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160 486  Taler  Übertrag.
237 481 Ta-er Ertrag der Abgaben,
1 187 Ta-er für verkaufte Späne ab 1. Mai 1784,
10 547 Ta-er für verkaufte und vermietete Betstübchen und Stuhlsitze,
5 571 Ta-er Baueinnahme insgemein (Altmaterial, Abfälle usw.),
1 000 Ta-er von Bormanns Erben als Transaktionsquantum (S. 109),

416 272  Taler  Summa der wirklichen Einnahmen,
46 795 Ta-er bar aufgenommene (aber zurückgezahlte) Kapitalien.

Ein erster Vorschuß aus dem Vermögen der Sophienkirche im August 1763 gestattete den Beginn der Bauarbeiten.

Zweimal, im Jahre 1764 und 1777, wurde eine Landeskollekte ausschließlich für die Kreuzkirche angeordnet. An der allgemeinen Kollekte am Friedensfest nahm sie mit 5500 Talern Anteil. Hierüber erhielt sie auf die Baudauer Quartalskollekten in Dresden bewilligt. Auch Beiträge aus fremden Orten[1] flossen ihr zu, freilich nur in bescheidener Höhe. Bei der Eintreibung und Abführung der gesammelten Gelder sollen Unregelmäßigkeiten unterlaufen sein.[2] Da die Kollekten nur 8 Prozent der Einnahmen betrugen, hätte ein etwa versickerter Teil die Fertigstellung der Kirche nicht wesentlich beschleunigen können. Etwas höher als der Kollekteneingang war der Ertrag der Kirchenbaulotterien[3] sowie die Einnahme aus freiwilligen Spenden. Der Kurfürst überwies die Ehedispensationsgebühren und die Sühnegelder für zudiktierte Freiheitsstrafen. Auf energisches Drücken der Regierung gewährte der Rat ein Patronatsgeschenk durch Übernahme von Bauschulden.

Über die Hälfte der Baukosten wurde durch städtische Anlagen[4], Einfuhrsteuern, aufgebracht. Als der Bau seit 1769 rasche Fortschritte machte, trat bald Geldklemme ein und nötigte 1770 und 1771 zur Erborgung von Kapitalien. Anfang 1772 wurden noch 25 000 Taler aus dem Sophienärar zinsfrei vorgeschossen. Die ungestörte Weiterführung des Baues forderte aber eine sichere und ständige Einnahme. Zur Abtragung der Kriegs- und Gewandhausbauschulden war[WS 1] der Stadt eine Einfuhrsteuer auf Getreide (1 Groschen auf 1 Scheffel) und Dorfbier (1 Taler 8 Groschen aufs Faß) gestattet worden. Der Rat kam 1772 darum ein, auch der Kreuzkirche Anteil an dieser Anlage gewähren zu dürfen. Der Kurfürst bewilligte das Gesuch in anderer Form. Er schoß 140 000 Taler[5]

in Kassenbilletts vor


  1. Viel Hoffnung hatte man auf eine Kollekte in der damals als besonders reich geltenden freien Stadt Frankfurt a. M. gesetzt. Ein Hauptmann der Dresdner Besatzungstruppe stellte reichen Ertrag und seine persönliche Verwendung dem Superintendenten, seinem Quartierwirt, in Aussicht. Auf eine Eingabe des Rates dorthin um Ge­nehmigung einer Geldsammlung fehlte nach Jahresfrist noch jede Antwort. Nicht weniger als 20 Kollektengesuche lagen dort vor. Da unternahmen zwei Ratsherren eine Reise im Stellwagen nach Frankfurt. Durch drei Glöckner wurde eine Sammlung von Haus zu Haus veranstaltet und durch gedruckte Avertissements noch besonders zum Geben auf­gefordert. Nach Abzug eines Dritteils für Reisespesen, Trink- und Schmiergelder blieben noch nicht ganz 500 Taler als Reinertrag. (Akten des Oberkonsistoriums, Kreuzkirche betreffend, vol. II.)
  2. Kleine Wanderungen durch Deutschland. Berlin 1786: „Ein Kandidat der Theologie hatte Ende der 70 er Jahre geschrieben, die Kreuzkirche könnte fertig sein, wenn sich nicht soviel Hände in den Baukollekten gewaschen hätten. Man verfolgte ihn dafür mit großem Grimm und das Konsistorium sprach ihm die Fähigkeit ab, im Wein­berge des Herrn zu arbeiten.“ Es erscheint nicht ausgeschlossen, daß dieser cand. theol. der verdienstvolle Dresdner Lokalhistoriker Hasche war. Dieser lebte, nach einer Notiz, anfänglich nur von Privatstunden und wurde durch seine Ernennung zum Prediger der Festungsbaugefangenen (Zuchthäuslern schlimmster Sorte) im Jahre 1786 „angenehm überrascht“.
  3. Außer der Kreuzkirche kamen diese teilweise auch der Annen- und Waisenhauskirche zugute. Im ganzen wurden von 1765–71 sieben Lotterien mit einem Gesamtumsatz von 3 1/2 Millionen Mark bei 145 000 Losen und 92 000 Gewinnen veranstaltet. Der Lotterieplan wechselte. Immer wurde die Gesamteinnahme aus den Losen wieder ausgespielt. Für die Unkosten und die besagten Zwecke behielt man von jedem Gewinn ein Achtel zurück. Hauptstaats­archiv 2445, Kreuzkirchenbau betreffend. In den „Merkwürdigkeiten“ 1792 heißt es: „Die Lotterien haben, außer der ersten, nur wenig abgeworfen. Man hatte damals noch so ganz eigene Vorurteile gegen das Lotteriespiel. Die für so viele 1000 Familien äußerst verderbliche Lotteriespielsucht war damals gewiß noch nicht so allgemein wie jetzt.“
  4. Hauptstaatsarchiv loc. 2258 vol. IIIV, Kreuzkirchenbau betreffend.
  5. Ältere Lokalhistoriker bezeichnen diesen Vorschuß irrtümlich als Geschenk und nennen Prinz Xaver als Stifter.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Gewandhausbauschuld enwar
Empfohlene Zitierweise:
Alfred Barth: Zur Baugeschichte der Dresdner Kreuzkirche. C. C. Meinhold & Söhne, Dresden 1907, Seite 107. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Alfred_Barth_Zur_Baugeschichte_der_Dresdner_Kreuzkirche.pdf/115&oldid=- (Version vom 19.4.2024)