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ihm nur durch eine Verpfändung, in welche später ein Mandelsloh eintrat.

Die Z. 3 v. u. genannte Magdalena Agnes war eben darum, weil sie aus Friedland gestammmt, nicht eine v. Rheden, sondern eine Tochter des Freiherrn v. Rädern. In der Mühltrofer Neustadt errichtete Franz Wilka eine Strumpfmanufactur, damals einen Gegenstand allgemeiner Bewunderung. Weil jedoch Gamaliel Lammas und die übrigen französischen Vorgesetzten die Herrschaft sehr bevortheilten, liess Franz Wilka das Werk wieder eingehen. Von seinem Reichthume zeugt sein Darbieten eines ganzen Dragonerregimentes den Kaiser 1655; etwas ähnliches sah man von einem Bodenhausen 1813 in Leipzig, der, um in den „Banner“ als Gemeiner einzutreten, mit 3 prachtvollen Pferden dahin kam. Franz Wilka erhielt 1669 vom Kaiser das Prädicat „Wohlgeboren,“ obwohl sein Vater nur zum simpeln Adel gehört hatte; jetzt macht jeder Handwerksmeister darauf Anspruch. Als Hofräthe dienten ihm Rudolf Ernst v. d. Mosel auf Schönberg bei Glauchau (wo damals ein Rittergut gewesen) und auf Podelwitz bei Altenberg, Adam Friedrich Thoss auf Erlbach, Dr. Johann Friedrich Schweser, Barthold Murhard u. A. – Er unterhielt eine 50 Mann starke Dragoner-Leibgarde, die sich gegen die „Schanze“ (wie noch jetzt ein Theil der Neustadt heisst) üben musste; jetzt ist sie ein Freiplatz zwischen dem Wirthschaftshofe und der Pfarre. Als Pagen dienten ihm Christoph Heinrich v. Raab auf Tirpersdorf, Hanns Heinrich v. d. Mosel u. a. m. Er hat auch hier das Lehngeld fixirt, und 1663 die Frohnen, abgesehen von den Bärenjagden, in eine Geldabgabe verwandelt.

Melchior Otto (S. 114) hatte zur Gemahlin eine Enkelin des Grafen v. Callenberg und Tochter des k. polnischen Kammerherrn, des Reichsfreiherrn Georg v. Reisewitz, der am 13. Januar 1696 in Mühltrof beerdigt wurde. Die Wittwe Reisewitz, als des Schwiegersohns Hauptgläubigerin, überkam nun die Administration der verschuldeten Herrschaft. Denn Melchior Otto hatte trotz all seiner gelehrten Bildung sich alchymistischer Träumerei ergeben und für gehofftes Gold das vorhandene geopfert, übrigens auch des Vaters luxuriösen Hofstaat beibehalten. Er lebte 1652–1732, und ihm folgte sein, 1694 in Dresden geborner und gleichfalls sehr gelehrter Sohn Otto Georg, der mit den Gläubigern einen ehrenvollen Accord schloss. Für die Erbfolge im Besitze der Herrschaft hatte nämlich seine Gemahlin Charlotte Eleonora 1756 schon ihm 52000 Thlr. ausgezahlt; als er daher am 16. September 1764 entschlafen, übernahm die Wittwe (sie lebte 1706–1774) den Besitz; mit ihr erlosch die Mühltrofische Linie der Bodenhausen, und ihr folgte hier ihr Schwiegersohn Karl Erdmann v. Kospoth, der auch Schillbach bei Schöneck, Frankendorf, Oschitz und Zollgrün bei Schleitz besass; dagegen übernahm Leubnitz ihre Tochter Ottonie Eleonora, welcher dann ihr Sohn, der Rittmeister Heinrich Wilhelm v. Kospoth gefolgt ist.

Hinsichtlich derer v. Kospoth kann bemerkt werden, dass Justus v. K. vor nun 200 Jahren nach Schlesien übergesiedelt, dass August d. Starke dessen Söhne Karl Christian u. Joachim Wenzel 1711 als Reichsvicar zu (jedoch nicht erblichen) Grafen erhoben, und dass der Rittmeister Karl Christian August 1776 den preussischen Grafenstand, sowie das starke Majoratsgut Briesen erworben hat, welches jetzt Graf August Karl besitzt. – Der hier in Betracht kommende Karl Erdmann aber, aus der Frankendorfischen Hauptlinie, hinterliess am 6. August 1779 seinen 5 Kindern 5 Güter: Mühltrof und Kemnitz in Sachsen, Göttendorf, Frankendorf und Oschitz. Von seinen Söhnen ward Heinrich Wilhelm preussischer Rittmeister, Karl Alexander dort gleichfalls Kammerherr; Mühltrof aber übernahm als ältester der preuss. Kammerherr, Maître des plaisirs und Magdeburgischer Domherr Otto Karl Hermann, geboren am 25. October 1753, und vermählt 1776 mit Christiane Wilhelmine, Tochter des Kreishauptmanns v. Schönberg auf Börnichen etc. bei Oederan. Dieser sehr musikalische, besonders meisterhaft geigende Kospoth gehörte bei den Hofconcerten der Könige Friedrich II. und Friedrich Wilhelm zu den steten Theilnehmern, half auch beiden beim Componiren, setzte selbst recht achtbare Sachen, und galt für einen unübertrefflichen Gesellschafter, während seine Mutter Mühltrof verwaltete. Sie kaufte es auch am 13. November 1782 ihm und hinsichtlich des Successionsrechtes den jüngere Söhnen um 99000 Thlr. ab, starb aber selbst am 24. December 1785, worauf Otto hierher zog und am 16. October 1789 in den alleinigen Besitz trat, den er durch Berg- und Hüttenbau zu heben beschloss; doch sein Alaunwerk zu Ranspach hat nie Gewinn gebracht; eben so wenig der Lämmerhügel mit seinem Silberbau.

