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11) zwanzig Gülden Zins von einem Schneeberger für die in die Wilzsch fallenden Nix- und Fichtseifen (ist insofern sehr interessant, als somit auf dem höchsten Eibenstocker Gebirge nicht die Mulde, sondern die Wilzsch zwischen den Herrschaften Auerbach und Schwarzenberg die Gränze gebildet hat); endlich 12) die hohe Jagd nicht nur auf dem ganzen Gölscher Gebiete, sondern auch auf den Achtenauer, Bärenwalder und Gauerschen Fluren. Letztere waren eine Wüstmark am heutigen Filzteiche bei Zschorlau. Bei Achtenau aber ist wohl nicht an die Achte bei Beermsgrün sondern eher an Verschreibung für Lichtenau zu denken, da dieses mit der Wüstung Gauern rainte. Der Besitzungen Uebergabe und die Bezahlung sollten am 3. Januar 1564 geschehen. Unter den Bürgen erscheint auch Hanns Friedrich v. d. Planitz auf Planitz, ingleichen ein Rudolf als Bruder des verstorbenen Balthasar Friedrich. Dieser Kaufbrief ist für des Erzgebirgs Specialgeschichte zu wichtig, als dass wir des vorstehenden Auszuges daraus uns hätten enthalten können. Das ihm noch beigefügte Prototoll über die Grenzbegehung der verkauften Länderei ist zwar gleichfalls interessant, leidet jedoch keinen Auszug. Dass nach heutigen Verhältnissen sowohl der Kaufsubstanz, als des Geldwerthes, der Preis hätte können zwischen 1/2 und 1 Million schweben, lässt sich nicht bezweifeln; aber vor 300 Jahren dachte man fast mehr noch an das zu siedende Pech, als an das zu schlagende Holz, dessen hohen Werth für die Staatswirthschaft erst die umsichtigen Kurfürsten-Brüder Moriz und August durchschaueten.

Die Auerbacher Herrschaft erwarb 1652 und durch Bestätigung 1658 auch die Erblehnung mit dem Gottesberger Zinnbau.

Zu den Bränden im Orte (s. Album, zu Ende des Artikels) gehören noch jene vom 19. Juni 1626, welcher nur 16 Häuser unversehrt liess, und von 1825, wo ein Blitz deren 15 zerstörte. 1834 verbrannten 146 Häuser, wobei Kirche und Rathhaus, Pfarr- und Schulgebäude; am 5. Juli 1857 aber – wo Anlegung obwaltet – 40 starkbewohnte Häuser, darunter beide Schlösser.

Die Ortsflur begreift, ohne die Rittergüter, 6822/9 Acker, und raint mit Rebes- und Mühlgrün, Beerhaide und Sorga. Das am 29. September 1856 eröffnete Rettungshaus für verwahrlosete Kinder (Bethanien genannt, obwohl dieses eigentlich ein Lazareth bedeutet) steht in der Rebesbrunner Flur, wie denn all jene Fluren auch Auerbachische Flurstücke umschliessen. – Das Gewerbe des Ortes ist mannichfaltig und mässig lohnend, dieser daher meist wohlgebaut. Aber Markt und Gassen sind fast durchaus stark abhängig. Abgesondert stehen auch noch die Schäferei Hain, die schöne, grosse, 3 Etagen hohe Hertel’sche Papiermühle und die Ziegelei an der Gölzsch unterhalb –, die schon 1814 im Betrieb gewesene Spinnmühle oberhalb der Stadt, das Gut Scheibe nebst einigen Häusern auf dem hohen Abhange der Kohlung an der Lengenfelder Strasse, die Staudenhäuser an der obern Gölzsch, das Gasthaus Augustusruhe (früher die dürre Henne genant) an der Strasse nach Falkenstein. Die Pottaschsiederei geniesst seiten der Regierung ermässigte Holzpreise. Die Staudenmühle ist herrschaftlich, oder giebt vielmehr Erbpacht ins Oberschloss.

Im J. 1823 wurde von den 4 Zechen nur Frisch Glück noch wirklich gebaut. Gold hat man bei keinem der Versuchsbaue, wohl aber manchmal im Flusssande gefunden. Die Goldwäscherei kann aber nie ergiebig gewesen sein, obwohl der Ort sich mit dem Prädicate einer „alten Goldwäschstadt“ schmeichelt. Die Zeche Irrgarten lieferte ausserordentlich reichen Blutstein, der daher so schwer wog, dass man Gold darin glaubte; man empfahl ihn eifrig gegen Blutsturz.

