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in den 14 Zimmern ihres Hauses 63, 1857 aber 48 Dürftige gratis.

Von der ständischen Bewilligung 1855 wurden 9500 Thlr. für die 2te Wendelbahn und für 2 Trinkhallen bestimmt. Auch legte nun der Kunstgärtner Seidel einen Park mit Wasserpartien zwischen dem Apollo und dem Wettiner Hofe an, und die Postexpedition ist nun in dem damals erbauten grossen Hôtel zum deutschen Hause. 1857 baute man ein zweites Landhaus mit 24 Clausets. In den beiden letzten Jahren erhielten die Salz- und Johannisquellen steinerne Fassung. Die kürzlich vollendete Collonade hat auch beide Quellen einerseits, und andrerseits die Moritzquelle. Auch wurden 1859 das Gewächshaus und die Gärtnerwohnung fertig. Seit 1853 giebt es eine Buchdruckerei im Dorfe.

Mitten in der 114 Ellen langen und 10 Ellen breiten ältern Wandelbahn giessen – in der Trinkhalle – die wichtigsten Quellen aus: die Königs-, Marien- und Albertsbrunnen.

Durch die kräftige Fassung der nur zum Baden bestimmten Johannisquelle ist ihr der frühere Schwefelwasserstoff-Gehalt entzogen. An unauflösslichen Salzen steht sie nur der Moritzquelle nach, an kohlensaurem Eisen aber der Albertquelle gleich.

Ein Trinkbassin hat zur Zeit erst die Salzquelle.

Des Wassers Heilkraft hat sich besonders gegen Nervenschwäche, Gicht und Rheuma, Schwäche der Harnwerkzeuge und des weiblichen Systems, Unterleibsbeschwerden, hartnäckigen Ausschlag, Skropheln und Rhachitis, Kolik und Magenkrampf; habituellen Katarrh, Brustschleimfluss, krankhaftes Fettwerden etc. bewährt. – 1858 bewilligten die Stände abermals 17000 Thlr. für Elster, so dass nun die Gesammtsumme auf 152869 Thlr. stieg.

In der Saison, d. h. bis an den 1. October, wird die Polizei vom königlichen Beamten, übrigens vom Amte Adorf geübt.

Kleinere Ausflüge machen die Gäste besonders nach Grün in Böhmen, nach dem anmuthig gelegenen Mühlhausen (wo auf der „Mühlhäuser Höhe“ die Carolaruhe eine treffliche Thalsicht nach Norden gewährt,) auf die Arnsgrüner, die Alberts- u. a. Höhen, zum Tempelchen des Friedensteines, zum herrschaftlichen Forsthaus, zur Grünischen Drathmühle etc.; grössere nach Neuberg, auf den Plattenberg in Böhmen (der weit nach Osten sehen lässt), auch wohl nach Franzesbad, Eger mit dem räthselhaften Kammerbühl, nach Seeberg und Asch.

Gleich der Gegend mit Eger und Schönberg unterliegt auch Elster unter Sachsens Orten mit am meisten dem Erdbeben. Arg werden besonders die Stösse im September 1711 und im November 1770 geschildert. – Am 4. Juli 1859 richtete der Hagel arge Verwirrung an.

Das bisherige Restaurationsgebäude Belle-vue hat 1859 der Candidat Meissner erkauft, und am 5. August aus Mosel sein Lehrinstitut dahin verlegt.

Da nun aber auch romantische Seelen hier nicht ausbleiben, so wollen wir diesen zur Freude die glückliche Entdeckung mittheilen, die vor 3 Jahrhunderten schon der bekannte Zwickauer Bürgermeister Erasmus Stella gemacht. Er wollte nämlich als Ahnherr der (ebenfalls nur fabelhaften Tochter Karls d. Grossen) Swanhilde einen „Alestor" gefunden haben, der Elster – wie Swanhilde später Zwickau – angelegt und nach sich benannt. Welch ein herrlicher Name in eine Novelle: Alestor!

Elsterberg. (S. 17 d. A.) Die Burg an und für sich heisst in den Urkunden auch Elsterberg.

Auf dieser Burg nun beruht das alte und eigentliche, aber längst schon der Oeconomie entbehrende Hauptgut, aus welchem, gleich mehreren anderen auch ein zweites, in Elsterberg selbst unter dem Namen des Frankenhofs befindliches Rittergut ausgeschieden, jetzt jedoch mit dem Burggute im Besitze wieder vereinigt ist.