Begann nun schon hiermit der Graf (denn dazu erhob ihn Kurfürst Friedrich August als Reichsvicar, wahrscheinlich am 6. Juli 1791) seine Geldversplitterung, und setzte er sie durch den „guten Tag“ und durch übertriebene Liberalität fort, so war es doch besonders die Alchymie, welche, (s. unt.) seine Vermögensumstände sehr derangirte.

Der erwähnte „gute Tag“ war ein im italienischen Style gebautes, ansehnliches Sommerpalais, umgeben von 4 gleichartigen Pavillons und freien schönen Garten- oder Parkanlagen etc. Hier wurden in dem prächtigen, mit einer Kuppel überwölbten Mittelsalon Freiconcerte für des Städtchens Honorationen gegeben.

Schade, dass diese schöne Anlage auf dem Lämmerhügel nach des Grafen traurigem Ende nicht unterhalten, vielmehr 1817 abgetragen worden ist. Sie soll gegen 70000 Thlr. gekostet und zu Sachsens interessantesten Parkanlagen gezählt haben.

Der Graf, dessen Gemahlin Luise v. Sichart aus Schnarrchenreuth in Franken war, wurde von seinen Unterthanen so geliebt, dass bei einer Geldbedrängniss 4 seiner Dörfer freiwillig ihn mit der Gesammtsumme von 16835 Thlr. beschenkten: ein Fall, der im Lande fast einzig dasteht. Dagegen wurde er aber auch, namentlich mittelst seines Bestrebens, den Schleier der Isis zu heben, vielfach gemissbraucht und verdächtig, selbst denuncirt, und nicht überall erkennt man die Grenze seines Ernstes und Scherzes in dieser Beziehung. Zuletzt kam es zur Administration des Gutes, welche ein Commerzienrath Werner führte; ein Verkauf um 294000 Thlr. an den Premierlieutenant Heinrich Friedrich v. Holleufer auf Salsitz bei Zeiz war schon so weit gediehen, dass dieser nebst seinem Bruder, dem Merseburger Domherrn, das Schloss Mültrof bezog, als man wieder uneinig ward. Nun kam es 1809 zur Subhastation, wobei der Coschützer Adler Besitzer ward, aber auch auf der Stelle die Herrschaft mit 5000 Thlr. Profit an den Freiherrn Ehrenfried Wilhelm Heinrich v. Hünefeld auf Christgrün abtrat.

Zu seinem nachmaligen Schaden hatte aber der Graf sich freie Wohnung im Schlosse vorbehalten; denn als dieses am 23. Juni 1817, bis wohin der Graf 8 Jahre hindurch ein überaus ärmliches Leben geführt, in Brand gerieth, war er, im Wahne, das Feuer besprechen zu können, nicht aus dem Schlosse zu bringen. Zuletzt noch bemerkte man, wie er sich aus dem Fenster stürzen wollte, als eben der Thurm über ihm zusammenbrach. Manche glaubten indessen, der Tod sei ihm willkommen gewesen, indem er nicht länger seinem Geschlechte habe zur Last leben wollen. Als 33 Jahre nachher seine Wittwe in Dresden starb, wurde in einem Blatte ihr irrig der Mitbesitz von Mühltrof beigeschrieben; vielmehr gehörte dieses seit 1809 dem Freiherrn v. Hünefeld auf Christgrün, dessen Ahnen im 16. Jahrhundert das hessische Städtchen Hünfeld besessen haben, seit dem 17ten aber auch in Obersachsen gefunden werden. Zuerst wohl der in den Reichsfreiherrnstand erhobene kursächsische Geheime- und Reichshofrath Nicolaus Christoph auf Altenberga etc. im Altenburgischen. Dessen Sohn, der gothaische Dragonerhauptmann und Flöss-Oberinspector Friedrich Ludwig, veräusserte 1695 die väterlichen Güter, sowie 1708 Uhlstedt, 1721 auch Lindenkreuz und Silbitz (jetzt resp. weimarisch und preussisch, vor 1815 aber sächsisch) und kaufte am 30. Juni 1721 Christgrün, Limbach und Ruppersgrün. Im September 1724 hinterliess er zwei Söhne, Christoph Friedrich und Karl Ludwig, welche unter Christgrün besprochen wurden. Des erstern Enkel nun ist eben jener (am 17. Februar 1771 in Christgrün geborene) Ehrenfried Wilhelm Heinrich, der am 21. März 1809 Mühltrof in Lehn nahm. Von diesem kaufte es 1820 der Müller Christian Friedrich Benold in Bitterfeld, dessen Schwiegersohn des Verkäufers Pachter bis dahin gewesen, da er aber bald in solche Lehngelder- und Mehlrechts-Streitigkeiten gerieth, dass er am 21. Februar 1822 das Gut mit Schaden, nämlich um nicht mehr als 141500 Thlr. an den Grafen Christian Gottlieb v. Hohenthal-Hohenpriessnitz verkaufte. Indessen hat der Baron Hünefeld Christgrün bezogen, wo er höchst einfach lebte, desto mehr aber für die grossartige Familienstiftung sammelte, von welcher unter Christgrün und Limbach gehandelt worden; er starb daselbst am 4. Januar 1827.

