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Dröda war Christoph von Reitzenstein, der 1609 mit Tode abging und das Gut seinem Sohne Jobst Caspar von Reitzenstein hinterliess, welcher 1660 von dem Landesherrn für sein Gut die Schriftsässigkeit mit den Obergerichten erlangte. Georg von Reizenstein, des Vorigen Sohn erstach 1692 unweit des Auenteiches bei Kürbitz den Junker Ernst Dietrich von Feilitzsch im Duell. Um das Jahr 1720 gehörte Dröda einem Christoph von Reitzenstein, und nach ihm dem Oberstlieutenant der Sächsischen Reiterei von Reitzenstein, der das Gut an den Kaufmann Oertel aus Hof veräusserte. Dieser verkaufte Dröda an den Kaufmann Nikol Raidel aus Brix, dessen Tochter mit dem königlich Sächsischen Hauptmann Christoph Wilhelm Tropitzsch vermählt war, die nach des Vaters Tode dessen Erbin wurde. Der jetzige Besitzer von Dröda ist deren Sohn, Herr Christian August Tropitzsch.

In frühester Zeit war Dröda in die Kirche zu Planschwitz eingepfarrt, da aber zwischen beiden Dörfern ein Bach, der Triebelbach, fliesst, der oft hoch anschwillt, so war es den Drödaern häufig nicht möglich die Kirche zu besuchen, und mancher Sterbende schmachtete vergeblich nach den heiligen Sakramenten, weil der Priester nicht über den Bach gelangen konnte. Als nun aber endlich gar bei ihrer Heimfahrt von Planschwitz Gevattersleute das Kind verloren, das später todt im Schnee aufgefunden wurde, fassten die Drödaer den Entschluss sich auszupfarren, und führten solchen im Jahre 1506 auch wirklich aus. Nach einer Angabe im Voigtsberger Amtsbuche schenkten zwei Fräulein von Tettau zur Verbesserung der sehr geringen Pfarreinkünfte und zur Erleichterung der Gemeinde den noch jetzt kräftig anstehenden Wald von vierundzwanzig Ackern Land aus frommer Mildthätigkeit als geistliches Lehen. In Folge dieser Auspfarrung hat der Pastor zu Dröda noch jetzt jährlich dreissig Groschen an den Pfarrer zu Planschwitz und sechs Groschen an den dortigen Schullehrer zu entrichten. Bis zur Reformation gehörte die Kirche unter das Haus des Deutschen Ordens zu Plauen, dessen Comthur die Priester berief, ein Recht, das nach dem Verschwinden des Ordens auf den Oberpfarrer zu Plauen übergegangen ist, der es noch jetzt ausübt, obgleich Dröda zur Ephorie Oelsnitz gehört. Die beiden einzigen Kirchen der Umgegend, welche ihre Pfarrherren nicht von dem Orden erhielten, waren die zu Kürbitz und Leubnitz, welche schon damals selbstständige Geistliche hatten obgleich die Kirchen bei dem Orden zur Lehn gingen. Nach und nach kauften die meisten Rittergutsbesitzer von dem Superintendenten zu Plauen das Collaturrecht gegen einen jährlichen Zins an sich, so dass nur noch wenige Kirchen von ihm besetzt werden. Nach einem alten Register der Balley Thüringen, unter welcher die hiesigen Besitzungen des Ordens standen, gehörten ihm im Jahre 1509 die dreizehn Kirchenlehne: Theuma, Altensalz, Leubnitz, Taltitz, Würschnitz, Planschwitz, Geilsdorf, Rodersdorf, Kloschwitz, Pöhl, Roda, Kürbitz und Dröda. Von diesen Kirchen mussten an den Comthur zu Plauen als jährlichen Absens bezahlen: Theuma fünfzehn Gülden, Leubnitz und Geilsdorf jedes vierzehn Gülden, Kürbitz zwölf Gülden, Altensalz sechs Gülden und Taltitz ebensoviel.

Was die Schicksale Dröda’s anbetrifft, so hatte es alle die Drangsale zu erleiden, welche die Kriege der letzten drei Jahrhunderte über unser Vaterland brachten, namentlich aber zeichnete sich durch seine Schrecken der dreissigjährige Krieg aus, welcher ausser entmenschten Soldatenhorden auch noch entsetzliche Seuchen ins Land brachte. Hauptsächlich in den Jahren 1632 und 1633 wurde Dröda von vielfachem Elend heimgesucht, plündernde Soldatenhaufen und die Furcht vor schrecklichen Misshandlungen hielten die unglücklichen Landleute in steter Aufregung, die durch das Pestjahr 1633 fast zur Verzweiflung stieg. Auch der letzte Französische Krieg hat dem Orte vielfachen Schaden gebracht.

An herrlichen Aussichten fehlt es auf den beiden Berghöhen, von denen Dröda eingeschlossen ist, nicht, namentlich gewährt der vordere Hirschberg wie die Zöberner Höhe eine prächtige Fernsicht weit über Plauen und seine Umgebung nach Norden zu bis in den Reussischen Vordergrund. Und wiederum rückwärts kann man vom weissen Berge aus, liebliche Waldparthieen von der Baierischen und Preussischen Grenze in reicher Mannichfaltigkeit erkennen.

O. M.     




Schwand.


Schwand ist eines der grössten Dörfer des Voigtlandes und liegt am Abhange eines Berges. Bei seiner sehr regelmässigen Bauart gleicht der Ort in der Ferne einem Städtchen wozu die hübschen, zum Theil sogar stattlichen Gebäude nicht wenig beitragen. Ungefähr eine Stunde westlich von Schwand zieht sich die Dresden-Plauen-Hofer Chaussee hin, welche freilich seit Entstehung der Sächsisch-Bairischen Eisenbahn unendlich viel von ihrer frühern Frequenz verloren hat. Die nächsten Städte, Plauen, Oelsnitz, Hof, Gefell und Tanna sind sämmtlich von Schwand drei Stunden entlegen, doch tragen sie nicht wenig zur Gewerbsthätigkeit der Einwohnerschaft bei, die aus ungefähr fünfhundert Köpfen besteht. Schwand, dessen gesammte Fluren einen Flächeninhalt von 1193 Ackern 295 Quadratruthen betragen, zählt im Ganzen 80 Feuerstätten, und zwar 35 Güter und und 43 Häuslerwohnungen, welche trotz der verschiedenen Unterthanenverhältnisse ihrer Besitzer nur zu einer Gemeinde gehören. Die Bewohner Schwands sind grösstentheils Maurer und Zimmerleute, die im Sommer in den nahen Städten Arbeit finden, ja selbst zu gleichem Zweck nach Leipzig, Dresden und Berlin wandern, mit dem beginnenden

Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Schlösser und Rittergüter im Königreiche Sachsen V. Section. Expedition des Ritterschaftlichen Album-Vereins, Leipzig 1859, Seite 43. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_V.djvu/67&oldid=- (Version vom 24.10.2016)