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12. Jahrhundert Burgmannen zu Plauen waren und daselbst sogar ein Lehen, das sogenannte „Rödersche Schlösschen“ besassen, auf dessen Stelle die jetzige Stadtschule steht. Heinz Röder auf Pöhl wird im Jahre 1411 als einer der Edelleute genannt, welche Heinrich der Reusse zu Vormündern seiner Kinder wählte, und Landgraf Friedrich zu Weissenfels in dieser Eigenschaft bestätigte. Hans Röder auf Pöhl verkaufte 1427 ein Gut zu Sachsgrün an den Propst der Kirche zu Elsterberg und Heinz Röder trat 1429 als Zeuge einer frommen Schenkung auf.

Zur Zeit wo die Hussiten in das Voigtland eindrangen war auch Konrad von Röder, Herr auf Pöhl und Helmsgrün, mit einer Anzahl bewaffneter Knechte der bedrohten nachbarlichen Stadt Plauen zu Hülfe gezogen. Mit ihm waren dort sein Vetter Konrad Röder auf Leubnitz, Konrad von Molsdorf, ein Neffe des Komthurs der deutschen Herren zu Plauen, Gottfrieds von Molsdorf, Ritter Rumpf von Mossbach, Hans von Pöllnitz, Herrmann Kopp, Hans Posegk, Johann von Magwitz, Wilhelm von Milan, Hans von Magwitz, Hans Rab, Nickel von Reussa und Otto von Röder auf Rodersdorf. Zu jener Zeit, wo man nur weniges und sehr mangelhaftes Geschütz besass, war Plauen eine feste Stadt und somit im Stande den stürmenden Hussiten kräftigen Widerstand entgegen zu setzen. Endlich gelang es den erbitterten Feinde die Stadt zu erobern, und das Gemetzel, welches nun erfolgte, war entsetzlich. Alle Männer wurden erschlagen, Weiber und Kinder misshandelt und die Stadt an allen vier Ecken angezündet, wobei sammt der Kirche und den übrigen öffentlichen Gebäuden auch das einstmalige Ebersteinsche Schloss mit seiner schönen Kapelle in Flammen aufging.

Bei Eroberung der Stadt hatte ein Theil der Bürgerschaft sich in das von den Edelleuten vertheidigte feste Schloss Hradschin geworfen, welches durch seine hohe Lage, gewaltige Mauern und Thürme und eine zahlreiche Besatzung geschützt, für uneinnehmbar galt. Und in der That begannen die Hussiten, nach vielen fruchtlosen Stürmen auf das Schloss ermüdet, sich zum Abzuge zu rüsten, als sich ein Verräther fand, der dem Feinde heimlich das Thor öffnete. Gegen Zusage einer bedeutenden Belohnung beging diese Schandthat ein Ritter von Ratschauer, Commandant der Besatzung, am Morgen des Peter-Paulstages 1430, und die Hussiten drangen, Alles niederschlagend, in die Burg ein. Unter den ersten, welche der Wuth des Feindes zum Opfer fielen befand sich auch der Verräther. Die ganze Besatzung, 2000 Mann stark, musste sterben, und das Schloss wurde demolirt. Da man von allen Seiten die besten Habseligkeiten in den Hradschin geflüchtet hatte, schleppten die Hussiten eine unermessliche Beute weg. Ein schreckliches Schicksal traf die Geistlichen, welche das Unglück hatten dem entmenschten Gesindel in die Hände zu fallen. Im Ordenshause ermordeten die Hussiten den Komthur, Gottfried von Molsdorf mit mehreren Ordensbrüdern und Rittern, darunter Heinrich von Schönberg und Nickel von Zeuseln. Den Franziskaner Vikar Nikolas von Hof, und den Augustiner Vikar Jobst von Neustadt, welche zum Besuch in Plauen waren, nebst Nickel Horn, Hans Bechscheider, Hans Wolf, Heinrich Thiergartel, Johann Günther und den Bruder Rieger schleppten die Unmenschen auf den Klosterkirchhof und warfen sie lebend in ein Grab, welches dann mit Erde gefüllt wurde. Einen gleichen grässlichen Tod erlitten die Dominikanermönche Zeissler, Kundener, Töpfer und Eckart. Drei Tage nach Erstürmung des Schlosses zog das Mordgesindel auf seinem durch die schrecklichste Verheerung bezeichneten Wege weiter.

