werden.
30 Pirij: 120 Häuser geplündert. Die Einwohner, die verschont geblieben sind, werden gezwungen, den Islam anzunehmen.
     Die einzigen armenischen Dörfer dieses Kreises, welche verschont wurden, sind Karakoulak, Maugh, Hoghegh.
400
12 Türk.
Das Massacre der Armenier zu Erzerum beginnt zu Mittag. Die Plünderung der Häuser und Läden dauert bis zum Abend. Zahlreiche Dörfer in der Umgegend der Stadt werden geplündert. Außer der Zahl von 400 Opfern, die von den Konsuln festgesetzt wurden, ist eine weitere große Zahl von Armeniern verschwunden. Zahlreiche
Empfohlene Zitierweise:
Johannes Lepsius: Armenien und Europa. Eine Anklageschrift. Verlag der Akademischen Buchhandlung W. Faber & Co., Leipzig 1897, Seite 214. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Armenien_und_Europa._Eine_Anklageschrift.pdf/216&oldid=- (Version vom 31.7.2018)