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Plauische Diakon Schöpff. S. 99 ist in Sp. 2. blos Unter-Neundorf gemeint; denn die ganze Gemeinde hat 1858 vielmehr 60 Häuser und 394 Seelen begriffen.

Unterweischlitz, (S. 68 d. A.) besser Weischlitz untern Theils.– Das Dorf hatte 1834 schon 591 –, 1858 aber in 100 Häusern 655 Seelen, nämlich in Oberweischlitz 33 Häuser und 188 –, in Unterw. 67 Häuser und 467 Bewohner, deren Zahl in den letzteren Jahren, wo die Spinnfabrik still stand, merklich abgenommen hat. Zur obern Gemeinde gehört noch Rosenberg, welches im Album (S. 135) einen besondern Artikel erhielt, und 1834 in 9 Häusern 42, 1858 in 10 Häusern 77 Seelen befasste.

Abgesondert liegen das Lanekhaus (dessen Namen man vom slawischen Lan, der Hirsch, ableiten will), die Neumühle, und die sogenannten „Häuser bei Unterweischlitz“. – Dem Amte Plauen haben 1834 3 Güter und 2 Häusler unterlegen, 1 Haus im Unterdorfe aber dem Rittergute Schwand; Lehnleute hat hier auch das Rittergut Magwitz. – Seit 1848 hat Weischlitz eine eigene, im Oberdorfe stehende Schule, und beide Herrschaften üben die Collatur gemeinsam. – Eine Sonderbarkeit ist es, dass die untere Flur mit 1268 Fuss eine höhere Mittelhöhe hat, als die Flur Oberweischlitz mit Rosenberg bei 1261 F.

Der in Urkunden auch weischals lautende Ortsname wird aus dem slawischen wesely anmuthig (gelegen) erklärt, und der Ort ist dessen würdig.

Die im Album erwähnte, grosse, anfänglich freiherrlich v. Sekkendorff’sche, dann Möckel’sche Baumwollenspinnerei, mit einem 5 Etagen hohen riesenhaften Gebäude, gehörte zuletzt den Gebrüdern Lehmann in Chemnitz, wo sie auch eine starke und rentabel gewesene Druckfabrik (die früher Pietzsch- und Müllerische) besassen. Nachdem aber die so reichen Herren durch unbegreifliche Geldverschwendung 1847 insolvent geworden, wurde etwa die Hälfte der 53 Feinspinnwagen, 1850 aber auch der Rest verauctionirt. 1836 waren der Feinspindeln 10352 im Gange, und bis 1850 noch 8580. Das Hauptgebäude hat ein Areal von 1640, das Nebengebäude von 740 Quadratellen.

Der im Album erwähnte Hiob (Jobst) v. Feilitzsch ward 1300 Ritter vom H. Grabe. 1428 war Weischlitz getheilt unter Konrad v. Weischlitz, Hanns v. Weischlitz, Hanns Hardecker, Johann Tristram und Nikol v. der Heide; mit dieser urkundlich-sichern Nachricht ist das im Album aus jener Zeit Bemerkte schwer zu vereinigen. Ein Paul Weisslas vertrat vor reichlich 400 Jahren den Heinrich Reuss zu Greiz als Commandanten auf Voigtsberg. Elisabeth v. Weischlitz war, die letzte Priorissa im Kreutzkloster bei Saalburg, Matthias aber 1522 Thorknecht des meissnischen Bischofs.

Eines der Güter kaufte um das J. 1460 derjenige Apel (d. h. Albert) v. Tettau der 1493 als Schlosshauptmann zu Plauen starb. – Den ersten hiesigen Poseck schreiben andere Nachrichten (so auch S. 99 des Album selbst) vielmehr Wolf Albrecht. Wolf Dietrich hatte ausser Weischlitz auch Rodersdorf und Kröstau und erbte von seinem Oheim Hildebrand Eigelbert Trützschler 1632 Christ- und Schnekengrün – Der Freiherr v. Seckendorff, der 1813 das Gut kaufte war Kammerherr, und starb als Banquier zu Reichenbach. Uebrigens ist den Besitzern noch Karl Friedrich von Görschen einzureihen, welcher 1770 bis 1780 auch Ruppertsgrün (siehe dieses im Album) besessen hat und statt Kosten ist zu lesen „Kasten“.

Das obere Gut ist Mannlehn, und war, gleich dem untern nach früherer Verfassung nur amtsässig, daher nicht landtagsfähig; auch hatte das Amt Plauen über dessen Unterthanen die Obergerichte. 1801 gab es 191 Consumenten an. Bei seiner Besprechung darf nie seine Verbindung mit Rosenberg unbeachtet bleiben; beide Guter versteuern zusammen 6684 Einheiten. Die schöne massive Brücke allda führt die neue Oelsnitz-Schleizer Chaussee über die Elster.

