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Elsterberg.


Auf einem bewaldeten Hügel‚ an dessen Fusse die weisse Elster in weitem Bogen sich hinzieht‚ thronen die ehrwürdigen Trümmer der alten Burg Elsterberg, die einst zu den bedeutendsten und festesten Schlössern des Voigtlandes gehörte. Ihre Erbauung fällt in die Zeit‚ wo die unterdrückten Slaven einen neuen Versuch wagten, die ihrer Freiheit angelegten Fesseln zu brechen. Die Uneinigkeit König Ludwigs des Deutschen mit seinem Bruder‚ Karl dem Kahlen erregte die Hoffnungen des schwer gedrückten Volkes dergestalt, dass es dem deutschen Statthalter Zisziber den Tribut verweigerte, und als er Gewalt brauchen wollte ihn erschlug. Vereint mit den Böhmen und Siuslern drangen nunmehr die Sorben in Thüringen ein und verwüsteten dieses Land fünf Jahre lang mit aller Wuth eines längst genährten Hasses, bis endlich Ludwig des Deutschen Sohn‚ der Prinz Ludwig‚ mit einem aus Thüringen, Franken und Sachsen bestehenden Heere die empörten Slavenstämme (869) in einer blutigen Schlacht gänzlich schlug‚ wobei die Böhmen bis auf Wenige niedergehauen wurden. Die Folge dieser Schlacht war der Sorben neue Unterwerfung und der Verlust des Landesstrichs zwischen der Saale und Elster, den man mit Thüringen vereinigte‚ und somit bildete die Elster nunmehr die Grenze zwischen dem Sorbenlande und Thüringen. Die Sorbenburgen Wida, Geraha‚ Grewcz‚ Slowitz‚ Reussa und Dobena‚ nebst Dobeneck‚ Planschwitz, Magwitz und Tirbel waren jetzt Eigenthum der Sieger und dienten als Grenzfestungen‚ die man noch durch mehrere neue Burgen vermehrte‚ unter denen sich Reichenfels‚ Stein‚ Sachsgrün‚ Mühldorf und auch Elsterberg befanden.

Als ein neu entstandener Theil vom Osterlande oder Ostthüringen gehörte das jetzige Voigtland nunmehr zu der nördlichen und östlichen thüringischen Mark‚ welche aus der einstigen Sorbischen Mark gebildet worden war. Nach völliger Unterwerfung der Slaven finden wir (1046) einen Markgrafen Eckard von Nord- und Ostthüringen‚ nach dessen Tode die markgräfliche Würde an Herzog Ludolf von Sachsen und später an Ludwig den Bärtigen kam. Neben diesen Markgrafen bestanden indessen auch noch fünf kaiserliche Voigteien und einige Dynasten‚ unter welchen Letzteren der Sächsische Graf Bruno von Eberstein der mächtigste war‚ indem er nach einer noch vorhandenen Urkunde zu Anfang des zwölften Jahrhunderts ein Gebiet von fast zehn Quadratmeilen besass. Die übrigen ebenfalls reichbegüterten Voigtländischen Dynastieen bestanden aus den Grafen von Orlamünde‚ denen auch Weimar gehörte‚ und welche ihre Abkunft von dem Sachsenherzog Wittekind herleiteten; den Grafen von Gliesberg oder Gleisburg und denen von Lobdaburg. Letztere waren Besitzer Elsterbergs.

Das alte Geschlecht der Lobdaburger hatte sein Stammhaus in Lobeda bei Jena‚ und besass, wie sich durch Urkunden beweisen lässt, bereits in der Mitte des zehnten Jahrhunderts bedeutende Güter in Franken. Im Jahre 958 gründete Hartmann von Lobdaburg gemeinschaftlich mit dem Grafen Ernst von Truhendingen das Benedictinerkloster Anhausen an der Wernitz‚ und durch seine Vermählung mit Truhendingens Schwester‚ welche an Kaiser Ottos I. Hofe lebte und bei dessen Gemahlin in hoher Gnade stand‚ trug Hartmann von Lobdaburg nicht wenig zur Macht und dem Ansehen seines Hauses bei. Noch existiren zwei kaiserliche Urkunden aus den Jahren 956 und 996, in denen Hartmanns von Lobdaburg Erwähnung geschieht. In einer Urkunde des Markgrafen Otto von Meissen vom Jahre 1166 werden Hartmann und Otto von Lobdaburg als Zeugen aufgeführt. Bis gegen 1220 besassen die Lobdaburger noch Güter im Anspachischen und 1315 verkaufte Herrmann von Lobdaburg die ihm zugehörige Stadt Jena an den Markgrafen Friedrich mit der gebissenen Wange. Otto von Lobdaburg war 1207 Bischof von Würzburg und 1226 bekleidete diese Würde Hermann von Lobdaburg. Die Herren von Lobdaburg breiteten sich namentlich an der Saale aus, wo sie in einen zusammenhängenden Striche als freie Reichsdynasten‚ ausser dem Stammhause Lobeda noch Jena‚ Kahla‚ die Leuchtenburg, Roda‚ Burgau und zweiundsiebzig Dörfer besassen. Die Familie bestand aus fünf Hauptlinien, Arnshaugk, Lobdaburg‚ Leuchtenburg, Burgau und Elsterberg, von welchen jedoch nur

     Voigtländischer Kreis, 3tes Heft oder 16tes der ganzen Folge.

Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Schlösser und Rittergüter im Königreiche Sachsen V. Section. Expedition des Ritterschaftlichen Album-Vereins, Leipzig 1859, Seite 17. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_V.djvu/28&oldid=- (Version vom 17.10.2016)