Zu den beiden Schulen kommen noch die vom Staat unterstützte starke Sonntagsschule und Neidhardts höhere Sammelschule. – Der 1832 von der „Harmonie“ gestifteten allgemeinen Sparkasse ward 1847 landesherrliche Bestätigung, und es nehmen auch Falkenstein und 9 Dorfgemeinden daran Theil. – Augenblicklich denkt man daran, Gasbeleuchtung einzuführen. – Das Rathhaus, dessen Thurm einigermassen ein gothisches Aussehen zeigt, hat 1851 die Stadtcommun nebst dessen Gastgerechtsame wieder an sich zurückgekauft. Das Schiesshaus dagegen ist Privatgut. Der Staudenhammer, der sonst oberhalb der Stadt im Betriebe gewesen, wurde von Beyer & Müller zu der schon erwähnten Spinnerei umgeschaffen. Westlich von ihr thront auf dem Gebirge der aus gelbbraunen Thonschiefer bestehende Bendelstein, welchen man nicht mit dem Wendelsteine (dem Wienersteine jenseits Falkenstein) verwechseln möge. – Nicht fern oberhalb der Staudenmühle empfängt die Gölzsch das Goldbächlein; da nun oberhalb dessen Mündung noch nie Gold in der Gölzsch gefunden worden, so glaubt man, dass unter den Hohn- und Rempesgrüner Fluren der goldführende Quarz zu suchen wäre.

Wird sich nicht eine Actiengesellschaft dafür bilden?

In des Oberschlosses Nähe hat die Harmonie ihr schönes Local. Lustorte sind Mühl-, Werns- u. a. Grüne, davon die hiesige Gegend so wimmelt, wie manche andere von hain, stedt, dorf etc.

Die am 1. December 1839 neu geweihete, grosse, schöne, helle, im Innern gothisch decorirte Kirche hat einen zwar ein wenig plumpen, übrigens aber an den Hamburger Michaels- und den Netzschkauer Thurm erinnernden, gegen 100 Ellen hohen Thurm, und besitzt in ihrer Jehmlichschen Orgel ein wahres Meisterwerk, erhielt auch 1850 ein schönes Altarblatt von Peschel in Dresden, Christi Grablegung: zum Theil als Geschenk des Kunstvereines. Die Collatur kam 1848 von den hiesigen Rützengrüner und Sorgaischen Herrschaften an die Commun, von dieser später an das Ministerium.

Bergen, (S. 179 d. A.) auch Unterbergen und im Lehnhofe „Bergen mit Trieb“ genannt, weil Trieb, ein ursprüngliches Sonderlehn, später zu Bergen geschlagen worden ist. Noch früher ist aber Bergen selbst nur ein Vorwerk der Herrschaft Falkenstein gewesen. Es liegt nordöstlich von Oelsnitz, westlich von Falkenstein, 21/2 Stunde nordwestlich von Schöneck, zwischen Trieb, Mechel- und Poppengrün. In Südosten ragt der Marien- und entfernter der Pfaffenstein vor der Egerleithe, einem grossen Waldstück, dessen Name auf eine Holzmark zu deuten scheint. In Südwest ist der Streuberg, in Westen der Wennickel (?), in Nordwesten der Harzberg. Die mittle Seehöhe der Flur beträgt 1520 Fuss, und das Klima ist schon etwas rauh, der Boden auch zu steinig. Eine Parcelle der Flur gehört nach Mechelgrün.

Das stark bevölkerte Dorf hat sich 1834 bis 1858 von 107 zu 119 Häusern, von 682 zu 936 Seelen verstärkt. Ebenso ging Trieb, ebenfalls an dem darnach genannten Flüsschen tiefer in Nordosten gelegen, von 54 auf 64 Häuser, von 301 auf 368 Seelen hinauf. Dieser Ort, nach Bergen gepfarrt, hat mit Schönau vereint eine besondere Schule bei welcher – wie bei der Kirche und Schule in Bergen – der jedesmalige Senior des Trützschlerischen Geschlechtes die Collatur übt. Trieb ist unter das Amt (mit 9 kleinen Gütern), die Rittergüter Dorfstatt (3 Nummern), Untermechelgrün, Bergen, Oberlauterbach und Falkenstein-Mühlberg vertheilt.

In Bergen selbst gehören Kirche, Pfarre, Schule und noch 9 Häuser, deren 2 auf der Jahnsgrün (wohl einer wieder angebauten Wüstung?) stehen, nicht unter das Rittergut, sondern zur Falkensteiner Collatur, also dem jedesmaligen Trützschlerischen Senior. Auch soll Oberlauterbach lehnbetheiligt hier sein, wie hinwiederum Bergen in Gansgrün, das aber hierbei wohl nur mit Jahnsgrün verwechselt wurde, welches nordwestlich vom Hauptdorfe am Harzberge liegt. Oberhalb des Dorfes ist an der Trieb das Beiörtchen Steinicht, und in Westen am Streuberge das Oertchen Streit- oder Streuberg. 1849 begriff das aus einer herrschaftlichen Schäferei hervorgegangene Steinicht 6, Jahnsgrün 3 und Streuberg 7 Häuser. Nach einer Nachricht soll auch das bei Pillmannsgrün gelegne „Jägerswald untern oder Mechelgrüner Theiles“ sich zur Bergener Commun halten. (??)