Mit dem untern Gute soll eine Mühle eigenthümlich verbunden sein. Ausser Weischlitz selbst hat es keine Unterthanen: 1801 gab es 212 Consumenten an, und der Einheiten versteuert es 3561/5.

Zum obere Gute gehören ausserhalb des Dorfes das Laneckhaus, 3 Häuser in Grosszöbern, eines in Berglas, und Lehnleute hat es auch in Geilsdorf. – Das „Kleineckhaus“ im Album wolle man streichen, auch die daselbst angegebenen Acker und Steuereinheiten auf die ganzen Ortsfluren, nicht auf die Rittergüter allein beziehen. Aus der „Biebel“ erhellt, dass die Orthographie in Böhmen nicht durchweg mit der sächsischen übereinkommt.

Voigtsberg. (S. 61 d. A.) Das allerdings nicht mit wenigen Zeilen zurückzulegende Supplement zu diesem reichhaltigen Artikel wollen wir in zwei selbständige Hälften trennen, indem wir in der ersten den Verfasser begleiten, in der andern dem Abschnitte noch die nöthig scheinenden Zusätze geben.

Zunächst wolle man den Ausdruck „die Sorbische Stadt Oelsnitz“ nur so deuten: „die von den Sorben gegründete heutige Stadt Oelsnitz“; denn in der serbischen Zeit wird es noch nicht Stadt gewesen sein. Sodann ist die ältere Plauisch-vögtische Linie nicht schon 1298, sondern erst 1426 zur burggräflich-meissnischen (zugleich Hartensteinischen) geworden. Ihren Begründer, Heinrich den Klugen, nannte sein Zeitalter den Böhmen aus ähnlichem Grunde, wie dessen jüngern Bruder den Russen oder Reussen, den Russenen oder Ruzzen. Beide haben mit Sicherheit noch jenen Heinrich von Plauen zum Bruder gehabt, der 1300 daselbst als Prior des Dominicanerklosters starb; nach Limmer aber auch noch einen ältesten, der jedoch zeitig und vor dem gemeinsamen Vater Heinrich gestorben; dieser Vater aber starb erst 1302 als Voigt von Plauen und Landrichter (weltlicher Viceregent) des Pleisnerlandes. Limmer glaubt, der erwähnte älteste Bruder habe auf Voigtsberg residirt, welchenfalls wohl anzunehmen stünde, er habe den Vater, wenn dieser in Altenburg zu thun hatte, im Voigtlande vertreten. Nach unserm Dafürhalten ist es jedoch auch gar nicht undenkbar, dass der Prior eben jener (Limmerische) älteste Bruder gewesen, da in jener Zeit die ältesten Söhne der Familien gern den geistlichen Stand ergriffen, als den damals einträglichsten, geehrtesten und kummerfreiesten.

Sei nun dem, wie ihm wolle: sicher ist es, dass 1302 auf Voigtsberg Heinrich der Böhme (der Kluge) als Regent oder Voigt des Voigtlandes residirend gestorben ist; auch weis man, dass seine Mutter Maria eine Tochter des Böhmen-Herzogs Brezislaw IV. gewesen, und folgert aus dieser Ursache seines Beinamens, sein Bruder Heinrich der Reusse müsse eine andere Mutter gehabt haben, weil sonst der Beiname des Böhmen keine unterscheidende Kraft gehabt hätte. Somit wäre der Reuss ein Sohn der Kunigunde v. Lützelstein gewesen.

Anders urtheilt Richter in seinem 1857 erschienenen Buche über Mühltrof. Der Hofrichter Heinrich habe 3 Söhne weltlichen Standes gehabt: Heinrich den Aeltern oder Klugen (Vater der Heinriche IV. und V., welche Mühltrof besassen), Heinrich den Böhmen oder den Mittlern (welcher ohne Nachkommen geblieben), und Heinrich den Jüngern oder den Reussen, Vater Heinrichs des Langen und Heinrichs des Kurzen, welcher letztere als vormundschaftlicher Regent der meissnischen Lande berühmt ward. Es sei somit Heinrich V. nicht, wie Limmer will, des Langen Sohn, sondern dessen Cousin gewesen. Ist nun aber – nach Majers Chronik der Reussen – der Böhme (der Kluge) schon 1302 gestorben, dann müsste freilich jener Heinrich, der 1303 für seine früher Ebersteinischen Lande die ihn schützende Mittel-Lehnhoheit vor Böhmens Thron nachgesucht und erlangt, des Böhmen Sohn gewesen sein. Da nun aber dieser Heinrich I. auch der Aeltere genannt wurde, so setzt dieses auch einen Bruder voraus, und als diesen denkt Majer sich den Langen, was aber Richter bestreitet. Und jener Heinrich, der, bald als 2ter numerirt, bald gleichfalls der Aeltere genannt, 1349 auch Oelsnitz etc. zu ein böhmischen Reichsachterlehn werden liess, wäre dann nicht ein Sohn, sondern ein Enkel des Böhmen, was auch zur gewöhnlichen Dauer eines Menschenalters viel besser passt.

