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Leute, wie der Minister Graf Rex, die sich nicht so leicht vom Nimbus Exners blenden ließen, kamen nicht zur Geltung. Günstlinge, meist Ausländer, gewannen fast unbeschränkte Herrschaft. Stockungen im Handel, Unsicherheit im wirtschaftlichen Leben waren die Folge. Am 13. September 1768 legte er vorzeitig die Administration der Kur und die Vormundschaft für den noch nicht ganz 18 Jahr alten Kurfürsten Friedrich August III. nieder, der nun selbst die Regierung übernahm.

Xavers Eingreifen in die Geschicke der Kreuzkirche hat es verhindert, daß sie nach Schmidts Plan und des Rates Wunsch als zweckgemäßer und künstlerisch vollendeter Monumentalbau der prote­stantischen Kirche erstand. Durch sein Eintreten für Exner hatte sich Xaver zum Vertreter einer klassi­zistischen Architekturauffassung gemacht, für die Anständigkeit und Regelrichtigkeit an erster Stelle, Zweck­mäßigkeit an zweiter kam, die gerade darum für die Eigenart des protestantischen Kirchenbaues kein Verständnis haben konnte. Die gleichen Erwägungen, die vier Jahre vorher beim Beginn von Xavers Regierung zur Berufung von Krubsacius geführt hatten, waren auch zuletzt ausschlaggebend. Aus ästhetischen Gründen fiel Schmidts Außengestaltung der Kirche, und zwar endgültig; vorwiegend aus ästhetischen Gründen auch seine Innenanordnung. Daß die von Xaver bevorzugten Exnerschen Pläne und Pfeiler dem protestantischen Bauzweck Hohn sprachen, hat ihre Durchführung später doch noch verhindert.

Die Entscheidung unter Kurfürst Friedrich August.
Vorgänge.
1768,  27. August. Der Rat erhält die Entscheidung Xavers.
1. Oktober. Exner schickt den Polier in die Steinbrüche.
22. November.      Der Rat will die Arbeiter entlassen.
3. Dezember. Eingabe Schmidts an den Rat.
10. Dezember.      Der Rat entläßt die Arbeiter gegen Exners Willen.
1769,  16. Februar. Ratseingabe gegen Exners Projekt.
29. April. Ratseingabe: Eigenwillig soll als Maurermeister adhibiert werden.
2. Juni. Ferbers Bericht über die Vorgänge. Vorschlag, dem Rat den Bau frei zu überlassen.
3. Juni. Kurfürst Friedrich August fordert ein Gutachten Exners.
15. Juni. Exner übergibt seine Randbemerkungen zur Schmidtschen Schrift vom 3. Dezember 1768.
30. Juni. Bericht Ferbers und Vorschlag, Schmidts Inneres mit gebrochenem Dach zu approbieren. Exner und Schmidt sollen gehen.
1. Juli. Friedrich August resolviert demgemäß.
25. Juli. Schmidt wird die Verordnung vom Rat publiziert.

Der Rat war durch die endgültige Entscheidung Xavers an der Eingabe einer zweiten Be­schwerde gegen Exner, besonders dessen Abbrechen von bestehendem Mauerwerk gehindert worden. Die Wegreißung der Pfeiler unterblieb zunächst. Exner hatte seit April schon den Turmbau zu fördern gesucht, ohne die gewünschte Unterstützung beim Rat allenthalben zu finden. Im Oktober schickte er den Polier in die Steinbrüche, bis auf 3000 Quader zu bestellen. Die Bergschreiber wurden zu eiliger Lieferung angetrieben. Ende November beschloß der Rat, des kommenden Winters wegen die Maurer zu entlassen. Exner wollte sie zum Steinspitzen weiter verwenden, damit der Senat die seitherigen guten Leute behalte, vor allem wohl, um fürs kommende Jahr vorzubereiten, auch im Interesse seiner Werkmeister. Der Rat erlaubte ihm nur noch die letzte Schicht vom Turmfundament fertig zu stellen. Dann entließ er einstimmig die Bauleute. Das einmütige Auftreten gegen Exner ließ vermuten, daß der Rat vom Regierungswechsel auch eine günstige Wendung beim Kirchenbau erhoffe.

Gleichzeitig etwa reichte Schmidt eine Schrift gegen Exners Pläne und Vorgehen ein. Zunächst wandte er sich dagegen, daß Exner vier Mauern aus guten alten Steinen und von 15 Ellen Länge, 11 Ellen Grundtiefe herausgebrochen und mit eisernen Keilen von der Stirnmauer abgespellt habe (gemeint sind die Langwände der Haupttreppenhäuser). „Wieviel große Türme und Kirchen werden nicht an anderen Orten gebaut, wo dergleichen gute Steine wie die von der alten Kreuzkirche nicht zu haben sind.“ Weiter sei das Fundament für den Turm zu tief und überflüssig breit. „Der überlei in der Erde liegende Grund wird endlich von der oberen Last, soweit solche auf den Grund zu stehen kommt, abgespellt durch den Druck.“ Weiter habe Exner hierzu gespitzte Quader verwendet. Gegen

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Alfred Barth: Zur Baugeschichte der Dresdner Kreuzkirche. C. C. Meinhold & Söhne, Dresden 1907, Seite 95. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Alfred_Barth_Zur_Baugeschichte_der_Dresdner_Kreuzkirche.pdf/103&oldid=- (Version vom 16.4.2024)