Dieser Frankenhof hat nun zwar noch seine Hoferöde, aber eben so wenig als das Hauptgut eine eigentliche Oeconomie, da die Fluren unter die Stadtbewohner vertheilt sind: Nur gewisse Grundstücke sind bei beiden Gütern reservirt und mit 1524 Steuer-Einheiten belegt.

Auch mag der Frankenhof wohl noch für das Haus mit einiger Wirthschaft begabt sein.

Die bedeutende Menge der Unterthanen die Erbpächte u. s. w. gewähren indessen eine beträchtliche Einnahme. Beide Güter sind Mannlehn und sollen auch längst wie ein Lehn (unter dem Namen „Elsterberg und Frankenhof“) von der Curie verliehen werden.

Im Jahre 1853 kamen sie an Gottfried Julius Zeidler; im selben Jahre aber auch an Christian Friedrich Adler auf Coschütz und nach dessen Tode 1855 an Herrn Ferdinand Oskar Adler, welcher auch Collator der 3 Geistlichen, 5 Schul und 3 Kirchendienststellen in Elsterberg ist; ihm gehören zugleich die nahen Rittergüter Coschüz und Thürnhof, Kleingera, so dass er von eher alten Herrschaft Elsterberg die stärkere Hälfte wieder zusammengebracht hat und dass seine 5 Güter gleichsam ein sehr bedeutendes Gut mit 1337861/2 Steuereinheiten bilden.

Sonach versteht es sich von selbst, dass Elsterberg nicht mehr zur Hühnefeldschen Stiftung gehört.

Die Burgruine hatte schon 1851 Herr Opitz auf Netzschkau, welchen die Lust beseelte, die Burg wieder einigermassen herzustellen und zu erhalten, namentlich ihrem hohen der Stadt zugekehrten Flügel oder dem alten freiherrlichen Palaste ein Dach und den Thurmresten eine Art von Vervollständigung zu geben: Es ist jedoch die Ausführung unterblieben.

Die Mauern sind bis zu 6 Eilen stark und würden noch hohes Oberwerk treulich und sicher tragen.

Der Schlossberg wurde früher von der Stadt durch eine grössere künstliche Vertiefung geschieden als jetzt.

Elsterberg, dessen ehemahlige Herrschaft zwar längs dem Elsterthale sich aus Südsüdwest nach Nordnordost ziemlich lang ausdehnte, aber bei ihrer Schmalheit kaum über 1 Quadratmeile befasst haben kann, wie denn auch die Herrschaften Greiz und Mylau in Norden und Osten, die Güter Döhlau in Nordwesten und Liebau in Südosten sie sehr beengten ist jetzt der Sitz eines Königl. Gerichtsamtes, an dessen Spitze der frühere Justitiar in Elsterberg, Herr Franz Steinhäuser aus Plauen steht. Diesem Gerichtsamte sind 836 Häuser mit 9 Gemeinden (20 Orten) und 6976 Seelen einverleibt. Bis 1853 unterlag der Ort mit beiderlei Gerichtsbarkeit den freiherrlich von Hühnefeldschen Stiftungsgerichten, jedoch mit Ausnahme einiger Unterthanen von Thürnhof.

Von sämmtlichen Elsterberger Unterthanen gehörten aber hinwiederum Pansdorf, Theile der Gippe sammt der Franzmühle, am Gröschnizberg und an der Stadt selbst zum Frankenhof, der bei weitem grössere Theil aber, sowie ein Gut der Gippe, 1 auf dem Wischlos, 2 Häuser des Gröschnitzberges, aber gerichtlich auch das Gotteshausgut in dem übrigens zum Greizer Gebiete gehörenden Dorfe Sachswiz, zum Berggute.

Der Gröschnizberg ist der sächsische Antheil an dem im Südwesten liegenden Greizer Dorfe Sachswiz.

Die Stadt liegt der Reussischen Grenze nach den meisten Richtungen hinaus sehr nahe, eine schwache Meile südwestlich von Greiz, und westlich von Reichenbach, 11/2 nördlich von Reichenbach, 11/2 nördlich von Plauen, 3/4 Meilen von den grossen Eisenbahnbrücken über die Gölzsch und Elster, an der Greiz, Plauischen Chaussee, zu welcher die Anhöhe, auf der die Stadt sich hinaufzieht südostwärts zuletzt felsig herabstürzt.

Die Flur zugleich Gippe begreifend, hat im Mittel 967 Fuss, also ziemlich dieselbe Seehöhe mit der Burg.

Dagegen erreicht der Brauerstein gleichfalls am linken Ufer, 1002 Fuss, und noch weit höher sind die eigentlichen Berge, welche den Elsterberger Kessel einfassen, namentlich in Osten die Burgleithe bei Coschüz und in Süden der Hain bei Scholas.