Nach Konrad von Röders Ermordung auf dem Hradschin kam Pöhl in Besitz Curts von Röder, der 1442 eine Schenkungsurkunde unterzeichnete. 1485 wird ein Hans von Röder auf Pöhl und Helmsgrün als Zeuge in einem Vergleiche Heinrichs des Reussen mit der Ritterschaft genannt, dessen Schwester Else von Röder, Aebtissin des Klosters zu Saalburg war. Einer seiner Söhne, Hans von Röder auf Pöhl, war der letzte Amtsverweser zu Plauen und Voigtsberg, und erhielt 1521 vom Churfürsten Johann die Obergerichte auf das Rittergut Pöhl. Katharine, seine Tochter, lebte als Nonne im Kloster Saalburg, in dem zur Zeit der Reformation Zucht und Ordnung dergestalt in Verfall gekommen waren, dass die Sache öffentlich zur Sprache kam. Da keine Abstellung erfolgte, wandten sich mehrere Nonnen, darunter Katharine von Röder, an ihre Familien und baten um deren Verwendung. Hans von Röder, sammt den Herren von Obernitz, Zedtwitz, Watzdorf und Draxdorf beschwerten sich nunmehr in einem Schreiben an den Landesherrn über die harte und ordnungswidrige Behandlung der armen Nonnen, verlangten schleunige Abstellung der eingerissenen Missbräuche und Versetzung der Vorsteher und Verwalter des Klosters, wobei sie bemerkten, dass im Falle der Nothwendigkeit Recht und Genugthuung mit Gewalt erzielt und das Kloster nicht geschont werden sollte.

Als die Kirchenvisitation nach Saalburg kam, fand sie daselbst als Aebtissin Helene von Dobeneck, als Aebtissin-Adjunctin Ottilie von Dobeneck, als Priorin Elisabeth von Weischlitz und als Nonnen Magdalene von Heubsch, Anna von Knobloch, Margarethe von Zedtwitz, Veronika von Draxdorf, Katharine von Röder, Brigitte von Dobeneck, Afra von Obernitz und Katharina von Mauer. Katharina von Orlamünde lebte im Kloster als Laienschwester. – Nur drei von den Nonnen wünschten das Klosterleben, über welches sie die bittersten Beschwerden führten, mit dem Ehestande zu vertauschen, und zu diesen gehörte auch Katharina von Röder. Margarethe von Zedtwitz legte in Gegenwart der Visitatoren vor allen Anwesenden die Nonnenkleidung ab, und in dem noch vorhandenen Actenstück sagen die alten Herrn: „Margarethe von Zedtwitz habe sich eines feinen Edelknechts nicht unwerth dargestellt.“ – Die Klostergeistlichen, der Probst Götze, die Vikarien M. Thieme und Wolfgang Rost, so wie der Kaplan Jugemann wurden als liederliche und untaugliche Gesellen fortgeschickt. Die völlige Aufhebung des Klosters erfolgte erst 1544.

Das Rittergut Pöhl besass um 1572 Christoph von Röder, 1630 Hans Joachim von Röder, 1660 Sebastian Friedrich von Röder, 1669 Wolf Christoph von Röder, 1695 Christoph Hans von Röder und 1721 Hans Christoph von Röder, und so blieb es bei dieser Familie bis zum Jahre 1808, wo der letzte des Geschlechts auf Pöhl und Helmsgrün, Christoph Ludwig Wilhelm von Röder, Churfürstlich Sächsischer Kreishauptmann, Obersteuereinnehmer und Geheimrath mit Tode abging. Durch die Vermählung seiner einzigen Tochter, Auguste Christine, mit dem Königlich Sächsischen Kammerherrn, Leberecht von Bodenhausen kam das Rittergut an dessen Familie. Nach des Kammerherrn von Bodenhausen Tode erbte Pöhl dessen Sohn, Hans Burkhardt von Bodenhausen, und jetzt besitzt das Gut Herr Bodo von Bodenhausen.

Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Schlösser und Rittergüter im Königreiche Sachsen V. Section. Expedition des Ritterschaftlichen Album-Vereins, Leipzig 1859, Seite 31. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_V.djvu/49&oldid=- (Version vom 17.10.2016)