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Tirpersdorf,


an der Strasse von Oelsnitz nach Falkenstein und Auerbach, 2 Stunden von erstrer Stadt entfernt gelegen, ist an einem Nebenwasser des Kornbachs in südwestlicher Richtung hinabgebaut.

Der Ort selbst liegt noch angenehm und mild, wogegen nach Kottengrün zu die Strasse hinauf nach Werda und von da nach Falkenstein ein viel rauheres Klima beginnt. Oft liegt in Tirpersdorf zu Winterszeit und mit Beginn des Frühjahrs kein Schnee mehr, während 1/4 Stunde über Tirpersdorf hinaus mit dem Schlitten bequem fortzukommen ist.

Die angenehme Lage des Orts wird noch erhöht durch die vielen kleinen Birkenwälder, die auf Ritterguts Grund und Boden sich befinden.

Tirpersdorf hat eigentlich zwei Rittergüter, und zwar Tirpersdorf obern Theils und Tirpersdorf untern Theils.

Tirpersdorf ist ein sehr alter Ort, aber die Geschichte desselben bis zu den Zeiten der Reformation sehr dunkel. Auf alle Fälle war es ein Wallfahrtsort vom Kloster Mechelgrün, wozu auch in den frühesten Zeiten die Hauptkirche in Theuma gehörte und die Capelle in Tirpersdorf.

Schon vom 15. Jahrhundert an besassen die beiden Rittergüter zu Tirpersdorf die Herren von Raab oder Raabe, welche solche auch bis zum 19. Jahrhundert behauptet haben.

Erst in den 40er Jahren unsers Jahrhunderts verkaufte Herr Heinrich von Raab die beiden Güter an Herrn Rittergutsbesitzer Gottfried jun. auf Untermarxgrün, welcher sich jetzt noch im Besitze der Güter befindet.

Das herrschaftliche Wohnhaus ist ein altes Gebäude, doch hat dasselbe ein freundliches Ansehn, die Wirthschaftsgebäude sind neuern Ursprungs und im vortrefflichen Zustande.

Das Areal an Feldern und Wiesen und den bedeutenden Holzungen beträgt über 500 Acker mit 5000 Steuereinheiten.

Dazu gehört das Vorwerk Jägerswald und eine Mühle mit einem Gange.

Schriftsässig waren Antheile von den Dörfern Zaulsdorf und Pilmesgrün dem obertheiligen Gute einverleibt.

Pilmesgrün war in den früheren Zeiten ein besonderes Rittergut, welches mit dem Vorwerke Jägerswald (früher die Wüstung genannt) verbunden war und den Herren von Tettau gehörte, von welchen es an die Herren von Raabe gelangte.

Ob die von Tettau, vor den Herren von Raab auch Tirpersdorf besessen haben, ist unermittelt.

Nach einer alten Urkunde zu schliessen, dürfte es aber fast anzunehmen sein.

Die Lage von Tirpersdorf an der Chaussee nach Oelsnitz und nach Falkenstein bietet für die beiden Rittergüter die trefflichsten Verkehrsmittel unter beiden Städten, weshalb auch Massen von Brennholz Jahr aus Jahr ein nach Oelsnitz, ja sogar nach Plauen verkauft werden. Das Holz selbst kann man in allen Gattungen hier bekommen und ist ein vorzügliches Brennholz zu nennen.

Für die benachbarten Schneidemühlen wird auch das schönste Nutzholz geliefert.

Wer will die Summen nennen, die seit 30 Jahren aus diesen Tirpersdorfer Waldungen fortgeschafft wurden? Und dennoch ist immer noch

Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Schlösser und Rittergüter im Königreiche Sachsen V. Section. Expedition des Ritterschaftlichen Album-Vereins, Leipzig 1859, Seite 181. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_V.djvu/274&oldid=- (Version vom 7.1.2017)