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Viertel wurden geplündert. Verlust ca. 4 Millionen Mark. Die Konsuln stellten fest, „daß keinerlei Provokation von seiten der Armenier vorlag“, während klare Beweise vorhanden sind, daß unter der Konnivenz der Behörden die Sache von den Muhammedanern, die über Tag bedeutende Waffeneinkäufe im Bazar machten und sich eines Waffendepots zu bemächtigen suchten, vorbereitet war. Die Plünderung wurde bis zum Abend von den Behörden geduldet. In Trapezunt und Umgegend allein beträgt die Zahl der Notleidenden, die aller Subsistenzmittel beraubt sind, 3–4000.

In den Landbezirken von Trapezunt, von Gumusch-Hane (25. und 26. Oktober), Samsun (7. Dezember) und Aghdja-Guney (14. und 15. Dezember) wurden, soweit bekannt, 34 Dörfer zerstört und ca. 2100 Christen ermordet.

Blutbäder im Vilajet Erzerum.

Nach ganz offenkundigen Vorbereitungen von seiten der muhammedanischen Bevölkerung, die trotz der Bemühungen der Konsuln von den Behörden nicht gehindert wurden, überfiel am 30. Oktober der bewaffnete Pöbel unter Beteiligung der Offiziere und Soldaten, wie von den Konsuln festgestellt worden ist, das armenische Viertel und den Bazar der Stadt Erzerum. 1500 Läden und einige Hundert Häuser wurden geplündert. In der Stadt und Umgegend wurden während des Massacres 1200 Christen und 12 Türken getötet. Die Behörden schritten nicht ein, bis die Läden vollständig geplündert und ihre Besitzer ermordet waren. Das Massacre und die Plünderung wurde in der Nacht fortgesetzt, in den isolierten Quartieren auch in der nächsten Nacht.

Im Distrikt Terdjan wurden 40 Dörfer geplündert und zerstört und zahllose Christen umgebracht. Im Distrikt Passen wurden 14 Dörfer geplündert und 140 Armenier getötet, im Distrikt Ova 23 Dörfer zerstört und geplündert, im Distrikt Kighi 9 Dörfer geplündert. Ueberall zahlreiche Tote.

In der Stadt Erzingjan wurden bei dem Massacre am 21. Oktober 700 Christen getötet, 400 verwundet, während gleichzeitig 7 Türken auf dem Platze blieben.

In der Stadt Baiburt wurden am 27. Oktober alle armenischen Männer bis auf zwanzig entweder getötet oder eingekerkert.

Empfohlene Zitierweise:
Johannes Lepsius: Armenien und Europa. Eine Anklageschrift. Verlag der Akademischen Buchhandlung W. Faber & Co., Berlin-Westend 1897, Seite 12. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Armenien_und_Europa._Eine_Anklageschrift.pdf/14&oldid=- (Version vom 31.7.2018)