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Dröda.


Das Dorf Dröda liegt im Feilegrunde, einem hübschen mit Erlengebüsch bewachsenen Thale, welches von dem forellenreichen Erlenbache bewässert wird. Die Fluren Drödas rainen mit denen von Pirk, Plauschwitz, Bösenbrunn, Bobenneukirchen und Engelhardsgrün, wovon ersteres mit seinem neuen prachtvollen Schlosse am Ausgange des Grundes, da wo der Bach sich mit der Elster vereinigt, eine reizende Perspective bildet. Plauen und Hof sind von Dröda drei Stunden entfernt. Oelsnitz aber, die Ephoralstadt, ist nur anderthalb Stunden entlegen.

Dröda ist deutschen Ursprungs. Vor vierhundert Jahren befand sich auf der Stelle des jetzt so freundlichen Dorfes nur ein altes mit Mauern und Graben verwahrtes Schloss, daneben eine Mühle und wenige Wirtschaftsgebäude, umgeben von finstern Urwaldungen, Sümpfen und schilfigen Gründen, wohin sich nur selten ein menschlicher Fuss verirrte. Die wenigen Leute, welche auf dem Schlosse und in dessen Nähe hausten, lebten demnach in einer vollkommenen Einöde, und diesen Namen führte denn auch die Burg. Der Edelmann hiess der Herr der Oede, wodurch nach der Zeit der zusammengezogene Name „Dröda“ entstand. Als nun aber im Laufe des fünfzehnten Jahrhunderts die Urwaldungen unter der Axt des Feldbauers niedersanken, siedelten sich eine Anzahl Familien in der Nähe des Schlosses Dröda an, so dass bald ein stattliches Dörfchen und später auch eine Kirche vorhanden war. Die damals gegründeten Bauergüter wurden durch Vergrösserung der Familien in neuerer Zeit, bis auf einen einzigen ganzen Hof, in halbe, Viertels- und Achtelshöfe zerteilt, so dass gegenwärtig nur neun eigentliche Bauern zur Gemeinde gehören, während die übrigen Einwohner, siebenunddreissig an der Zahl, deren sämmtliche Anteile aus zwei zerschlagenen Bauergütern bestehen, nur Häusler sind. Diese Häusler, fast durchgängig Maurer oder Zimmerleute, finden in den nahen Städten während des Sommers reichliche Arbeit und guten Verdienst; im Winter aber sitzen sie mit ihren Frauen und Kindern in der wohlgeheizten Stube und arbeiten für die Fabrikherren. Die ganze Einwohnerschaft Dröda’s besteht aus etwa zweihundertsechszig Köpfen.

Das Rittergut zu Dröda besass in den frühesten Zeiten der Ritter Hans von Raschau, dessen Sohn, Marquard von Raschau, im Jahre 1403 von dem Junker Bernhard von Weischliz, dessen Familie die Weischholze genannt wurde, das Stammgut derselben, Weischlitz, für fünfhundert Gulden erkaufte, und auf demselben seinen Wohnsitz nahm. Dröda gehörte schon 1450 Apel von Tettau, der mit den Herren von Waldsburg, von Röder, von Sack, von Hermsgrün, von Posseck, von Geilsdorf, von Dölen und von der Heydie ein Bündniss gegen Heinrich II. Burggrafen von Meissen und Herrn zu Plauen schloss. Dieser Fürst hatte sich von seiner stolzen herrischen Gemahlin, Cordula von Lobdaburg aus dem Hause Elsterberg, verleiten lassen, seine Unterthanen mit neuen drückenden Abgaben zu belasten und eignete sich sogar unter den seltsamsten Vorwänden verschiedene Besitzungen zu, namentlich dadurch, dass er von seiner Lehensherrschaft den willkürlichsten Gebrauch machte. Nach diesem oberherrlichen Rechte stand dem Fürsten die Befugniss zu, das gelehnte Gut gegen Zurückzahlung des Lehnschillings an sich zu lösen oder es einem Andern zu übertragen. Der Lehnsbauer, welchen dieses Schicksal traf, musste seinen Hof nach stattgefundener Aufkündigung binnen vierzehn Tagen räumen und in Jahresfrist feilbieten, fand er aber in dieser Zeit keinen Käufer, so fiel das Besitzthum gegen Erstattung des Lehnschillings und einer kleinen Entschädigung an den Lehnsherrn zurück, der indessen alsdann auch noch Lehnsgebühren in Anspruch nahm. So lange Heinrich nur die Bauern auf diese Art beeinträchtigte, begnügte man sich mit einem leisen Murren, als er aber auch das Eigenthum des Adels angriff, deren Lehnsgüter einzuziehen begann und mit Gewalt an sich lösete, solche in Domainenvorwerke verwandelte und die Wirthschaftsgebäude zum Theil demolirte, indem Cordula der Ansicht war dass die Plätze derselben, als urbares Feld mehr einbringen würden als Gebäude, so erhob sich die gesammte Ritterschaft, an deren Spitze die schon erwähnten Edelleute standen. Zu dem missvergnügten Adel gesellte sich auch die Schwesterschaft des Klosters Kronschwitz, der Heinrich das Dorf Strassberg genommen und dieses ausserdem gegen ein Privilegium eines seiner Ahnherrn vom Jahre 1295 mit neuen Steuern belegt hatte, sowie auch die mächtige Stadt Plauen. Aber auch Burggraf Heinrich hatte seine Anhänger und so entstand eine allgemeine Verwirrung und Unsicherheit, dass endlich die Aufmerksamkeit des Königs Georg von Böhmen auf die Voigtländischen Unruhen gelenkt wurde. Auch der Churfürst von Sachsen nahm sich der Unterdrückten, namentlich der Nonnen zu

Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Schlösser und Rittergüter im Königreiche Sachsen V. Section. Expedition des Ritterschaftlichen Album-Vereins, Leipzig 1859, Seite 41. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_V.djvu/64&oldid=- (Version vom 17.10.2016)