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(Bl. 1 a.) Durch die gnade des almech | tigen gots vmb[1] das gebete vil erberger[2] personen zupesserūg | vnd zyrungē den gepewen der heyligē cristenlichen kirchen | zutrost vñ vntterweysung vnnserm nachsten vñ allē maiste- | ren vñ gesellen die sich diser hohen vñ freyen kunst der Geo- | metria geprauchen ir gemute speculirung vnd ymaginacion | dem warē grunt des maswercks paß[3] zuuntterwerffen nach | gedencken vnd ein zu wurtzeln. Auch fundamentlicher die art | so auß dem Centrum des zirckels mitsamt seines vmb- | schweiffs warer saczung punct vñ austeylung dest freyer vñ | warhafftiger eïngepflanczt vnd gegrundt werden. Vnd nit | vmb meiner eygen Ere willen. Sunder mer zupreyse rum | vnd lob der altten vnnser vorgeer seczer vñ vinder diser hohē | kunst des pauwercks die auß der wage. winckelmoß. trian- | gel. zirckel. vñ linial. vrsprunglichē iren warē grunt habē. vñ | nu mit der scherff. subtilitet. hoher synne. vñ tieffer rechnūg. | yecz ersucht[4] ist. Hyrumb hab ich Hanns schmuttermayer | von Nurmberg die art solichs maswercks. virung[5]. rotund. | der violn. winperg. vñ der pfeyler mit aller irer zugehorungē | auff die new mitsamt der alttē art gerecht gemacht vñ hynein pracht nach aller irer aufteylūg auff das verstentlichst. doch nit mit zukurczer beschreibung noch mer wortten dann not ist. Vnd hab solichs auß mir selber nit erfunden. sunder von vil andern grossen berumbtē maisteren. Als die Junckhern von prage. Maister ruger. Niclas von straspurgk. Der dan am mainsten[6] die new art an das licht gepracht mitsamt vil | andern genomen.

(Bl. 1 b.) In dem namen vnsers herrē. Amē. wiltu ein violn vnd einen wintperg reyssen[7]. So mach von ersten[8] ein virung als groß[9] du wilt. In die selben virung mach .viij. virūg. ye cleiner vñ cleiner. also. das yede in der andern vber eck steen. wie vnttē verzeichnet ist nach iren linien. darnach secz die .viij. vierūg alle gleich nach einander. vñ der[10] gib yglicher einen puchstaben. Der ersten ein a. vnd heist der alt schuch[11]. Der andern ein b. vnd heist der new schuch. Der drittē ein c. vñ ist ein halb schuch des a. Der vierden ein d. vñ ist ein halb schuch des b. vnd ein dritteyl des a. Der funfften ein e. vnd ist ein dritteyl des b. vnd ein vierteyl des a. Der sechsten ein f. vñ ist ein vierteyl des b. vñ ein sechsteyl des a. Der sibenden ein g. vñ ist ein sechsteyl des b. vñ ein achtteyl des a. Der achtten ein h. vnd ist ein achtteyl des b. vnd ein zwelffteyl des a. Auß disen acht vierungē. vnd yrer weyten kumpt alle teyllung der violen des wintpergs. Vnd alles maswercks.

Nu vah an zu[12] dem grunt der violen. vñ mach die ersten virung a. vñ mach darein die virung b. vñ in die virūg b die virūg c. die drey virūg secz gleich in einander. vñ nym die weyten des g. vñ secz den zirckel mit einem ort[13] in das eck b. vñ teyl herein an der linien gegen ein ander auff allen vier ortten. do mach ein punctlen. Darnach nym die weyten des h vñ secz den zirckel mit einem ortt auff das eck der weytē des c. vñ teyl auch gegen einander an der linien als vor[14]. do mach ein punctlen. vñ teyl von dem punctlen herein gegē der linj b. ein halbe weytē des h. da mach ein punctlen. vnd zeuch denn mit dem zirckel von dem selbigen punctlē. byß auff das punctlē das do stet auff der linien b. das du[15] an den vier ortten. So hastu den grunt vntten an der ausgemachten violen.

(Bl. 2 a) Nu vahe au (!) zu der vyolen vñ mach ein plintstrich[16] vber die zwerch[17] vñ mach einē plītstrich in die hohe vñ heb an. an dem zwerch strich. vñ nym die weiten an dē schuch b. vñ teyl .xvj. schuch in die hohe, vñ gee dar nach wider herab. vñ mach die erste hohe des b. do mach ein zwerch strichlē. vñ nym darnach die weytē des c. vñ secz den zirckel mit einem ort in den myttel strich. vñ teil herauß gegē dem o. do mach zwey puncklē[18]. zewche den vnttersten strich. so hastu die weyten des a. die hohe des b. Nu nym die hohe des absaczs. die weytē des g. vñ teil die dickē des absaczs. dar nach so teyl vō vnden vñ oben ein gleich myttel. vñ do mach einē plintstrich vber die zwerch. da mach ein x. in das creuczlen. vñ nym die weyten des d. vñ secze de zirckel in den myttel strich da das x stet. vñ teyl herauß gegē dē ō. do mach ein punctlen. des gleichen vntten an dem absaczs gegē dem o. do mach auch zwey punctlen. vnd zeuch deñ von den obersten zweyen punctlen. byß zu den vnttersten zweyen strichlen. so hastu den ganczē schuch des b. vñ dē leib der violn. darnach zeuch von den obersten zweyen punctlen die dachung. vnd oben an der spicz der dachung dye weyten des g. darnach zeuch oben von dem g. byß zu den zweyen punctlen bey dem ō. zwey strichlen. das ist die dachung. darnach zwen schuch des b. von dem x in die hohe. da mach auch ein punctlē. das ist das clein wintperglen mytten in der violen. das knopflen[19] an dem wintperglen. die dicken


  1. 1) um – willen, wegen: auf die Bitte.
  2. 2) ehrbarer.
  3. 3) besser, mehr.
  4. 4) erforscht, ergründet.
  5. 4a) Quadrat.
  6. 5) am meisten. Wenn nicht Schmuttermayer selbst sich als einen Nürnberger zu erkennen gegeben hätte, so würde er sich mit dieser, der Nürnberger Mundart noch heute eigenthümlichen Form, wie mit einigen anderen, schon als solchen verrathen haben. Vergl. Schmeller I, 1629. Städtechron. III, 35, 14. Loose, Beitr. 15, 44. 34, 44. Briefe 6, 51. Weinhold, bairische Grammatik, S. 173, §. 168.
  7. 6) aufzeichnen, entwerfen.
  8. 7) zuerst.
  9. 8) so groß, als.
  10. 9) deren.
  11. 10) überhaupt Ausdehnung, Länge, Weite; vgl. unten Bl. 3 b, nach 29: „weyten oder schuch“.
  12. 11) fange an bei …
  13. 12) Spitze, auch Ende, Punkt (wie unten).
  14. 13) wie vorhin.
  15. 14) thue.
  16. 15) eine blinde Linie, bloße Hilfslinie.
  17. 16) in die Quere. Zwerchstrich = Querstrich.
  18. 17) lies: punctlen, Pünktlein.
  19. 18) Knöpflein.