Das nach früherer Verfassung neuschriftsässig und landtagsfähig, aber 1801 noch amtsässig gewesene Rittergut gehörte 1428 als ein voigtländisches Lehn unter dem Namen pergen dem Albert Rabe: zu einer Zeit also, wo das Geschlecht v. Berge Syrau u. a. Güter besass; dies entschuldigt wohl die Vermuthung einer Stammverwandtschaft beider Geschlechter. Die Burg Rabe muss übrigens nahe bei Bergen, südlich über Mechelgrün, gestanden haben, wo ein Waldstück noch jetzt so heisst. 1583 war Hanns Georg Thoss Besitzer; 1670 Heinrich Wilhelm und 1753 der S. Weimarische Lieutenant Ludwig Wilhelm Trützschler; 1819 Johann Gottlieb Förster, welcher 1851 seine (volle) Gerichtsbarkeit an das Amt Plauen kommen liess; 1855 kam diese aber an das Gericht zu Falkenstein. 1853 übernahm den Besitz Herr Franz Förster. – Das Gut gab 1801 nur 442 Consumenten an. Bei der ersten Zutheilung der Steuereinheiten erhielt es deren 2882.

Der S. 180 erwähnte Eisenhammer ist unzweifelhaft, da Schenks Karte ihn angezeichnet hat. – Der Name der Trieb ist nicht deutsch, sondern bezieht sich nach dem Slawischen auf den Waldreichthum der Gegend; der Fluss wurde offenbar nach dem Orte genannt.

Die hiesigen und Trieber Granitbrüche standen besonders 1847 und 1848 in starkem Betriebe für die Gölzsch- und Elsterthal-Ueberbrückungen. Die Expedition dafür war in Schönau. An die Brüche war behufs ihrer nachhaltigen Benutzung vom Fiscus viel gewendet worden; je tiefer man aber ins Gestein drang, desto unbauwürdiger offenbarte es sich.

Bösenbrunn, (S. 127 d. A.) dessen Name jedenfalls mit jenem des nahen Schönbrunn zusammenhängt, was im Album übersehen worden raint mit jenem Orte, mit Planschwitz, Dröda, Triebel, Triebelbach oder Fuchspöhl, und mit Lauterbach; seine Flur milder gelegen, als die Schönbrunnische, liegt auch im Mittel um 99 Fuss tiefer, nämlich nur 1417 Fuss hoch. Im Süden sind der Pfaffenberg u. a. Höhen nahe. Der Ortsname verlangt doch immer eine factische Ursache; sollten nicht etwa Eisenquellen, die dem Vieh „die Kränke“ (wie der Erzgebirger spricht) gebracht, ehemals hier geflossen, nun aber durch süsses Wasser unkenntlich geworden sein? Wir geben diess nur hypothetisch.

Der Ort zählte 1834 in 76 Häusern 386 –, 1858 in 87 H. 517 Seelen; hierbei sind jedoch Untertriebelbach oder Fuchspöhl mit der Fuchsmühle, die 6 Culmhäuser bei Dröda (aus denen Leonhardi ein Dorf Collm gemacht,) und die grüne Tanne nebst noch 2 Häusern beim Bergwerk eingerechnet. Obertriebelbach dagegen gehört nicht hierher; vergl. Lauterbach. Von Obertriebel unterlagen 1834 dem Bösenbrunner Gerichte 4 und von Untertriebel 28 Häuser. Dagegen haben an Bösenbrunn selbst das Oelsnitzer Amt und das Rittergut Planschwitz einigen Antheil; das Huthaus unterlag sonst erbgerichtlich dem Schneeberger Bergamte, obergerichtlich dem Amte Voigtsberg. – 1801 gab der Rittergutssprengel 438 Consumenten an.

Das Gut, der mittlern Werthklasse beizuzählen, versteuert 4522¾ Einheiten, erscheint 1819 als ein altschriftsässiges und somit landtagsfähiges, und behielt seine (volle) Gerichtsbarkeit bis zum 15. April 1856.

Dass auch die voigtländischen Tettau (s. S. 127, Sp. 2, Z. 5) Edle (nobiles) gewesen, ist völlig zu bezweifeln; nur der böhmische Zweig war in einigen seiner Glieder Herrenstandes. – Positz und Oppurg (ebenda Z. 6 v. u.) liegen bei Neustadt an der Orla. – Für Fletscher setze man Fletcher, welcher englischer Name ein Pfeilschneider bedeudet. – Dass der Gutsherr Collator der Pfarrstelle, ist zwar richtig; er wechselt jedoch in des Rechtes Ausübung mit dem Plauischen Oberpfarrer, als dem Nachfolger der Deutschordenscomthure, wegen der gleich grossen Rechte der Schwesterkirche zu Dröda, wo auch jetzt der Pfarrer wohnen soll. Nicht minder wechselt der Gutsherr in Verleihung der Untertriebler Schule mit dasigem Pfarrer. Bei hiesiger Schule dagegen gehört die Collatur ihm allein. – Hierher gepfarrt sind die Culmhäuser, die grüne Tanne, der Klingerstein und das (von Untertriebel wohl zu unterscheidende)

Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Schlösser und Rittergüter im Königreiche Sachsen V. Section. Expedition des Ritterschaftlichen Album-Vereins, Leipzig 1859, Seite 3. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_V.djvu/322&oldid=- (Version vom 4.2.2017)