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Dass Hieronymus van Aeken auch in Kupfer gestochen habe, wird von Vielen in Abrede gestellt und angenommen, dass die Blätter nach seinen Compositionen mit Bos oder Bosche bezeichnet, Arbeiten des Alart Du Hameel seien, gleich denen, welche den Namen des letzteren tragen. Zu beachten ist dagegen, dass in den Registern, wie wir gesehen, zu dem Namen Hieronymus van Aeken die Angabe: „alias Bosch“ beigefügt ist, er also auch diesen Namen muss getragen haben. Auch auf dem Gemälde der Versuchung des h. Antonius im Museum zu Madrid (No. 456) hat sich der Meister Jeronimus Bosch unterzeichnet. Es ist daher die Annahme nicht unbegründet, welche ihm die Fertigung der mit Bos oder Bosche bezeichneten Kupferstiche zuschreibt. Sämmtliche Blätter, wenn auch in der Behandlung des Grabstichels im Allgemeinen sich ähnlich, haben doch die Verschiedenheit, dass einige derselben etwas Feineres, als die Andern haben und sind namentlich die mit dem Namen des Alart Du Hameel bezeichneten, etwas roher behandelt. Dem sei indessen wie ihm wolle, so können die Namen beider Künstler bei den ihnen zugehörigen Kupferstichen nicht von einander getrennt werden, da letzterer zum mindesten mehrere der Blätter nach den Zeichnungen des Malers gestochen hat.

Dagegen müssen wir der Annahme, dass Hieronymus van Aeken auch in Holz geschnitten habe, entschieden entgegentreten, denn gibt es auch einige alte Holzschnitte nach seinen Compositionen, so ist doch gerade das bedeutendste Blatt dieser Art, die Versuchung des h. Antonius darstellend, mit der Jahrszahl 1522 versehen, also erst sechs Jahre nach des Meisters Tod gefertigt.

Ueber Alart Du Hameel, wie er sich selbst geschrieben, oder Alart Du Hamel, wie sein Name in den Documenten vorkommt, theilt Hr. Pinchart einige interessante Nachrichten mit. Zuförderst ergibt es sich, dass er ein ausgezeichneter Architekt und Bildhauer war, der nur in seinen Musestunden sich mit dem Kupferstich nach seinen eigenen oder seines Landsmannes Hieronymus’ Compositionen beschäftigte. Ihm wurde die Leitung des Baues der Johanniskirche in Herzogenbusch, eine der schönsten in den Niederlanden, seit 1478 und vielleicht selbst früher, bis gegen 1495 übertragen. In diesem Zeitraum wurde der südliche Kreuzesarm vollendet und das Mittelschiff der Kirche zu bauen angefangen.[1] Auch für die Kapelle der „lllustre lieve Vrouwe broederschap“ neben dem Chor der S. Johanneskirche, machte er den Plan, welcher unter der Leitung seines Schwagers Jan Heyns ausgeführt wurde, während Hieronymus van Aeken um 1493 oder 1494 die Zeichnungen zu einigen Glasmalereien für sie fertigte,

Empfohlene Zitierweise:
verschiedene Autoren: Archiv für die zeichnenden Künste mit besonderer Beziehung auf Kupferstecher- und Holzschneidekunst und ihre Geschichte. Rudolph Weigel, Leipzig 1862, Seite 90. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Archiv_f%C3%BCr_die_zeichnenden_k%C3%BCnste_mit_besonderer_beziehung_auf_kupferstecher-_und_holzschneidekunst_und_ihre_geschichte_(IA_archivfurdiezeic78unse).pdf/98&oldid=- (Version vom 7.2.2023)
  1. Hermans, Geschiedenis over dem bouw der St. Janskerk te’s Hertogenbosch. Haag 1853.