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Streben und Sehnen der Zeit nach Vereinfachung, soweit es künstlerisch und also rein formal war, in sich auf und brachte es selbständig verarbeitet in seinem Schaffen zum Ausdruck.


3. Schmidts Pläne zur Kreuzkirche.

Planübersicht.

Das Renovationsprojekt entstand nach Abgabe des Gutachtens (im Juli 1761) vermutlich 1762.[1] Der alte Turm und die alten Hauptumfassungen waren mit zu benutzen. Nach dem Gut­achten[2] sollte der gotische Chor „verrückt“, d. h. beseitigt und die inneren Pfeiler anders eingeteilt werden. Risse sind nicht erhalten. Die Größe der Kirche war bei 26 und 42 m lichter Weite zwischen den Umfassungen die gleiche wie bei der Dreikönigskirche, ebenso die Zahl der inneren Pfeiler. Die übrige Anordnung vermutlich so wie bei der Annenkirche.

Das erste Neubauprojekt entstand in der Zeit vom 23. März bis 14. Mai 1763 und wurde am 14. Oktober 1763 von Kurfürst Friedrich Christian approbiert. Die vier Zeichnungen enthielten:

  1. Parterregrund und Seitenfassade,
  2. erste Etage, Emporkirchen und Längsschnitt,
  3. zwei Durchschnitte nach Altar und Chor,
  4. Grundriß, Durchschnitt und Aufzug vom Turm.

Der Maßstab war nicht groß. Die Risse sind nicht erhalten, nur der Erläuterungsbericht.[3]

Außer dem alten Turm waren nur die Fundamente der alten Umfassungen mit verwendet gedacht. „Die innerlichen Bögen sind weiter gefaßt und nur drei Pfeiler auf jeder Seite dermaßen gestellt, daß zwischen denselben die Einsicht nach der Kanzel und Altar (Kanzel an erster Stelle!) sattsam erlangt, auch die Stimme des Predigers weit besser gehöret und verstanden werde. Diese Einsicht ist auf dem Grundriß durch gemachte Schatten angedeutet zu befinden.“ An beiden Längsseiten war bereits eine Vorlage angebracht, um ein „mehreres Ansehen, Haltung und Nutzen“ (durch Ausbildung zu Vorhallen und Betstübchen) zu erlangen. Da das Licht der Hauptfenster „durch Emporen und Betstübchen meistenteils verbaut“ wurde, war der Mittelraum höher geführt zur Erlangung von neun Fenstern „dergestalt, daß die Kirche nicht allein von innen ein gut Ansehen erhalten, sondern auch von außen durch suppression des (sonst nötigen) großen Daches (über die ganze Kirchenbreite) bessere Figur gewinnen werde“. Ein Holzgewölbe sollte den Mittelraum abdecken.

Das zweite Neubauprojekt wurde am 13. Juni 1764 an den Rat abgegeben und am 22. Juni von Prinz Xaver im Hauptwerk approbiert, aber „wegen der Befestigung sowohl als der Verzierung“ die Kommunikation der Risse an den Hofbaumeister Krubsacius angeordnet. Anlaß zu diesem Entwurf bot die Verbreiterung der Kirche. Die Mehrkosten dem ersten Projekt gegenüber wurden von Schmidt auf 30 000 Taler, die Gesamtkosten also auf 288 000 Taler veranschlagt. Die Ver­größerung des Grundrisses wurde am 28. April 1764 approbiert. Das Projekt umfaßte sechs Zeich­nungen, und zwar:

  1. Zeichnung des alten und neuen Grundes zusammen,
  2. Hauptplan der Häuser und Gassen um die Kirche herum,
  3. Grundriß zum Parterre nebst Durchschnitt (nach dem Altar),
  4. zwei Grundrisse zu den Betstübchen, erste Etage, Emporkirchen und (Orgel-) Chor,
  5. Fassade der Kirche gegen die Schule nebst dem Turm,
  6. Der Turm auf der breiten Seite.

Diese Risse sind nicht erhalten, nur der Erläuterungsbericht[4]. Jedoch besitzen die Kupferstich­sammlung

F. A. II und das Zittauer Ratsarchiv je eine Kopie des Erdgeschoßgrundrisses, die


  1. Die Lockeschen wurden im Oktober 1762 an den Rat abgegeben. Vergl. R. A., B. III. 43.
  2. Vergl. R. A., B. III. 37.
  3. Vergl. Archiv des Landeskonsistoriums, Kreuzkirche betreffend, vol. I Bl. 18 flg.
  4. Vergl. Landeskonsistorial-Archiv, Kreuzkirche betreffend, vol. I Bl. 82.
Empfohlene Zitierweise:
Alfred Barth: Zur Baugeschichte der Dresdner Kreuzkirche. C. C. Meinhold & Söhne, Dresden 1907, Seite 25. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Alfred_Barth_Zur_Baugeschichte_der_Dresdner_Kreuzkirche.pdf/33&oldid=- (Version vom 18.4.2024)