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behaftete Kranke und Wahnsinnige sich aufhalten, damit sie der menschlichen Gesellschaft nicht beschwerlich fallen.

Hier bekümmerte sich nun niemand um ihn. Er lag als ein unflätiger eckelhafter Mensch auf einem Strohlager und genoß keiner Hülfe, ausser daß etwa junge Aerzte, die sich in ihrer Kunst üben wollten, dann und wann einen Versuch mit ihm machten. Seine Krankheit nahm unter diesen Umständen immer zu, und wurde immer schmerzhafter. Er bekam Reißen in allen Gliedern. In den Augenblicken, da der Schmerz nachließ, hatte er unbeschreibliche Gewissensangst und stieß oft fürchterliche Flüche über sich selbst aus. So wechselten Leiden des Körpers und der Seele mit einander ab.

Stellt euch einen solchen Zustand vor, meine Lieben. Das Gefühl eigener großer Schuld, ach! das ist drückend. Und dann nun bei aller der Reue, die man empfindet, keine Hoffnung zu haben, seinen Fehler je wieder gut machen zu können; keine Hoffnung nur eine einzige gute That noch auszuüben; so voller Schuld, wie man da liegt, vor dem Richter aller Handlungen, auch der verborgensten, zu erscheinen.

Empfohlene Zitierweise:
Johann Friedrich Oest: Nöthige Belehrung und Warnung für Jünglinge und solche Knaben, die schon zu einigem Nachdenken gewöhnt sind. In: Allgemeine Revision des gesammten Schul- und Erziehungswesens, Heft 6. Schulbuchhandlung, Wolfenbüttel 1787, Seite 314. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Allgemeine_Revision_des_gesammten_Schul-_und_Erziehungswesens_6.pdf/326&oldid=- (Version vom 31.7.2018)