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erst in den Besitz von Unter-Syrau kamen, welches früher wohl blos Vorwerk von Ober-Syrau war.

Ober-Syrau erhielt 1587, Hugo einer der Söhne Haubolds von Tettau in Lehn.

Hugo sowohl wie seine Brüder, Siegmund und Daniel geriethen indess in grosse Schulden, so dass ein concursus creditorum ausbrach und 1596 wurde Ober-Syrau an Friedrich von Watzdorf auf Erdeborn, Magdeburgischer Hofmarschall zu Halle für 12250 fl. verkauft und 1597 von ihm in Lehn genommen. Derselbe Watzdorf hatte bereits 1592 Unter-Syrau von Ernst von Magwitz, dem Vormunde der unmündigen Lehnserben Jobst Heinrichs von Watzdorf für 5000 fl. an sich gebracht und am 2. Mai 1593 in Lehn erhalten. Von dieser Zeit blieben die Güter 62 Jahren vereinigt.

Friedrich von Watzdorf hinterliess nur einen Sohn, Georg Friedrich, dessen fromme Gemahlin Agnesa, geb. von Schönfels, sich ein bleibendes Andenken durch reiche Schenkungen für die Kirche zu Syrau erworben hat.

Derselbe Friedrich von Watzdorf erhielt 1612 beide Güter mit 20 Bauerngütern und Kauschwitz mit 14 Gütern in Lehn, wobei Drochaus, Oberpirk, Schönberg, die Mehlthuer Wüstung und Hundsgrün als hierher pflichtige Orte genannt werden.

Nach Friedrich von Watzdorfs Tode verwaltete Agnesa für ihre 6 Söhne die Güter bis zu ihrem Tode im Jahre 1646. Aber erst 12 Jahre später, 1658, wurde die Lehnstheilung unter den Söhnen und Enkeln Friedrich von Watzdorfs vorgenommen, wobei Unter-Syrau an Georg Friedrich den Aelteren fiel. Ihm folgte 1665 sein Sohn gleiches Namens. Nach dessen Tode nahm sein Cousin, Vaters Bruders, Christian Vollrath von Walzdorfs Sohn, Christian Friedrich, welcher im Besitz von Ober-Syrau war, bei der Theilung mit seinen Lehnsvettern im Jahre 1679 auch Unter-Syrau an und vereinigte beide Güter nach 21jähriger Trennung wieder.

Vereinigt blieben sie bis 1740, wo Christian Friedrichs Enkel, Christian Vollrath von Watzdorf in „brüderlicher Theilung“ Unter-Syrau annahm und bis 1765 besass, nachdem er 1755 von seinem Bruder Christian Friedrich auch Ober-Syrau gekauft hatte.

Da aber wurden beide Güter an den Besitzer von Kauschwitz, dem Oberhofrichter von Watzdorf verkauft, dessen baulustige Frau Gemahlin die beiden, bis dahin getrennten Rittersitze, von denen der Untere bis auf die letzte Spur durch Veraltung und Niederreissung verschwunden, der Obere nebst Gehöfte theils in Häuslerwohnungen übergegangen, theils mit dergleichen bebaut worden, in einem neuen, vom Dorfe wenig entfernten, geräumigen Rittergutsgebäude, welches jedoch ursprünglich grösser werden sollte als es in der Abbildung sich darstellt, vereinigte.

Im Jahre 1788 wurden die Güter Syrau und Kauschwitz und zwar Syrau von dem Justizrath von Watzdorf, Sohn des Oberhofrichters, dem Kaufmanne Ganzesauge in Zeulenrode käuflich überlassen. Nach dessen Tode ging Kauschwitz auf dessen einzige Tochter, verehelicht mit Herrn Louis von Schäffer, Syrau aber auf die verehlichte Susanne Henriette Alberti über, von welcher es an deren Herrn Sohn kam, der es Ende der 40ger Jahre an Herrn Opitz auf Netzschkau abtrat. Letzterer aber verkaufte es in diesem Jahrzehend an Herrn Rittergutsbesitzer Golle auf Unterneundorf, welcher eine grossartige Bierbrauerei hier errichtet hat.

Syrau, das Gut ist an Areal nicht unbedeutend. Wenn auch der dasige Boden selbst nicht der beste ist, so wird doch guter Roggen und schöne Gerste erbaut, den grössten Ertrag geben aber für das Gut die grossen starken Holzungen, die allerdings jetzt etwas gelichtet sind, aber durch die ausgezeichnete Forstcultur des jetzigen Herrn Besitzers bald wieder dicht und schwarz dastehen werden. Denn der dasige Holzboden dürfte sich nicht allenthalben so ausgezeichnet vorfinden, als gerade hier.

Der Ort war stets belebt durch die hier durchführende Strasse von Plauen nach Pausa und Zeulenroda, nach Mühltroff und Schleitz, eine Frequenz, die sich allerdings in der neueren Zeit durch die Sächs.-Bayr. Eisenbahn, welche bei dem nahen Orte Mehltheuer einen Stationspunkt hat, sehr vermindert hat. Aber dessen ungeachtet ist von Syrau nach Plauen die Strasse immer noch belebt, da dorthin viel Holz von Syrau und denn Forste bei Schneckengrün gefahren wird.

Die Gerichtsherrschaft von Syrau hat das Patronat über dasige Kirche und Schule, welches im Jahre 1613 der damalige Besitzer von Syrau, Georg Friedrich von Watzdorf, von den Herren von Bünau auf Elsterberg, wohin Syrau wegen der Verbindung mit der Dynastie Lobdaburg-Elsterberg gepfarrt war, für 130 fl. verkaufte.

Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Schlösser und Rittergüter im Königreiche Sachsen V. Section. Expedition des Ritterschaftlichen Album-Vereins, Leipzig 1859, Seite 186. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_V.djvu/281&oldid=- (Version vom 7.1.2017)