(die arge Verwüstung des Gutes durch die kaiserlichen Truppen in den Jahren 1632‚ 33 und 34‚ die Unmöglichkeit‚ die darauf noch stehenden Kaufgelder zu bezahlen – die in Folge des Kriegs gehäufte Schuldenlast der Stadt) das Gut an Joachim von Reibold auf Neundorf, Strassberg‚ Kloschwitz, Rössnitz, Gutenfürst und Tannhof verkaufte‚ doch wurde sich Seiten der Stadt „zwei Tagwerk uff der Hoffwiessen‚ beneben den Erbgerichten darauf, so wegen der Schleer bleichen (Schleierbleichen für die baumwollenen Waaren‚ die damals schon in Plauen fabricirt wurden)‚ die Stadt nicht wohl entrathen kann‚“ dabei vorbehalten.
Von 1635–1800 blieb Reinsdorf in den Händen der Reibold’schen Familie. Nach dem Tode des genannten Joachim von Reibold im Jahre 1638 übernahmen seine zwei Söhne Hans Christoph und Hans Philipp das Gut. Des Letztgenannten Sohn gleichen Namens war 1656 Besitzer von Reinsdorf. 1698 folgte ihm sein Sohn‚ der Kammerherr August Gottlob von Reibold, nachdem er sich mit seinen Brüdern verglichen hatte‚ und von ihm erbte das Gut sein Sohn‚ der Kammerjunker und Oberforstmeister Hans von Reibold. Dieser machte 1722 mit seinem Vetter Hans Erdmann von Reibold auf Kloschwitz einen Tausch‚ so dass der Letztgenannte Kloschwitz abtrat‚ und dafür Reinsdorf erhielt. Von ihm kam es 1747 an seinen Sohn‚ den Rittmeister Ferdinand Philipp von Reibold, der es 1800 an seinen Enkel‚ den Lieutnant Ferdinand Christian Wolf von Tümpling verkaufte‚ von dem es im Jahre 1846 durch Schenkung auf seinen Vetter‚ den jetzigen Besitzer, Herrn Kammerherrn und Rittmeister Wolf von Tümpling auf Sorna überging.
Von der Zeit der Gutsübernahme des jetzigen Besitzers an‚ datirt eine neue Aera fur Reinsdorf. An der Stelle der früheren‚ dem Verfall ziemlich nahe gewesenen Gebäude‚ sind neue massive dergleichen – für Jahrhunderte und zwar im schönsten Baustyle erbaut – aus der Erde gestiegen und nehmen den doppelten Raum des früheren Gehöfes ein.
Diese‚ wie die neuangelegten Kunstwiesen hinter dem Schlosse‚ die von Jahr zu Jahr steigenden Erndten‚ die Vervollkommnungen in allen Gutsbranchen‚ geben Zeugniss von dem hohen Stand der Landwirthschaft im Voigtlande im Allgemeinen, wie von dem Verständniss derselben und der Munificenz des dermaligen Besitzers des Gutes insbesondere. Die Gunst der Zeitverhältnisse hat es aber auch gefügt‚ dass die neue von Plauen nach Oelsnitz und in die Bäder führende Chaussee dicht an Reinsdorf vorüber gelegt worden. Hunderte von Wagen‚ Spaziergängern und Reisenden frequentiren diese Passage fast stündlich und beleben das ohnehin reizende Bild. Dabei ist das schöne Alte geblieben. Die uralten Eichen, die herrlichen Laubhölzer, in denen das Gut mit dem Dörfchen liegt‚ dienen ihm heute noch zur Zierde‚ und der alte Bergriese rechts vom Schlosse mit seiner Waldkrone, – in der Volkssprache „Olymp“ genannt, hält treulich Wacht bei ihm, und die Aussicht nach der Stadt hat sich durch den Blick auf das neue Wahrzeichen ihres Aufschwunges – den Bahnhof allda – und die dort vorbeifliegenden Dampfwagenzüge nur verschönt.
Mit dem zehnten Jahrhundert erscheint im Voigtlande eine neue Epoche des Anbaus. Um diese Zeit bildeten die von den Sorben angelegten Ortschaften kaum den dritten Theil der jetzt vorhandenen, als aber die Deutschen mit gewaffneter Hand die Slavenstämme zum Christenthum bekehrt‚ und zur Knechtschaft gezwungen hatten‚ entstanden überall Ortschaften und Ansiedelungen‚ deren Namen noch jetzt ihren deutschen Ursprung leicht erkennen lassen. Hierher gehören auch alle Dörfer, deren Namen sich mit grün endigen, wie Christgrün, Hartmannsgrün‚ Reichardsgrün‚ Bernsgrün und Heinersgrün; man bezeichnete damit eine im Walde gemachte Ansiedelung‚ der man den Namen des Anbaues beifügte‚ und so würde Heinersgrün einen Ort bedeuten, den auf ausgerodetem Walde ein Mann‚ des Namens Heinrich gründete.
Die ältesten‚ bekannten Besitzer des Rittergutes und Dorfes Heinersgrün sind die Herren von Feilitzsch. Diese uralte Voigtländische Familie, deren Stammgut Feilitzsch nicht weit von Hof in Baiern liegt, gehörte zu den reichbegütertsten Geschlechtern unseres Vaterlandes, und die Geschichte nennt eine grosse Anzahl Männer dieses Namens, die im Kriege, wie im Rathszimmer ihren Fürsten gute Dienste leisteten. Der erste bekannte Herr von Feilitzsch auf Heinersgrün war Ritter Reinhold von Feilitzsch, Sachsgrün, Gutenfürst, Kemnitz und Trögen, der um das Jahr 1330 urkundlich erwähnt wird. Ihm folgte sein Sohn‚ Reinhold von Feilitzsch‚ und als dieser 1380 mit Tode abging‚ sein Enkel, Ritter Hans von Feilitzsch. Ein Grossneffe des Ritters Hans war Herzog Wilhelms von Thüringen Rath‚ und gründete zwei Linien‚ die Gutenfürster und Heinersgrüner‚ aus welchen namentlich der kaiserliche Oberhofmarschal und Oberstallmeister Hans Christoph von Feilitzsch auf Gutenfürst,
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Schlösser und Rittergüter im Königreiche Sachsen V. Section. Expedition des Ritterschaftlichen Album-Vereins, Leipzig 1859, Seite 21. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_V.djvu/34&oldid=- (Version vom 22.2.2017)