Seite:Album der Schlösser und Rittergüter im Königreiche Sachsen V.djvu/69

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

von Sparneck abgeschlossene Verkaufsurkunde über eine Waldung unterzeichnete. Das Jahr seines Todes ist unbekannt, er war indessen der letzte Herr von Geilsdorf auf Schwand, das er seinem Vetter, Urban von Feilitzsch, und zwar noch während seiner Lebenszeit überliess. Dieser Urban von Feilitzsch vermählte sich mit Catharine von der Planitz und starb erst 1580 hundert Jahre alt auf seinem Schlosse Kürbitz. Nach ihm besass Schwand Christoph von Feilitzsch, Urbans Sohn, vermählt mit Marie von Zedtwitz auf Neuberg und gestorben am 25. April 1606. Von seinen vier Söhnen erhielt Schwand Hans Sigismund von Feilitzsch, gestorben 1632, und nach ihm kam das Gut an Urban Caspar von Feilitzsch, seinen Neffen der 1689 mit Tode abging. Ernst Christoph von Feilitzsch lieh im Jahre 1706 seinem Bruder Daniel 12000 Gulden widerkäuflich auf das Gut Schwand. Dieser war der letzte Feilitzsch auf Schwand, nach ihm gehörte das Gut dem Grafen Johann Ernst von Tettenbach, Freiherrn und Bannerherrn zu Gannewitz, der auch Geilsdorf, Tirbel und Pirk besass 1783 starb und die Voigtländische Linie der Grafen von Tettenbach beschloss, nachdem sein einziger Sohn und Enkel sich aus dem Lande gewendet hatten. In der Mitte des vorigen Jahrhunderts kam Schwand, das 1755 schriftsässig wurde, an die Familie von Beulwitz, 1769 gehörte es dem Kammerjunker Heinrich Erdmann von Beulwitz, später dem Lieutenant Ferdinand Carl Wilhelm von Beulwitz. Der jetzige Besitzer ist Herr Oberlieutenant Philipp von Beulwitz.

Die Kirche zu Schwand soll in frühester Zeit eine Kapelle der unweit entfernten jetzt zum Rittergute Geilsdorf gehörigen Wallfahrtskirche Burgstein gewesen sein, deren Ruinen, ihrer schönen altgothischen Bauart und herrlichen Lage wegen sehr häufig besucht werden. Die Kirche zum Burgstein kommt bereits im fünfzehnten Jahrhundert vor, nirgends aber geschieht einer in ihrer Nähe gestandenen Burg Erwähnung, weshalb diese Behauptung in den Bereich der Volkssagen gehört. In einem Lehnbriefe vom Churfürsten Friedrich und Herzog Johann (1515) an Nikol Sack auf Geilsdorf, wird des Burgsteins nur als eines Kirchlehns mit seinen Gütern gedacht, er war der Maria gewidmet und ein Filial von Krebes. Im Jahre 1489 hatte der Bischof von Bamberg die Absicht den Burgstein zur Pfarrkirche zu erheben und dem Herrn von Sack auf Geilsdorf das Patronat darüber zu verleihen, auf Bitten des Pfarrers zu Krebes, Hans Seitzens, aber und durch Mitwirkung der fürstlichen Brüder Friedrich und Sigismund von Brandenburg-Culmbach unterblieb es. Später jedoch kam der Burgstein dennoch von Krebes ab und als Filial nach Geilsdorf, wie solches die Visitationsacten von 1546 beweisen, wo es von der Pfarre zu Geilsdorf heisst: „sie hat einzukommen zweiunddreissig Gulden von der Kirche zu Burgstein“. Ferner wird in den Acten gesagt: „Und da diesem Pfarrer von dem Markgräflichen Pfaffenscheffel keine Hilf geschieht, so soll die Pfarre abgehen. Gutenfürst gegen Misslareuth, Krebes und Kemnitz vererbet, verkeuft oder ausgethan, und dem Pfarrer zu Schwand die Nutzung davon gegeben werden. Dagegen soll derselbe Pfarrer zu Schwand ein Pferdlein halten und dieselben Dörfer mit allem Gottesrecht versorgen. So ist auch mit Heintzen von Feilitzsch (auf Kemnitz) verschafft, dass er dieser Pfarr die wüste Herberg und den alten Hoff zu Kemnitz die ehevor zu der Pfarr Krebes gehört, unverhindert folgen lassen wollte.