Ueber das Hohenthalische Geschlecht ist in mehreren Artikeln des Albums so viel gesagt worden, dass hier nur wenig hinzuzufügen sein wird. Mühltrofs Käufer hatte zu seines Grossvaters Grossvater jenen in Cönnern 1663 gebornen Leipziger Banquier Peter Hohmann, der durch seine Söhne der Ahnherr des so berühmten Geschlechtes geworden. Unter diesen wurde Peter 1717 zum Freiherrn v. Hohenthal erhoben, und lebte noch 15 Jahre; einer seiner Söhne, Christian Gottlieb, welcher 1701–1763 lebte, stiftete die jüngere oder Dölkauer Linie; von dessen Sohne, dem Kammerdirector Johann Jakob, welcher den Grafenstand gewann und 1761–1802 lebte, war unser Christian Gottlieb ein jüngerer Sohn, geboren 1775, nachmals Domherr und preussischer Kammerrath. Seine gewaltigen Güter zerfielen nach ihrer Qualität in 2 Classen; denn Mühltrof, Löbnitz mit Nöthnitz bei Pegau, Rittmitz mit Schlagwitz bei Döbeln, die beiden Güter Friessnitz in dem seit 1815 nach Weimar gehörigen Neustädtischen Kreise, Struth und Niedespöllnitz eben da, endlich Reinstedt im Altenburgischen, hatte er als Inhaber des (von ihm selbst stark vermehrten) Familien-Fideicommisses; hingegen als frei verfügbares Eigenthum die 4 sogenannten Muldengüter: Hohenpriesnitz, Gruhna, Priestäblich und Niederglaucha unterhalb Eilenburg, Crostewitz mit Sestowitz und Göhren bei Leipzig, endlich 30000 Thlr. eisernen Capitals auf Wartenburg bei Wittenberg. Seine Gemahlin Elisabeth gehörte in das gräflich v. d. Schulenburgische Geschlecht. Das Paar hat es nun zwar an grosser Wohlthätigkeit nicht fehlen lassen; indessen bleibt es doch auch hierbei räthselhaft, wie 1827 eine Insolvenz hat eintreten können, welche die Familie dadurch zu heben suchte, dass des Grafen Neffen Karl Friedrich Anton und Karl Adolf (welche – weil sein Sohn Friedrich Moritz 1824 gestorben – im Fideicommiss nochfolgen mussten) dem Oheim 1832 die Muldengüter unter Uebernahme seiner Schulden abkauften. Crostewitz hatte er ohnediess schon veräussert. Er starb daher am 18. September 1833 ohne sonderlichen Reichthum.

Graf Karl Fiedrich Anton fand sich nun mit seinem Bruder dahin ab, dass er – ohnediess schon Besitzer von Püchau etc. – die 4 Muldengüter und Mühltrof ausschliesslich übernahm. Mit jenem hatte er (der am 6. November 1803 in Merseburg geboren war) seinen Vater am 27. März 1826 beerbt. Seine Güter waren nach vollendetem Arrangement folgende: das Majorat Wartenburg, das Fideïcommiss Püchau bei Wurzen, Kaina bei Zeitz, Kleindölzig bei Leipzig, die Herrschaften Lauenstein und Mühltrof, Löbnitz etc. bei Pegau, Rittmitz etc. bei Döbeln, Weissenborn bei Freiberg, Struth, Niederpöllnitz mit den Vollinghaus’schen Lehnstücken, beide Friesnitzer Güter, endlich die 4 alten Muldengüter. Nachdem ihm schon 1836 die erst 26jährige Gemahlin (seit 1819) Hedwig Walpurgis, Tochter des Grafen Leopold

Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Schlösser und Rittergüter im Königreiche Sachsen V. Section. Expedition des Ritterschaftlichen Album-Vereins, Leipzig 1859, Seite 20. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_V.djvu/339&oldid=- (Version vom 7.1.2017)