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trat er voll Feuer nochmals für seine Anschweifung und ihre Vorzüge ein und wendete sich gegen die Verteuerung des Baues durch die Exnerschen Pläne, deren Kosten weit über das alterum tantum seines Entwurfes steigen würden. Durch doppelte Modelle beider könne dies deutlich vorgestellt werden.

Im zugehörigen Bericht ist von einer Beibehaltung Exners, dessen Verhalten, auch seine Weige­rung, Anschläge zu liefern, scharf kritisiert wird, keine Rede mehr. Der Rat bittet um Erfüllung des „so gerechten als sehnlichen Wunsches der hiesigen Bürgerschaft und aller evangelischen Einwohner, daß es bei den approbierten Rissen bleibe und bezüglich des neuen Turmes bei den Schmidtschen Rissen bleibe und der Bau von diesem, zeithero dazu gebrauchten Schmidt fortgestellet werden“ möge. Allen entbehrlichen Aufwand müsse man vermeiden, da man fürs Unentbehrliche keinen gewissen und hinreichenden Fonds habe. Zu einem Aktenstück von 50 Seiten angewachsen, gelangte die Eingabe rasch ans Kabinett.

Der Begleitbericht des Geheimen Konsils unterschied für die Beurteilung: Festigkeit, Verzierung und innere Einrichtung. Schmidts Verteidigung zum ersten Punkt erscheine hinlänglich. Zu erwägen sei, ob die Oberbaukommission oder andere berühmte auswärtige Baumeister zu befragen seien. Für die Verzierungen fehle das Geld, Exners Projekt sei zu teuer. In der Zweckerfüllung weise Schmidts Plan keinen Mangel auf. Darum werde gebeten, diesen beizubehalten.

Prinz Xaver übersandte das ganze Aktenmaterial zur Prüfung an den Gouverneur. Er wolle zwar nicht zugeben, daß die Solidität oder auch die Schönheit, insofern sie ohne viel größeren Kosten­aufwand durch den guten Geschmack des Baumeisters bewirkt werden könne, vernachlässigt werde, gleichfalls wolle er des Ratsbaumeisters Anführen nicht ungehörter Dinge zurückweisen. Die Ober­baukommission solle nochmals ein ausführliches Gutachten über die Gründe pro et contra abgeben, über jeden Punkt des Schmidtschen Gutachtens in margine mit genüglicher auch andern als Kunst­verständigen faßlicher Deutlichkeit und Vollständigkeit urteilen, sie solle nach der in loco von den stehenden Pfeilern und Gründen zu nehmenden Kenntnis wohl erwägen, sich auf den Platz selbst ver­fügen, die stehenden Teile ausmessen, eventuell Gründe entblößen und die erforderlichen Berechnungen selbst vornehmen. Weiter solle sie feststellen, wann dem Rat der Fortbau inhibiert und was seit der Zeit von dessen Baumeister etwa gebaut oder dieser nach seinem Plan habe zubereiten lassen. Auch solle eine etwaige Verschickung der Pläne nach auswärts vorbereitet, auch mitgeteilt werden, an wen und welche Fragen zu stellen seien. Im Schlußgutachten solle die Kommission ihre standhafte pflichtgemäße Meinung geben, ob die Pfeiler stehen bleiben können oder wie sonst den Mängeln abzuhelfen sei. Auch solle sie bis zum Frühjahr 1768 unfehlbar fertig sein.

Pünktlich traf zu Beginn des Jahres mit Bericht des Gouverneurs der „Vortrag der Militär- und Ziviloberbaukommission“ beim Kabinett ein, unterzeichnet von fünf Militärs und dem unter Exner tätigen Landbaumeister Knöbel. Dem Vortrag lagen kritische Randbemerkungen Exners zugrunde, in denen er die Schmidtschen Einwürfe punktweise zurückwies. Betreffs der Schmidtschen Pfeiler erklärten die Kommissionsmitglieder, daß sie „insgesamt dieselben für zu schwach“ fänden. Bereits in den Sitzungen vom Juli 1766 sei dies geschehen. Da ihre „Anweisung nicht dahin ging“, hätten sie dies bisher „verschwiegen“. „Schmidts Vergleich mit der Frauenkirche gehört nicht hierher. Bähr ist keinem Gutachten, weder der Oberbaukommission noch de Bodts gefolgt, man weiß nicht wie.“ Bei der dreischiffigen alten Kreuzkirche „setzte man damals um der Festigkeit willen, ohne auf das Sehen und Hören der Gemeinde sonderliche Attention zu machen, Reihen Pfeiler sogar in die Mitte der Kirche..., der Baumeister Schmidt hingegen will, um die Schwäche seiner Pfeiler zu verteidigen, die Konveniens der Gemeinde so weit extendieren, daß nicht allein die mittelsten Pfeiler verworfen werden, sondern auch das Schiff der Kirche zur Seite viele starke Stützen entbehren muß. Da nun die Festigkeit eines solchen Gebäudes das Hauptwerk ausmacht“, sollen entweder bei Steingewölbe Schmidts Pfeiler ausgegraben und durch die Exnerschen ersetzt werden, oder unter Beibehaltung der Schmidtschen Pfeiler ein Holz­gewölbe mit Mansarden doch nach einem beifolgenden Plan Exners ausgeführt werden. Ein sicherer Anschlag lasse sich nicht aufstellen, da „bei einem viele Jahre lang dauernden Bau der Fleiß einer großen Menge der Arbeitsleute sehr unterschieden, also daß die Ausgabe nicht wohl zu übersehen ist“. „Niemand wird leugnen, daß der ganze Kirchenbau zu kostbar angefangen und die Oberbaukommission

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Alfred Barth: Zur Baugeschichte der Dresdner Kreuzkirche. C. C. Meinhold & Söhne, Dresden 1907, Seite 89. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Alfred_Barth_Zur_Baugeschichte_der_Dresdner_Kreuzkirche.pdf/97&oldid=- (Version vom 15.4.2024)