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äußere Hauptsims, die Deckenhöhe wie der Mansardsims. Als mindeste Saalhöhe bezeichnet Schmidt das 1 1/2 fache der Breite, so daß sich diese zur Höhe und Länge wie 2 : 3 : 4 oder, wenn man die Emporentiefe gleich 1 setzt, wie 3 : 4 1/2 : 6 verhält.

Die Abhängigkeit der Emporentiefe von der Saalbreite war einmal günstig für die Ausnützung des Innenraums und für die Aufgabe, Massenkirchen zu schaffen. Dagegen beeinflußte sie ungünstig die Beleuchtungsverhältnisse, da die Intensität des Lichtes im Saale von der absoluten Weglänge abhängig ist. Bei der Annen- und Waisenhauskirche kommt dazu, daß die Zahl der Emporengeschosse im Verhältnis zur Höhe zu groß und der lichtzuführende Saalteil über dem Arkadengurt zu klein


Annenkirche 1764.
Nach dem Original im Pfarrarchiv.
Maßstab 1 : 500.

Schmidtsche Kirchenbauten.
Querschnitte

Waisenhauskirche 1771.
Nach dem Original
im Ratsarchiv.
Maßstab 1 : 500.

Großenhain 1745–48.
Maßstab 1 : 650.


ist, und daß dieser Teil senkrechte Galeriewände erhält. Vor allem aber wird das Licht der Mansardenfenster nicht über dem Gurt, sondern durch Lichtschächte größtenteils unter den Arkaden in den Saal geleitet. Die Folge ist, daß diese selbst und der ganze Raumteil darüber dunkel erscheint. Bei der Annenkirche soll gegenwärtig durch einen Umbau dieser Mißstand beseitigt werden. Nicht die eingeführte Lichtmenge war zu klein, sondern die durch die übertriebene Ausnützung der Emporenräume bedingte Lichtverteilung war ungünstig. Bei der Kreuzkirche Schmidts war durch die basilikale Aus­bildung des Querschnitts das Beleuchtungsproblem glücklich gelöst. Die spätere Verstümmelung des Planes durch Verzicht auf die Saalhochführung hatte dieselben Mängel zur Folge, wie bei der Annenkirche. Während Bähr bei der Frauenkirche das Altarhaus zur Beleuchtung des Saales heranzog und dadurch die Innenwirkung steigerte, ist Schmidt bei der Kreuzkirche konsequenter. Die Be­leuchtung verteilt sich gleichmäßig von oben über das Innere, über Altarplatz und ansteigende Emporen

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Alfred Barth: Zur Baugeschichte der Dresdner Kreuzkirche. C. C. Meinhold & Söhne, Dresden 1907, Seite 53. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Alfred_Barth_Zur_Baugeschichte_der_Dresdner_Kreuzkirche.pdf/61&oldid=- (Version vom 1.5.2024)