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eine Tafel in dem zu Madrid, erreichen kaum die Hälfte des oben angegebenen Maasses.

Um sichern Aufschluss zu erhalten, wie die von Immerzeel angegebene Stelle, wo er den Namen des Künstlers Hieronymus Agnen und dessen Tod als im Jahr 1518 angegeben, im Originaltext laute, wandte sich Hr. Pinchart an den Archivaren Hrn. van Zuylen in Herzogenbusch und wurde ihm die Auskunft, dass in dem Register der „Illustre Lieve-Vrouwe broederschap“ mit dem Titel: „Nomina decanorum et prepositorum“ die Stelle also laute:

„0bitus fratrum Ao 1516 Hieronimus Aquen als Bosch insignis pictor.“

Diese Angabe findet sich auch in einem andern Register der Namen und Wappen der Mitglieder derselben Brüderschaft, wo auch fol. 76 der Umriss eines leer gelassenen Wappens folgende Unterschrift hat:

„Hieronimus Aquens, alias Bosch, seer vermaerd schilder. Obiit 1516.“

Sodann trifft man den Namen „Jeronimus van Aken (sic) noch in Rechnungen der Brüderschaft von 1483—1489, 1493—1494, 1498—1499, 1504, 1508—1509, 1511—1512. Unter dem letzten Datum ist notirt, dass er für die Brüderschaft das Modell zu einem Kreuz gezeichnet und dafür 20 Stüber erhalten habe.

Obige Angaben seines Aufenthaltes in Herzogenbusch von 1488 bis 1512, also fast bis zu Ende seines Lebens, lassen nicht glauben, dass er einen längern Aufenthalt in Spanien gemacht, wie behauptet worden, indem man in Madrid mehrere seiner ausgezeichnetsten Gemälde im Museum daselbst antrifft; sie dürften vielmehr Erwerbungen des Königs Philipp II. sein. Jedenfalls ist anzunehmen, dass das ausgezeichnete Bild der Anbetung der Könige im Madrider Museum in den Niederlanden gefertigt worden, da bei dem neben dem Apostel Petrus knieenden Donatar sich die Worte „een vor al“ befinden. Auch wissen A. Ponz und Juan Augustin Cean Bermudez nichts Bestimmtes von einem Aufenthalt des Meisters in Spanien und sagt letzterer selbst, dass der Padre Sigüenza nirgends angebe ihn gesehen zu haben.

Hr. Pinchart hat auch Nachforschungen anstellen lassen, ob Hieronymus van Aeken etwa ein Fremder gewesen und zu zu Herzogenbusch das Bürgerrecht erhalten habe; allein in den Archiven, in welchen diejenigen Personen, die es erhalten, eingeschrieben sind, findet sich sein Name nicht, so dass er aus dieser Stadt gebürtig zu sein scheint. In dem Register No. 13005 in 18o ist jedoch ein gewisser Laurent van Aken (sic) verzeichnet, welcher 1464 das Bürgerrecht in Herzogenbusch erhielt und vielleicht des Hieronymus Vater war. Kaum ist es der Mühe werth, einen der unendlich vielen Irrthümer des Hrn. Viardot zu berichtigen, wonach unser Meister ein westphälischer Maler gewesen wäre.

Empfohlene Zitierweise:
verschiedene Autoren: Archiv für die zeichnenden Künste mit besonderer Beziehung auf Kupferstecher- und Holzschneidekunst und ihre Geschichte. Rudolph Weigel, Leipzig 1862, Seite 89. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Archiv_f%C3%BCr_die_zeichnenden_k%C3%BCnste_mit_besonderer_beziehung_auf_kupferstecher-_und_holzschneidekunst_und_ihre_geschichte_(IA_archivfurdiezeic78unse).pdf/97&oldid=- (Version vom 4.2.2023)