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|- | style="vertical-align:top;" | 1766,  | style="vertical-align:top; text-align:right;" | 8. | style="vertical-align:top;" | Mai. | Ratsbericht unter Einreichnng der Risse. |- | | style="vertical-align:top; text-align:right;" | 3. | style="vertical-align:top;" | Juni. | Exner wird Oberlandbaumeister. Bestallung am 28. Juli. |- | | style="vertical-align:top; text-align:right;" | 1. | style="vertical-align:top;" | Juli. | Xaver übersendet das Material an den Gouverneur. |- | | style="vertical-align:top; text-align:right;" | 22. | style="vertical-align:top;" | Juli. | Erste Sitzung der Oberbaukommission. |- | | style="vertical-align:top; text-align:right;" | 29. | style="vertical-align:top;" | Juli. | Zweite Sitzung der Oberbaukommission. Schmidt verantwortet sich persönlich, Krubsacius schriftlich. Beide sollen ihre Pläne abändern. |- | | style="vertical-align:top; text-align:right;" | 26. | style="vertical-align:top;" | August. | Bormann berichtet an den Rat, Exner habe ein „Projekt unter den Händen“. |- | | style="vertical-align:top; text-align:right;" | 5. | style="vertical-align:top;" | September.      | Schmidt erfährt bei Exner, das Oberbauamt habe den Befehl, den Kirchenbau zu inhibieren. Schmidt soll die geänderten Risse einreichen, hat aber die Konkurrenzpläne noch nicht zurück. |- | | style="vertical-align:top; text-align:right;" | 6. | style="vertical-align:top;" | September. | Der Rat inhibiert den Bau. |- | style="vertical-align:top;" | 1767, | style="vertical-align:top; text-align:right;" | 3. | style="vertical-align:top;" | Februar. | Der Rat bittet um Approbierung der Schmidtschen Pläne. |- | | style="vertical-align:top; text-align:right;" | 6. | style="vertical-align:top;" | März. | Die Oberbaukommission erstattet Bericht an den Gouverneur und bezieht sich auf einen noch fehlenden Riß Exners. |- | | style="vertical-align:top; text-align:right;" | 2. | style="vertical-align:top;" | März. | Der Gouverneur erstattet Bericht an den Prinz Xaver. |- | | style="vertical-align:top; text-align:right;" | 31. | style="vertical-align:top;" | März. | Der Gouverneur erstattet einen zweiten Bericht unter Eingabe der Exnerschen Pläne. |- | | style="vertical-align:top; text-align:right;" | 2. | style="vertical-align:top;" | April. | Der zweite Bericht des Gouverneurs wird ans Geheime Kabinett abgegeben. |- | | style="vertical-align:top; text-align:right;" | 4. | style="vertical-align:top;" | April. | Der erste Bericht des Gouverneurs wird abgegeben. |- | | style="vertical-align:top; text-align:right;" | 6. | style="vertical-align:top;" | April. | Entscheidung Xavers. Exners Turmpläne werden approbiert, er selbst zur Obsicht berufen. |}


Der Geschmacksstreit 1764–65.

Die Kämpfe zwischen Rat und Staat um die Plangestaltung der Kreuzkirche wurden eingeleitet durch die Berufung von Krubsacius als Gutachter. Erst ein halb Jahr später wurden die Schmidtschen Pläne (II. Neubauprojekt) ihm überschickt. In seinem ersten Gutachten stellte Krubsacius fest, was er anders machen würde. Damit glaubte er die allein richtigen Regeln der Architektur zu vertreten und hoffte um so mehr auf Berücksichtigung seiner Vorschläge, als sie vereinfachend, billiger auszuführen seien. Er gab in väterlich beratendem Tone „nur seine unmaßgeblichen Gedanken zur möglichen Ver­besserung“ an und lobte im besonderen „alle übrige Einteilung der ganzen Kirche, besonders des Turmes mit seiner Laterne“, die „von der Geschicklichkeit des Baumeisters“ zeugten.

Prinz Xaver übergab ohne Notiz das Schriftstück ans Geheime Konsil, von dem es über das Oberkonsistorium an den Rat gelangte mit der Mahnung, den Vorschlag „auf die beste tunlichste Maßen in Obacht zu nehmen und baldmöglichst Bericht zu erstatten“.

Schmidts Entgegnung ließ nicht lange auf sich warten. Durch den schulmeisterlichen Ton gereizt, hielt er mit seinen Kenntnissen in der Architektur nicht zurück, in denen er dem Exempel „der berühmten Baumeister Bähr, Chiaveri und Pöppelmann“ folgte. Damit glaubte er im Rechte zu sein, „da diese drei Baumeister vollkommen Theorie mit der Praxis verknüpfet und nicht die erstere allein verstanden haben“. Im übrigen vertrat er die vernünftige Ansicht, daß in Sachen des Ge­schmacks selten „zwei Baumeister einerlei Meinung“ seien. Mit dem Selbstbewußtsein einer starken Künstlerindividualität blieb er bei dem, was er für schöner (und dauerhafter) hielt. (Krubsacius sprach nie von „schön“. Ob „richtig“, d. h. seinen Regeln gemäß, war für ihn Kriterium). Gegen die Art des Kritikers, als Vorzug seiner Ansichten die größere Billigkeit ins Feld zu führen, wendete sich Schmidt. „Wird im übrigen nur die Ersparnis bei einem Hauptgebäude zum Grunde gelegt, lässet sich die Architektur in nicht sonderliche Ausübung bringen. Jedoch wird hier auf alle mögliche Ersparnis in Beobachtung „zier“licher Ausführung das Augenmerk hauptsächlich zu richten sein.“

Kurz nach dem Einsturz des alten Turmes erstattete Krubsacius einen zweiten Bericht. Eine Klärung der Streitfrage brachte sein Schreiben nicht. Die Ausgangspunkte waren zu konträr. Berief sich Schmidt auf Italiener der Barockzeit, so Krubsacius auf solche der Renaissance, hielt jener die Gartenfassade des Japanischen Palais als Pöppelmanns Werk für mustergültig, führte dieser die „Vorderfront von de Bodt“ als Beispiel an. Krubsacius war bissig und pikiert, seine Autorität fand nicht ohne weiteres die Anerkennung, die er von seinen Schülern gewöhnt war. „Wollte Gott,“ seufzt er, „daß diese Hauptkirche der Residenzstadt von Marmor und Erz, aber [vor allem] nach einer guten Architektur erbaut werden könnte.“ In teilweisem Mißverstehen des Schmidtschen Schlußsatzes schrieb er: „Übrigens ist es ganz natürlich, wenn man von einer Sache das Überflüssige und Unnötige

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Alfred Barth: Zur Baugeschichte der Dresdner Kreuzkirche. C. C. Meinhold & Söhne, Dresden 1907, Seite 74. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Alfred_Barth_Zur_Baugeschichte_der_Dresdner_Kreuzkirche.pdf/82&oldid=- (Version vom 8.4.2024)