Für obige Behauptung, dass die Kirche zu Schwand vormals eine Kapelle gewesen sei, spricht die Bauart derselben, indem der vordere Theil, in welchem sich Kanzel, Altar und Chor befinden, vom Schiffe der Kirche durch einen gewölbten Bogen getrennt ist, und auch der Baustyl des letztern deutlich wahrnehmen lässt, dass die einstige Capelle durch einen Anbau, wahrscheinlich bei Einführung der Reformation, vergrössert ward. Das Innere des Gotteshauses ist zwar für die zahlreiche Gemeinde ziemlich beschränkt, jedoch freundlich und hell. Der Altar ist mit alten Holzschnitzereien geziert, wobei ein Marienbild mit dem Christuskinde, daneben zwei Bischöfe mit Hirtenstäben, und darunter Christus mit den zwölf Aposteln. Vor dem Altar befinden sich einige Grüfte, worin vormalige Rittergutsbesitzer und deren Angehörige begraben liegen, doch sind die Steinplatten, welche sie decken, dergestalt abgetreten, dass man keine Inschrift erkennen kann; nur einer ist wohlerhalten, unter dem ein Herr von Feilitzsch ruht. Das Erbbegräbniss der Familie Beulwitz befindet sich unter der herrschaftlichen Capelle.

Die Collatur über Kirche und Schule zu Schwand übt das Ministerium des Cultus und öffentlichen Unterrichts aus. Seit den frühesten Zeiten stand die Parochie unter der Ephorie Plauen: denn zu den Kirchenlehen, welche der Orden der Deutschherren in der Nähe dieser Stadt besass, gehörte auch das zu Schwand. Trotzdem aber geht aus dem Kirchenbuche hervor, dass mehrere Pfarrherren und Schulmeister zu Schwand ihre Vokationen vom Superintendenten der Ephorie ausgestellt erhielten, was sich vielleicht nach einer im Voigtsberger Amtsbuche befindlichen Nachricht erklären lässt, in welcher es heisst: die Stifter der Pfarre zu Oelsnitz sind gewesen der lange Voigt und Herr zu Voigtsberg. Diese Pfarre geht bei meinem gnädigsten Herrn zu Lehn, hat fürdes diese der Pfarre Gerechtigkeit Lehn zu leihen, nämlich die Pfarre zu Marieney, die Pfarre zu Arnoldsgrün im Amte Voigtsberg und die Pfarre zu Schwand im Amte Plauen gelegen. – Das Vermögen der Kirche ist sehr gering und die Pfarrholzkasse enthält 120 Thaler, deren Zinsen der Pfarrer bezieht, auch empfängt er aus dem Kirchenärar 9 Thaler 16 Groschen 3 Pfennige als Besoldung. Das Pfarramt gehört zu den geringstbesoldeten des Landes, da es kaum 300 Thaler einträgt, wobei die Nutzung des Pfarrgutes, das achtzehn Acker Flächenraum enthält, hinzugerechnet ist. Der Pfarrwald hält zwei Acker und liefert dem Pastor zwei Klaftern weiches Scheitholz mit Abraum und Stöcken als Deputat. Die Parochie und der Schulbezirk bestehen aus dem Dorfe Schwand, fünf Häusern des in dem wildromantischen Thale des Ruderitzbaches gelegenen Dorfes Ruderitz und dem sogenannten Berghause. Die Schule besuchen ungefähr hundert Kinder.

Zum Schluss erwähnen wir noch den etwa fünf Minuten von Schwand entlegenen Wachthübel, eine Höhe, die ihren Namen im Hussitenkriege empfing. Hier spähten die Einwohner der nahen Ortschaften nach anrückenden feindlichen Schwärmen um ihnen durch Flucht in die Wälder zu entgehen oder wenn die Zahl der Feinde es gestattete ihnen mit gewaffneter Hand entgegen zu treten. So gefährlich ein solcher Angriff auch immer war, und obgleich oft die traurigsten Folgen für das Dorf daraus entstanden, trieben Wuth und Rache die Landleute doch sehr oft zu derartigen Verzweiflungskämpfen. So überfiel im Jahre 1430 eine Streifpatrouille der Hussiten das Dorf Möschwitz, die Einwohner aber hatten bald erkannt, dass dieselbe sehr schwach sei, deshalb griffen sie mit ihren schleunigst herbeigerufenen Nachbarn

Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Schlösser und Rittergüter im Königreiche Sachsen V. Section. Expedition des Ritterschaftlichen Album-Vereins, Leipzig 1859, Seite 45. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_V.djvu/69&oldid=- (Version vom 10.11.2016)