Seite:Album der Schlösser und Rittergüter im Königreiche Sachsen V.djvu/296

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Alle besassen nebenbei grosse Bauernhöfe, zu denen ergiebige Grundstücke gehörten.

Unterlosa liegt desshalb sehr angenehm, da nach Oberlosa, wo die frequente Strasse von Oelsnitz nach Plauen durchführt nur 1/4 Stunde Entfernung ist und in Oberlosa ein gut eingerichteter Gasthof sich befindet, wo die Bekannten und Freunde der Nachbarschaft stets einen schönen Vereinigungspunkt haben.

Auch Taltitz liegt nicht weit davon entfernt und zwischen Plauen und Oelsnitz liegt es in der Mitte.

Auch Unterlosa hat daher eine gute Absatzquelle bezüglich seiner Naturalien nach Plauen und Oelsnitz.

Ja es wird von Getreide, von Kartoffeln, von Milch und Sahne sogar bedeutende Quantitäten aus den beiden Städten, selbst im Dorfe und im Rittergute abgeholt.

Das Rittergut selbst ist nicht so gross, wie zu Oberlosa, hat aber bessere Felder und Wiesen und in Holzungen steht es dem Rittergute Oberlosa nicht nach. Uebertroffen wird Oberlosa an dem Bau der guten Getreidesorten; vorzüglich ist der Roggen, welcher in Unterlosa gebaut wird, von vorzüglicher Güte.

Ausgezeichnet und berühmt aber in der ganzen Umgegend ist der Ort durch seine schönen, grossen Teiche, worinnen ausgezeichnete grosse Voigtländische Karpfen gezogen werden, die an Geschmack und Güte alle andern übertreffen und den böhmischen in keiner Weise nachstehen.

Der frühere Gutsbesitzer Schick in Unterlosa verstand es vorzüglich Schleien und Spiegelkarpfen zu ziehen, wovon man in den niederen Gegenden keinen Begriff hat. Wenigstens geht dies daraus hervor, wenn man die Köchinnen auf dem Leipziger Markte einkaufen sieht und alle Mal von dem Fischhändler einen kleinschuppigen Karpfen verlangen hört, die im Voigtlande Niemand speist und blos unter dem Namen Schneiderkarpfen bekannt sind.

Die schulpflichtigen Kinder von Unterlosa gehen nach Oberlosa in die Schule, an welcher ein guter Lehrer angestellt ist, wie wir dies schon näher bei der Beschreibung von Oberlosa erwähnt haben.

In der Nähe dieses Ortes, mehr aber nach Oberlosa zu, befinden sich mehrere Gebirgshöhen, z. B. der sogenannte Kemmlerberg, von wo aus man eine reizende Aussicht auf Plauen und in das Elsterthal geniesst, so wie man auf der andern Seite in weiter Ferne Schöneck und die nach Böhmen hin sich ziehenden Gebirge erblickt.

An der Kirche zu Oberlosa, welche bekanntlich Filial von der Kirche zu Plauen ist, predigt der zweite Landdiaconus wechselsweise einen Sonntag und Festtag um den andern.

Unter diesen Predigern ist vorzüglich hier noch M. Georg Samuel Dörffel zu erwähnen und von diesem ein kurzer Nachtrag, welcher eigentlich in die Beschreibung von Oberlosa gehört, hier mitzubringen.

Derselbe hat in der gelehrten Welt einen Namen erworben. Im Jahre 1681 schrieb er eine Disertation de cometa. Veranlasst durch den grossen Kometen des Jahres 1680 stellte er schon vor Newton die Hypothese auf, dass die Bahn jedes Kometen eine Parabel sei, deren Brennpunkt in das Centrum der Sonne falle. Das Verdienst, welches er sich durch diese Idee erwarb, wurde aber erst in der Mitte des vorigen Jahrhunderts anerkannt, wie dies besonders von dem grossen Küstner gesehen. Später hat der unermüdete Mondbeobachter Schröter in Lilienthal Dörffels Andenken dadurch geehrt, dass er ein neuentdecktes Gebirge im Mond nach seinem Namen, den Dörffelsberg nannte.

M. G.     



Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Schlösser und Rittergüter im Königreiche Sachsen V. Section. Expedition des Ritterschaftlichen Album-Vereins, Leipzig 1859, Seite 196. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_V.djvu/296&oldid=- (Version vom 7.1.2017)