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in Wittenberg[1], ein Einbau von schmalen doppelten Emporen auf schwerfälligen Rechteckpfeilern in die im siebenjährigen Krieg ausgebrannten Umfassungen mit wirkungsvollem, die ganze Höhe ein­nehmenden Kanzelaltar (1762–70), und schließlich das Josephinenstift in Dresden, ein Um- und Neubau nach dem Brand im siebenjährigen Krieg 1760–65, mit einer barocken Kapelle und schönen Rokokotüren, die wohl dem älteren Bau noch angehören. (Abb. in Gurlitt, K. Dr., S. 725.) Weiter werden drei Brücken[2] genannt und der Kreuzturm, „der ganz nach seinen Entwürfen ausgeführt ist“. Diese unrichtige Angabe geht aber offenbar auf Exner selbst zurück, da einige Seiten weiter der Turm (richtig) auch als von Hölzer bezeichnet wird. Die neuere Angabe, daß Exner nach dem Kriege zahl­reiche Privatgebäude in Dresden ausgeführt habe, ist nicht zu belegen und beruht wohl auf Ver­wechselung mit Locke. Exners Tätigkeit bestand in Verwaltungsarbeit. Obgleich er zeitig in selbständige Stellung rückte, hat er doch nicht einen Monumentalbau auszuführen gehabt. Der Staat war durch die Brühlsche Mißwirtschaft ruiniert, die öffentliche Bautätigkeit kam durch den Krieg fast völlig zum Erliegen. Das Landhaus erhielt Krubsacius, obwohl Exner vom Obersteuerkollegium auffallend begünstigt wurde (Schumann).

In seinen Formen zeigt sich Exner als Schüler Knöffels. Die guten Verhältnisse sollten die architektonische Wirkung bringen. Sein 1750 erbautes Wohnhaus ist absolut schmucklos. Nur eine mittlere ganz schwache Vorlage mit Dachausbau und flachem Giebel belebt die neun Fenster breite vierstöckige Fassade. Das Grundstück ist aufs äußerste ausgenutzt. Die sehr geschickte Wahl des Bauplatzes macht es noch heute zu einem der vornehmsten Miethäuser. Von dem „feinsinnigen, mit einer reichen, stets aber maßvollen Phantasie gepaarten Geistreichtum Longuelunes“ (Sch.) ist bei ihm nichts zu merken, ebensowenig von der glatten, noch immer reizvollen Art Knöffels, dessen „Bauten elegant sind, ohne vornehm zu sein“ (Gurlitt).

In die Öffentlichkeit trat Exner durch zwei Gutachten[3], einmal bei Untersuchung der Frauen­kirche nach der Beschießung, dann nach dem Einsturz des Kreuzkirchenturmes. Die Frauenkirche hielt er für „ein nichts weniger als vollkommen dauerhaftes und unwandelbares Gebäude“. Für den Kreuzturm schlug er möglichst raschen Gerüstbau vor, der selbst bei der größten Beschleunigung viele Wochen erforderte. Beide Male umging er den Kern der Frage, ob momentane Gefahr bestehe, und wich damit jeder Verantwortung aus. Bei Beginn des Kreuzkirchenbaues wurde weder Exner noch die Oberbaukommission wirksam, sondern zunächst Krubsacius und die Akademie.

Friedrich August Krubsacius, am 2. März 1718 in Dresden geboren, trat bereits mit 22 Jahren ins Oberbauamt ein. Exner war nur wenige Wochen jünger, auch frühzeitig unter Knöffel tätig, aber erst vier Jahre später als Kondukteur eingetreten. Nach dem Tode Knöffels war gegen Schwarzes Willen der Dienstälteste Krubsacius von Exner und auch dem viel jüngeren, 1724 geborenen und erst 1749 eingetretenen Knöbel[4] übersprungen worden. Durch das Avancieren des letzteren war es Exner möglich, zwischen der Stelle in Dresden und der in Warschau zu wählen. Er entschied sich „trotz der großen Vorteile und günstigen Aussichten“ nicht für Warschau, wohin er bei einem Aufrücken von Krubsacius hätte gehen müssen. Dieser ließ sich die Zurücksetzung nicht gefallen. Durch Vorstellung

hoher „Konseillers und Kavaliers“ am Hofe, zu denen er durch seinen Onkel, den Obristleutnant


  1. Neuer Ausbau der Wittenberger Schloßkirche. Deutsche Bauzeitung 1893 mit alter Innenansicht S. 1.
  2. Prof. Titius, Nachricht von der ehemaligen und neuerbauten Wittenberger Elbbrücke. Wittenberg 1788. Die Kosten waren von Exner auf 16 000 Taler veranschlagt, betrugen aber 74 000 Taler.
  3. Nach Steche, Bau- und Kunstdenkmäler Sachsens, Bd. XI S. 54, soll Exner ein solches abgegeben haben, als der nördliche Turm der Johanniskirche in Plauen i. V. 1775 einzustürzen drohte. Steche folgt darin den Angaben der Lokalhistoriker. In Wirklichkeit sah man von seiner Berufung, die vorgeschlagen war, ab, da der Schaden nicht gefährlicher wurde. Der strebepfeilerartige häßliche Mauerschuh geht auf die Plauenschen Gewerken oder auf den herbeigeholten Zwickauer Amtsmaurermeister zurück. (Plauener Ratsakten, Reparatur des Glockenturmes betreffend, 1775, Rep. I Kap. IV Sekt. I A. N. 14. A.)
  4. Knöbel war von 1753 an als Beistand des polnischen Oberbaudirektor von Jauch tätig, wurde 1755 dessen Nachfolger. 1765 trat er als Landbaumeister in den sächsischen Dienst zurück und starb von Exner überlebt 1792 als Oberlandbaumeister.
Empfohlene Zitierweise:
Alfred Barth: Zur Baugeschichte der Dresdner Kreuzkirche. C. C. Meinhold & Söhne, Dresden 1907, Seite 69. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Alfred_Barth_Zur_Baugeschichte_der_Dresdner_Kreuzkirche.pdf/77&oldid=- (Version vom 4.4.2024)