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Rothenkirchen


5 Stunden von Plauen gegen Ostnordost, 2 Stunden nordöstlich von Auerbach, 2 Stunden östlich von Lengefeld, 2 Stunden nordöstlich von Eybenstock, 3 Stunden südöstlich von Schneeberg und 2 bis 21/4 Stunden südlich von Kirchberg gelegen, nördlich am Fuss des Kuhberges, von wo es sich 3/4 Stunden lang in nördlicher Richtung am obersten Theil des Kirchberger Wassers herunterzieht, so dass es sich durch einige einzelne Häuser, die nordöstlich von der Kirche in einer breiten, aber tiefen Schlucht stehen, mit dem obersten Ende von Bärenwalde im früheren Amte Wiesenburg verkettet; noch grenzt es in den Fluren südöstlich mit Stützengrün und südwestlich einigermaassen mit Wernesgrün.

Die Meereshöhe geht von 1800 bis 2000 par. Fuss, das Klima ist sehr rauh, besonders im Unterdorf, welches gegen den Wind weniger geschüzt ist, als das Oberdorf. Noch ist nicht unerwähnt zu lassen, dass die Lage des Ortes ziemlich zerstreut ist, ja einige Häuser ziehen sich in Südost, in einer finstern Schlucht unterm Kuhherg, fast bis zur nordwestlichen Ecke von Stützengrün.

Die Häuser selbst haben ein dürftiges Ansehen und stechen gegen die des angrenzenden Bärenwalde auffallend ab; gar häufig sind sie nicht übersetzt und nur aus dicken Balken zusammengefügt, ohne Mauerwerk, ja sogar ohne Anstrich.

Sie bilden den treuen Spiegel der Dürftigkeit, welche im allgemeinen hier zu finden ist. Mitten im Winter laufen die Kinder hier halb nackt, ohne Bedeckung des Kopfes und ohne Strümpfe und Schuhe an den Füssen.

Der Ackerbau findet einen dürftigen Boden. Die übrigen Gewerbe ernähren ohne Ausnahme spärlich und bestehen in Holzarbeiten, Klöppelei, Nagelschmieden, Russbrennen, dem Landfuhrwesen, dem Kohlenbrennen u. s. w. auch ziehen viel Einwohner als sogenannte Landreisende umher und vom weiblichen Geschlecht wird häufig weisse Waare genähet und gestickt.

Die eigentlichen früheren Rittergutsgebäude sind von keiner Bedeutung, wie dies auch die Abbildung besagt. Denn schon in früherer Zeit wurde das eigentliche Rittergut mit Ritzengrün combinirt und es fand seit dieser Vereinigung keine besondere Bewirthschaftung von Rothenkirchen mehr statt.

Ritzengrün aber haben wir schon in diesem Album beschrieben, so dass man täglich über die Entstehung des Orts und die weiteren Schicksale derselben hier hinweggehen kann.

Ritzengrün mit Rothenkirchen gehört, wie wir oben schon ebenfalls erwähnt haben, seit Jahrhunderten den Herren von Planitz auf Auerbach u. s. w. Bis Herr Major vorm Planitz auf Ritzengrün mit Rothenkirchen an Herrn Rittergutsbesitzer Opitz auf Netzschkau verkaufte, welcher es dem dermaligen Besitzer Herrn Günther käuflich abtrat.

Die Collatur über die Kirche zu Rothenkirchen so wie über die dasige Schulstelle steht den Rittergutsbesitzern von Auerbach obern und untern Theils zu.

In die Kirche zu Rotheukirchen war sonst auch Schönhaide gepfarrt, so wie Stützengrün im Erzgebirge heute noch Filial von Rothenkirchen ist.

Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Schlösser und Rittergüter im Königreiche Sachsen V. Section. Expedition des Ritterschaftlichen Album-Vereins, Leipzig 1859, Seite 199. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_V.djvu/301&oldid=- (Version vom 7.1.2017)