Von beiden Söhnen dieses Heinrichs II. starb einer 1422 als Hochmeister des Deutschordens in Preussen, wogegen der andere 1426 das durch das Aussiger Blutbad offen gewordene Burggrafthum Meissen erblich vom Kaiser erwarb; dieses hatte bis dahin Jahrhunderte hindurch die gräflich Hartensteinische Linie des Hauses Werben besessen.

Der bisher besprochnen ältern oder Böhmischen Linie der Plauischen Vögte gehörte somit auch derjenige Burggraf Heinrich V. zu, welcher (unterm J. 1547) irrig im Album zu einem Reuss gemacht wird. Richtig macht ihn zwar dieses ferner zu einem böhmischen General; hauptsächlich aber und höchst einflussreich war er als K. Ferdinands oberster Kanzler oder Premierminister für Böhmen, Mähren, Schlesien und die Lausitzen. Dieser 1547 gefürstete Heinrich V. besass viele bedeutende Herrschaften in Böhmen, namentlich in den Kreisen von Ellbogen und Pilsen. Seine Wittwe Margaretha v. Salm überlebte zwar ihre beiden Söhne; aber 1573 erlosch mit ihr die ganze ältere Linie des Plauischen Stammes, wogegen die jüngere oder Reussische noch jetzt blüht. Von Margarethens beiden Söhnen hatte Heinrich VI. eine markgräflich Brandenburg-Ansbachische Prinzessin, der VII. anfänglich eine braunschweigische, dann eine vorpommerische Prinzessin zur Gemahlin.

Was aber den „unmässigen Aufwand“ dieser Brüder betrifft, so haben Majer u. A. m. ganz andere Ansichten, indem die Fürsten, um den von ihrem Vater höchst verworren hinterlassenen Vermögenszustand zu ordnen, sogleich den Prager Hof verlassen, auf ihren Gütern aber sich möglichst eingeschränkt; wenn namentlich der ältere das Ziel gleichwohl nicht erreicht, so liege dieses nur in dessen zeitigem Ableben. Der jüngere regirte nur reichliche 3 Jahre.

Das noch immer burgmässig erscheinende Schloss ragt nordöstlich ziemlich entfernt von der – durch den Total-Brand vom 14. September 1859 so unglücklich gewordene – Stadt Oelsnitz, zu welcher es genau genommen auch zu rechnen wäre, wie z. B. auch Schweinsburg trotz seiner noch grössern Entfernung dennoch aus historischem Grunde das wahre Schloss von Crimmitzschau ist. Weil aber die Häuser, die sich im Laufe der Jahrhunderte auf dem Grund und Boden der Burg und ihrer drei Burglehngüter angebaut haben, zu einem ansehnlichen Dorfe Voigtsberg mit eignen Gemeinderechten erwachsen sind, so wird jetzt auch das Schloss zu diesem Dorfe gerechnet. Vielleicht, dass es hierzu nicht gekommen wäre, hätte schloss Voigtsberg den Namen der Stadt „Oelsnitz“ gleichfalls erhalten.

Das Dorf zählte 1801 534 Consumenten, 1834 in 84 Häusern 780 –, 1858 aber in 98 Häusern 1312 Seelen: eine gewaltige Zunahme, welche sich dadurch erklärt, dass indessen, nämlich 1858, das Schloss eine Filialanstalt des Zwickauischen Land-Zwangs-Arbeitshauses aufgenommen, nachdem man das Justiz- oder nunmehrige (zum Bezirksgericht in Plauen ressortirende) Bezirksamt nach Oelsnitz verlegt hatte; ebenso kam aus des Schlosses Vorhofe 1859 das Rentamt nach Auerbach. Früher haben in demselben auch ein Forstamt und ein Bergamt bestanden: letzteres aber wurde schon längst durch eine Reviers-Delegation des Schneeberger Bergamtes ersetzt, diese aber zuletzt gänzlich nach Schneeberg gezogen, so dass sie nun mit in das Schwarzenberger

Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Schlösser und Rittergüter im Königreiche Sachsen V. Section. Expedition des Ritterschaftlichen Album-Vereins, Leipzig 1859, Seite 39. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_V.djvu/358&oldid=- (Version vom 7.2.2017)