Das westliche Gebirge zwischen der Triebitzsch oder Weida und der Tremniz oder Gössenbach ist zwar coupirter, aber niedriger als jenes des rechten Ufers.

Die Gegend wird als eine der reizendsten in Sachsen, unter dem Namen der „voigtländischen Schweiz,“ seit einigen Jahren zur Lust auch aus Leipzig und andern fernen Orten besucht.

Tiefer im Norden, bei Nosswiz in Sachsen und bei Döhlau im Reussischen, hat das Thal mehr einen freundlichen, – höher in Süden dagegen, von Gippe bis zur bekannten malerischen Burgruine Liebau, einen erhaben, schönen, dabei düstern Charakter der sehr mächtig an den, von den Dresdnern so gern besuchten Rabenauer-Grund erinnert.

Vorzüglich betrifft dies das Steinicht d. i. den 1/4 Meile langen Durchbruch der Elster durch das Grünsteinschiefergebirge, wo von den über 100 Ellen hohen, waldigen, sehr steilen Bergwänden die Klippen nicht blos in abenteuerlichen Gestalten drohend über dem Kopfe des Wanderers hangen, sondern auch so vielfältig herabgestürzt sind, dass man an einigen Stellen verzweifeln möchte, einen Weg durch die Felsblöcke zu finden, über welche auch der Fluss mit mächtigen Rauschen überall herabstürzt.

Mehrere kurze Schluchten zerreissen das Gebirge zu beiden Seiten, besonders aber das des linken oder reussischen Ufers.

Das zwar tiefe, aber breite und schöne lichte Kesselthal, in welchem die Stadt selbst mit ihren meist kleinen niedlichen hier und da ärmlichen Häusern liegt, hat einen freundlichen ansprechenden und dennoch grossartigen Charakter.

Elsterberg zählte 1779 erst 630 über 10jährige, aber 1802 in 234 Häusern überhaupt 1395 Consumenten, 1834 in 278 Häusern 2320 – und 1858 in 301 Häusern 3361 Seelen, deren Anzahl demnach wie überhaupt im nördlichen Voigtlande, mit dem Fabrikgewerbe gleichmässig stark angewachsen ist. Als Commungut ist die Kaisersleithe zu nennen, ein Holz mit einem Steinbruche.

Im Nordwesten sind die Vorhöhen des „alten Hauses“ was auf eine Burg rathen lässt, deren Alter noch jenes der Elsterburg übertraf.

Ueber diese Vorhöhen hinaus verbreitet sich, fast bis nach Nosswiz hin die Wessniz, eine Wüstemark.

Eine Postexpedition wurde 1855, die Botenpost zum Herlasgrüner Bahnhofe 1858 eröffnet: am 17. Januar 1853 aber das eigne Haus für die „Kinder-Rettungsanstalt“ errichtet.

Was nun das Album über die Herren von Elsterberg sagt, lassen wir in seinem Werthe, und bemerken nur, unabhängig davon, noch kürzlich Folgendes. Den S. 18 erwähnten „Ritter Rayner“ nennen Andere vielmehr Hoyer. Ihn beerbten die Brüder Hermann und Hartmann III. Diese werden urkundlich zwar nur „edle Herren“ titulirt, müssen aber dennoch gräflichen Standes gewesen sein, da sie in einer Zeugen-Reihe selbst dem meissnischen Burggrafen voranstehen. 1309 bezeugte Busso (Buz, Burkhard, Borsso) v. Elsterberg eine Urkunde in Meissen. – Den Zusammenhang mit der Herrschaft Luditz im böhmischen Kreise Elnbogen erklärt man verschieden: entweder durch Kauf (wie denn Sommer Bd 15. S. 196 seines Werkes über Böhmen glatthin sagt, Hanns Borsso v. Riesenberg habe Luditz 1415 an Herrn Heinrich v. Elsterberg auf Plan verkauft,) oder aber durch Erbschaft, indem der Elsterberger des Riesenbergers Schwester zur Frau, diese aber Luditz zur Hälfte besessen gehabt, wozu dann nach Hannsens Tode der Elsterberger auch noch die andere Hälfte hinzugekauft habe. Der Alesch v. Zeeberg aber, der 1427 als Besitzer von Luditz vorkommt, ist niemand anders. als Herr Albert v. Elsterberg; denn die Zee- oder Seeberger

Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Schlösser und Rittergüter im Königreiche Sachsen V. Section. Expedition des Ritterschaftlichen Album-Vereins, Leipzig 1859, Seite 9. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_V.djvu/328&oldid=- (Version vom 4.2.2017)